Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega
zwischen Biomasse und Technologie speicherte ich sie ab, umschloss sie mit einer luftdichten Hülle und schuf immer wieder ein kleines Vakuum. Die Lebensenergie der Salzkrebse existierte nun in ihrer besonderen biologischen Nische, die diese Tierart einmalig machte. Eine ungewöhnliche, aber effektive Art, Informationen über die biotechnischen Verteiler laufen zu lassen: halb lebendig, halb tot. Halb Maschine, halb Lebewesen. So wie ich.
Nun besaß ich alle Grundstoffe. Zufrieden verließ ich den Salzsee, schaute meiner Heilung zu und schloss die noch offenen Körperkreisläufe. Das organische Gehirn aktivierte sich und verschmolz mit der Speichereinheit. Das Herz begann zu schlagen und pumpte frisch gebildetes Blut durch die Adern.
Die erste Frage, die ich mir am Beginn meiner neuen Existenz gestellt hatte, klärte sich binnen eines einzigen Lidschlags: Ich war jemand. Ich dachte, also war ich. Ich besaß nicht nur einen Namen, sondern war eine Person. Ein Konglomerat aus Technologie und Biologie, aus Maschine und Lebewesen: Rico.
In der nächsten Sekunde vervollständigte sich meine Erinnerung an die Zeit nach dem Erwachen in der Venus-Zuflucht. Mit der Arkonidin Thora war ich zur Erde gekommen – zurück zur Erde. Ich hatte ihr geholfen und war dabei getötet worden. Desaktiviert. Zerstört. Am Ende gab es nur noch meine verschmorten Einzelteile, die schließlich in dem Wüstenversteck landeten.
So klar jedoch all dies vor meinem geistigen Auge lag, damit endete es. Mein Gedächtnis blieb fragmentarisch und unvollständig. Was war vorher gewesen? Wie war ich in die Venus-Zuflucht gelangt? Ich wusste wieder, dass ich eine Verpflichtung erfüllen musste, dass diese von entscheidender Bedeutung war, für mich und ... ihn. Darin lag der eigentliche Zweck meiner Existenz.
Aber ich konnte diese Aufgabe und ihre Zielsetzung nicht benennen. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr verschwamm alles. Aber gleichzeitig wuchs eine Sehnsucht in mir. Es zog mich zum Meer. Dort wartete meine Erfüllung.
7.
Wega-Spaziergang
Perry Rhodan
Er schaute zurück. Die GOOD HOPE schwebte in wenigen Metern Entfernung als metallischer, kugelförmiger Koloss im Weltall. Einige der Zerstörungen, die der Mutant Iwan Goratschin vor allem in der äußeren Kugelschale angerichtet hatte, prangten noch immer deutlich sichtbar als Verformungen oder von innen abgeschirmte kleine Risse in der Metallhülle.
Das arkonidische Beiboot verblasste jedoch zur Bedeutungslosigkeit angesichts des gigantischen lodernden Balls der Sonne Wega, die aus Rhodans Blickwinkel den Rand des Kugelraumers gerade noch berührte. In Wirklichkeit lag sie Millionen von Kilometern entfernt.
Der Terraner beschleunigte den Kampfanzug. Das Schiff, seine einzige Heimat im Umkreis von fast dreißig Lichtjahren, eine Insel des Lebens, schrumpfte in raschem Tempo zu einem fingernagelgroßen, nur noch zu erahnenden Hauch zusammen – genau das Nichts, das es eigentlich inmitten der unendlichen Weiten des Alls war.
Rhodan wandte den Blick nach vorne, zu seinen Begleitern. Es war vereinbart, dass sie dicht zusammenblieben, maximal fünf Meter voneinander entfernt. Nur er selbst war vor diesem Einsatz bereits mit einem dieser arkonidischen Kampfanzüge geflogen, und doch bildeten diese auch für ihn nicht weniger ein technologisches Wunderwerk als für Darja Morosowa, Anne Sloane und Ras Tschubai.
Auf den ersten Blick waren sie klobig, völlig anders designt als irdische Raumanzüge, und ihnen auf einer grundlegenden Ebene zumindest optisch ähnlich. Ein arkonidischer Kampfanzug wog 50 Kilogramm und lag – solange man ihn nicht per Antigravfunktion flog – schwer auf dem Körper. Das hohe Gewicht resultierte vor allem aus den leistungsstarken Energiespeichern, die unter anderem zeitlich beschränkt einen voll funktionsfähigen Schutzschirm projizieren konnten.
Das integrierte Pulsatortriebwerk ermöglichte darüber hinaus unter irdischen Bedingungen eine Flugreichweite von maximal 20.000 Kilometern. Deshalb war die GOOD HOPE bis auf etwa dreitausend Meter an die Rettungskapsel herangeflogen. Für die Raumanzüge stellte ein Flug dorthin eine Sache von wenigen Augenblicken dar.
Die Anzugpositronik ließ sich intuitiv steuern; zumindest die russische Kosmonautin Darja Morosowa zeigte von Anfang an ein großes Geschick in der Bedienung. Im Fall von Sloane und Tschubai sah es anders aus, sie schienen den nötigen Dreh nicht zu finden. Ihre Kampfanzüge liefen
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