Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne
verunsichert warst.«
Bernhard seufzte. »Da hast du wohl recht.«
Caroline schnappte sich die Speisekarte. »Du hast sie ja lange genug studiert – was wollen wir also essen?«
6.
Reginald Bull
Schiff der Fantan
Ein tonnenschweres Gewicht schien auf ihm zu lasten, das ihm den Schmerz über die Nervenbahnen in die Fingerspitzen und bis in die Zehen presste. Die kleinste Bewegung schmerzte; jedes Atemholen wurde zur Qual. Er wünschte sich, dass die genüssliche Dunkelheit, die Umarmung des Schlafes zurückkommen möge. Stattdessen loderte glutflüssiger Schmerz in jeder seiner Körperzellen.
Reginald Bull presste die Lippen zusammen. Er wollte schreien, besann sich aber im letzten Moment dagegen. Der Schmerz mochte ihn furchtbar quälen, ihn zur Handlungsunfähigkeit verdammen, aber schreien, nein, das würde er nicht. Diesen Triumph wollte er dem Schmerz nicht gönnen.
Mit gewaltiger Willensanstrengung gelang es ihm, sich auf den Rücken zu drehen. Irgendwo über ihm tauchte ein metallener Himmel auf.
Die Decke des Laderaumes.
Bild für Bild, Episode um Episode fielen ihm die Dinge ein, die zuvor geschehen waren, die ihn hierher und in diese Situation gebracht hatten.
Irgendwo in seiner Nähe hörte er ein leises Murmeln. »Ossa longa: Femur, Tibia, Fibula, Humerus, Ulna, Radius. Ossa plana: Cranium ...«
Bull stöhnte. Ein paar der lateinischen Wörter kamen ihm bekannt vor. Er dachte kurz nach und kam zum Schluss, dass es sich allesamt um Bezeichnungen von Knochen handeln musste. »Ossa longa« bedeutete »lange Knochen«, zu denen der Oberschenkel, aber auch Elle und Speiche gehörten. Und »Cranium« war nichts anderes als der lateinische Name des Schädels.
Manoli zählte für sich die menschlichen Knochen auf. Dem Doc schien es auch nicht besser zu gehen als ihm.
»Eric!«, presste Bull heraus.
Er erhielt keine Antwort. Stur betete Manoli die Knochen des menschlichen Skelettes herunter. Damit würde er eine Weile beschäftigt sein, besaß der Mensch doch über 200 Knochen. Allerdings würde Manoli wohl nicht jede Rippe einzeln benennen.
Die Gedankenspiele halfen Bull. Sie lenkten ihn vom Schmerz ab, der ihn durchfloss. Er schaffte es, beide Hände zum Schädel zu heben. Das Gesicht fühlte sich unter seinen juckenden Fingerspitzen kalt und schweißig an.
Eine Frage manifestierte sich. Was ist geschehen?
Sie hatten es gemeinsam geschafft, Sid González wieder zu den Lebenden zurückzuholen. Nur Sekunden später hatte ihn dieser enorme Schlag getroffen, der sich angefühlt hatte, als hätte ihm jemand mit aller Kraft einen Baseballschläger in den Nacken geschwungen.
Bull konzentrierte sich – und richtete den Oberkörper durch ein einziges, furchtbares Zusammenziehen der Bauchmuskeln auf. Sterne tanzten vor seinen Augen.
Er atmete tief durch und stellte erleichtert fest, dass der Schmerz langsam abklang. Je mehr er sich bewegte, desto schneller verschwand er. Es war, als müsse er jeder Körperzelle einzeln die Absolution erteilen. Ja, es ist gut so – du gehörst wieder zu mir; ich bin dir nicht mehr böse.
Neben Bull lagen Eric, Sue und Sid. Manoli krümmte sich in Embrionalstellung neben dem Defibrillator, während Sues Kopf auf Sids Schulter und Oberarm ruhte. Der Körper des Mädchens zuckte, sie stöhnte leise.
Kurz überkam Bull die Angst, als ihm auffiel, dass sich Sid seit der Reanimation nicht bewegt hatte. Er lag noch genauso da wie zuvor!
Zu seiner Erleichterung sah er, wie sich Sids Brust in regelmäßigen Abständen hob und senkte.
Bull ließ die angehaltene Luft entweichen. Nicht auszudenken, wenn dieser Schlag, der sie alle ausgeknockt hatte, nur eine Minute früher gekommen wäre, bevor Manoli den Defibrillator ein zweites Mal ausgelöst hatte.
»Reg?«, kam es schwach von Manoli. »Was ist geschehen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Bull. »Irgendetwas hat uns von den Beinen geholt.«
»Wie geht es dir?«
»Besser als noch vor ein paar Minuten«, gab er zurück. »Der Nacken und die Glieder schmerzen höllisch. Und der Schädel dröhnt, als wäre er eine riesige Glocke, die pausenlos von einem nicht minder gewaltigen Schlägel malträtiert wurde.«
»Es muss eine Art Schock sein«, murmelte der Arzt. »Von einem Energiefeld oder etwas Ähnlichem.« Ächzend richtete er sich auf.
»Es war ein Transitionsschock«, sagte eine Stimme in Bulls unmittelbarer Nähe. »Sie werden ihn überleben. Der nächste wird Sie schon weniger in Mitleidenschaft
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