Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne
schwindelig. Er tastete nach den Terminals, hielt sich daran fest.
Mit offenem Mund drehte er den Kopf.
So viele Sterne.
Mit einem Ruck hielt der Boden an. Er hatte Sid und die vier Fantan in ihren Sesseln etwa zehn Meter in den Weltraum hinausgeschoben. Sid wandte sich um, sah die dunkle Wand der SREGAR-NAKUT aufragen.
Ein Energieschirm beschützte sie vor dem Vakuum des Raums. Es musste sich um eine andere Energieform handeln als bei den Schirmen, die sie zuvor gesehen hatten. Er leuchtete und flackerte nicht, sondern besaß eine so vollkommene Transparenz, dass er den Blick auf die Sterne in keiner Form verhinderte.
»Sehr schön!«, rief einer der Fantan. »Gleich ist es so weit!«
Sid hatte keine Angst, dass die Stimme des Translators ihn verraten konnte, zu laut und wuchtig übertönte die Musik diese faszinierende Szenerie.
Plötzlich kam der Schmerz zurück, brachte die Sterne zum Verschwinden. Keuchend wartete Sid ab, bis die Pein abebbte. Dann öffnete er die reflexhaft geschlossenen Augen wieder.
Direkt vor ihnen erschien ein Lichtpünktchen, das rasch größer wurde.
Ein Planet.
Rote, gelbe und braune Schlieren überzogen ihn. Er wies Ähnlichkeiten zu Jupiter auf, dessen Poster Sid ein paar Monate lang in seinem Zimmer aufgehängt hatte.
Dieser Planet hatte aber einen Ring, ähnlich wie derjenige von Saturn.
Und zwei Sonnen.
Sid kniff die Augen zusammen. Tatsächlich ergossen zwei Gestirne ihr Licht auf diesen Planeten. Eine große rote und eine viel kleinere gelbe.
»Schau, ein Zwiesel!«, rief einer der Fantan. Mit einem seiner Extremitäten wies er auf irgendeine Stelle des Planeten.
Ein zweiter Fantan stimmte ihm zu, während ein anderer meinte, dass ihn das Muster eher an ein Krööh erinnern würde.
Sid kniff sich in den Oberschenkel. Er musste doch träumen!
Wie lange hatte er sich vorgestellt, wie es wäre, zu den Sternen zu fliegen. Im Shelter, dem Waisenhaus des Gedankenlesers John Marshall, hatte er jeden noch so kleinen Fitzel Information über die Wunder des Weltraums in sich aufgenommen – ständig im Wissen, dass er davon zwar träumen durfte, mehr aber auch nicht.
Und jetzt das.
Irgendwann erfolgte die nächste Transition. Der Schmerz war wiederum heftig, hielt aber nur kurz an. Dann sahen sie einen mächtigen Felsbrocken, der durch das All trieb. Die Strahlen einer riesigen gelben Sonne trafen ihn. Eisbrocken und Staub lösten sich, bildeten einen Schweif.
Die Musik veränderte ihre Tonlage. Elemente kamen hinzu, die Sid an ein Glockenspiel erinnerten.
»Ein Reisender durch Raum und Zeit«, sagte einer der Fantan andächtig. »Ist er nicht spektakulär?«
Sid fühlte sich vom Verlangen gepackt, sich zu den Fantan zu gesellen und mit ihnen das Erlebnis zu teilen. Im letzten Moment hielt er sich zurück. Das wäre nicht klug, sagte er sich.
Eigentlich war es auch nicht klug, dass er zwischen den Gerätschaften stand, anstatt sich hinter ihnen zu verstecken. Aber dieses Risiko wollte er eingehen. Zu märchenhaft schön war das Bild, das sich ihm bot.
»Mehr!«, rief einer der Fantan.
Die nächste Transition erfolgte.
Ein kurzer Schmerz, dann sah Sid erneut ein riesiges Band von Sternen. Hatten sie eine Transition weg von der Milchstraßenebene vollzogen und blickten nun auf einen ihrer Arme nieder?
Der menschliche Körper besitzt mehr Atome, als es Sterne im Universum gibt, hatte sein Freund Ellmer einmal zu ihm gesagt.
Sid fragte sich, ob das stimmen konnte.
Es gab so viele davon. Und es gab ebenso viele weitere Galaxien. Wenn er den Kopf hob, sah er verwaschene Gebilde, weit entfernte Wolken.
Sid wartete darauf, dass die Fantan erneut Kommentare abgeben würden. Das taten sie aber nicht.
Stumm blickten sie auf die Myriaden von Sonnen.
In diesem Moment wusste Sid, was ihn mit den Fantan verband. So fremdartig die Zylinderwesen aussahen, so seltsam sie sich verhielten, so stark glichen sie Sid in einem entscheidenden Punkt: ihre Ehrfurcht vor dem Universum und seiner Schönheit.
Sid bemerkte, wie ihm Tränen über die Wangen liefen.
Er spürte eine unglaubliche Ruhe in sich. Wenn es jemals einen Punkt in seinem Leben gegeben hatte, an dem er hätte sterben können, ohne dass es ihm etwas ausgemacht hätte, wäre es genau dieser Augenblick gewesen.
Hier und jetzt, dachte er. Zwischen den Sternen.
Die SREGAR-NAKUT vollführte weitere Transitionen, die sie an immer neue Orte mit atemberaubenden Aussichten brachte. Die Musik brach niemals ab, erzählte die
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