Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne
kniete sich an ihre Seite, strich Sue die Haare aus der Stirn. Er fühlte eiskalten Schweiß.
»Es wird alles wieder gut werden, Sue«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
»Das ist ... gut so«, flüsterte das Mädchen. Dann fielen ihr die Augen zu.
Bull erhob sich, nahm Manoli zur Seite. »Wie geht es ihr, Doc?«, flüsterte er.
»Der Blutdruck ist auf vierundsechzig zu dreiunddreißig gesunken«, gab Manoli zurück. »Die nächste Transition sollte sie noch überstehen. Aber dann wird es ganz kritisch, Reg!«
Bull nickte. Er wusste, was der Arzt mit dem betonten Reg hatte aussagen wollen. Da sich die Fantan nicht mehr blicken ließen, könnte Sid mit Sue zu ihnen springen.
Das könnte eventuell die Überlebenschance des zerbrechlichen Mädchens stark erhöhen. Auf der anderen Seite gab es keinen Zweifel darüber, dass die Enthüllung von Sids Teleportationsgabe die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Flucht stark einschränkten, wenn nicht sogar gänzlich zunichtemachen würde.
Verflucht!
Bull blies die angehaltene Luft aus. Es gab nur eine moralisch richtige Vorgehensweise. Womöglich hatten sie schon viel zu lange gewartet.
»Sid«, sagte er eindringlich. »Hör mir genau zu. Ich habe eine sehr wichtige Aufgabe für ...«
Sids dunkle Augen, die ihn eben noch mit dieser Mischung aus Entsetzen und Entschlossenheit angeschaut hatten, blickten plötzlich über seine Schultern.
Bull wandte den Kopf und sah den Fantan, wie er auf seinem seltsamen Gefährt angefahren kam.
Sofort erhob er sich, ging mit eiligen Schritten auf das Zylinderwesen zu. Es handelte sich um Skelir, den Fantan mit den fehlenden Gliedmaßen.
»Hören Sie mir gut zu, Skelir!«, sagte er. Der Zorn brandete in Bull auf. Er gab sich Mühe, den Fantan nicht noch härter anzugehen. »Sue Mirafiore geht es schlecht! Während meine anderen Begleiter und ich uns an die Transitionen gewöhnen, saugt es sie langsam, aber sicher aus. Verstehen Sie? Jede weitere Transition bringt Sue näher an den Tod. Sie müssen den Flug sofort unterbrechen!«
Das Zylinderwesen setzte sich in seinem Gefährt auf. Mehrere Öffnungen mit den Sinnesorganen richteten sich auf Bull. Wellen der Erregungen schienen über den fein geschuppten Körper zu laufen. Bull kannte die Physiognomie der Fantan aber zu wenig, um die Regung richtig einschätzen zu können. Hatte die Information Skelir emotional berührt – oder handelte es sich vielleicht um eine Art Fantan-Schluckauf?
Das Wesen bewegte die Steuerstange. Das Gefährt fuhr an Bull vorbei, hielt vor Sue. Sid erhob sich, verschränkte die Arme und starrte den Fantan mit zusammengezogenen Brauen an, sagte aber nichts.
»Sue Mirafiore ist Besun«, kam es schließlich schnarrend aus dem Leib des Fantans. Bull hörte die Übersetzung durch den Translator. »Sie ist wichtig für mich, weil sie mein Besun ist. Aber sie ist nur ein Besun unter viel, viel Besun auf der SREGAR-NAKUT. Die anderen würden nicht begreifen, wenn meinem Besun besondere Aufmerksamkeit widerfährt. Ich habe bereits große Probleme, weil du fremdes Besun beschädigt hast, Reginald Bull.«
Bull fühlte gewaltigen Zorn in sich aufsteigen. »Sie wollen Sue doch wohl nicht mit dem ganzen Ramsch vergleichen, den Sie angeschleppt haben?«
»Was ist Ramsch?«, fragte Skelir neugierig.
»Unnütze Dinge!«, schrie Bull. »Absolut wertlose ...« Er brach ab, so kam er nicht weiter. Gerade jetzt brachte es überhaupt nichts, wenn sie eine Diskussion um die Werte der Besun-Beutestücke begannen, die zwangsläufig im Sande verlaufen musste. Ganz offensichtlich besaßen Fantan und Menschen unterschiedliche Wertevorstellungen. So müßig es war, mit einem anderen Menschen über Geschmack zu diskutieren, so überflüssig war es auch, mit einem Fantan die Wertigkeit von Besun zu erörtern.
»Skelir«, begann er erneut. Diesmal sprach er leiser, eindringlicher. »Sue wird sterben, wenn Sie weitere Transitionen durchführen! Und Sie werden sie auf dem Gewissen haben, denn Sie hätten es verhindern können!«
Der Fantan zögerte kurz. »Was ist ein Gewissen?«, wollte er dann wissen.
Bull seufzte.
Manoli wandte sich um und sagte: »Wenn Sue stirbt, geht Ihnen Besun unwiederbringlich verloren, Skelir. Wollen Sie das?«
Der Fantan ruckte herum. Er richtete zwei seiner Glieder auf den Arzt. Sie zitterten.
Sekunden verstrichen.
Bull widerstand dem fast übermächtigen Reflex, den Fantan zu ergreifen und
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