Perry Rhodan Neo 013 – Schatten über Ferrol
dass es nötig war, Thora regelmäßig mit Nahrung und Wasser zu versorgen, um ihre Gesprächsbereitschaft zu erhöhen. Daher war Thora die letzten Stunden ohne Störungen durch die Topsider geblieben.
Trker-Hon musterte sie neugierig, während eine der Wachen einen Stuhl für ihn in die Zelle trug. Sie trug keine Spuren von Folterungen, das war schon einmal ein gutes Zeichen. Handschellen umspannten ihre Handgelenke.
Mit der Wache war vereinbart, dass er sich melden würde, wenn es Schwierigkeiten geben würde. Er hatte sich vergewissert, dass die Wachen nicht im Vorraum patrouillieren würden – er wollte nicht, dass die Arkonidin hörte, dass draußen Wachen unterwegs waren. Also war er mit der Arkonidin ganz allein.
Thora blickte auf. »Sie schon wieder?«
Sie hatte ihn erkannt. Wahrscheinlich gibt es nicht viele ältere Topsider mit Augenklappe hier, die noch dazu keine Uniform tragen – das heißt noch lange nicht, dass sie sich positiv an unsere Unterhaltung erinnert , gemahnte er sich selbst.
»Bemühen Sie sich nicht, Topsider. Aus mir werden Sie nichts herausbekommen.«
Er wartete mit seiner Antwort, bis die Tür hinter ihm wieder verschlossen war. »Sie irren sich. Ich bin lediglich gekommen, um mich mit Ihnen ungestört zu unterhalten. Die Überwachungsanlagen sind desaktiviert.«
Die Arkonidin schwieg.
»Sie müssen mir nicht glauben. Sie können das alles hier für einen Betrug halten, einen Schwindel, um Sie zum Reden zu bringen.« Er nahm Platz. Als sein Schwanz und sein alter Körper gut und bequem saßen, sprach er weiter. »Wissen Sie, als ich eine junge Echse war, beherrschte mein Volk nicht einmal zwei Dutzend Welten. Mein Großvater konnte noch davon erzählen, wie die Besiedelung der zehnten Welt durch Topsider gefeiert worden ist. Ich bin jetzt ein alter Mann, aber meine Nachkommen blicken nun auf ein großes Reich hinaus. Und wir glauben nicht daran, dass dieser Weg schon zu Ende ist. Es scheint kein Ende zu geben im Weltraum, keine Grenzen für mein Volk.«
Thora unterbrach ihn: »Ich sagte schon: Bemühen Sie sich nicht. Mir können Sie mit solchen Geschichten nicht imponieren!«
Trker-Hon seufzte. »Ich muss Sie enttäuschen, denn es liegt überhaupt nicht in meiner Absicht, Ihnen zu imponieren. Das überlasse ich den Militärs.« Er machte eine kurze Pause, aber die Arkonidin sah ihn weiterhin nur schweigend an. »Wissen Sie, man nennt mich einen Weisen. Und diesen Titel habe ich nicht ohne Grund erhalten. Ich bin darin geschult worden, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Mir etwas anzuschauen und dabei darüber nachzudenken, wie es sich aus einer anderen Perspektive betrachten lassen könnte. Für mich ist die Welt ein Würfel, von dem die meisten nur die drei Seiten sehen, die ihnen zugewandt sind. Ich hingegen drehe den Würfel und schaue mir die Seiten an, die man nicht von vorne sehen kann.«
Er machte eine erneute Pause. Sie schwieg.
»Wissen Sie, mir ist klar, dass das Universum Grenzen hat. Es müssen welche vorhanden sein, die unseren Expansionsdrang irgendwann bremsen. Vielleicht sind es keine Grenzen im Weltraum, vielleicht ist es nicht die Reichweite unserer Raumschiffe. Schauen Sie sich das Große Imperium Ihres Volkes an. Ihre Vorfahren hätten darauf geschworen, dass es weiter größer und größer wird. Immer neue Welten, neue Völker, neue Errungenschaften. Sie sehen schon: Ich glaube, dass wir Topsider dem jungen arkonidischen Imperium sehr ähnlich sind.«
»Sie wissen nichts über uns Arkoniden«, sagte Thora da Zoltral schnippisch.
Na, immerhin hat ihr Panzer doch Löcher , dachte er. »Da bin ich anderer Meinung. Hätten Ihre Vorfahren jemals geglaubt, dass das Große Imperium einmal stagnieren würde, nein, sogar im Niedergang begriffen ist? Nein, lassen Sie mich aussprechen!« Thora schwieg, doch schien es ihr schwerzufallen, einen Kommentar hinunterzuschlucken. »Ich wiederhole es gern noch einmal: Ihr Imperium ist im Niedergang begriffen. Sie werden Schwierigkeiten haben, das zuzugeben, aber es ist doch wahr. Niedergang und Vergehen scheinen Konstanten im Universum zu sein, genauso wie Aufschwung und Aufbruch.
Ich bin ein alter Mann«, fuhr Trker-Hon fort. »Aber der Aufschwung meines Volkes hat auch Auswirkungen für jeden einzelnen Topsider. Die Lebenserwartung eines Topsiders hat sich innerhalb von wenigen Generationen verdreifacht. Mein Großvater war ein alter, fast unbeweglicher Mann, als er so alt war wie ich heute. Ein Jahr
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