Perry Rhodan Neo 016 - Finale für Ferrol
das Gleichgewicht zu halten. Die Waffe umklammerte er nach wie vor, doch sie zeigte längst nicht mehr auf Rhodan. Dieser erkannte sofort die Möglichkeit, die sich unverhofft eröffnete.
Was immer in diesen Augenblicken geschah, das war sie – seine Chance. Er musste die Situation ausnutzen, um noch höher zu pokern. Ein letzter Bluff eröffnete sich ihm, der ihn auf noch unsichereres Terrain führte.
Er rollte sich auf die Seite, ignorierte den Schmerz im Kopf, ging in die Hocke und stand in einer fließenden Bewegung auf.
»Sie wollten eine Demonstration meiner Machtmittel«, sagte er mit fester Stimme. Nur nicht unsicher wirken. So hatte Thora es ihm nahegelegt. Oder befohlen. »Die Überlieferung der Ferronen spricht davon, dass ich komme und dem geknechteten Volk das Licht zurückbringe! Hören Sie, Genkt-Tarm, dies ist ...«
»Schweigen Sie!«, herrschte der Kommandant ihn an.
Wenn Rhodan sich nicht täuschte, klang er unsicher und erschrocken – genau das, was er zu vermeiden versuchte. Der Topsider würde nicht schießen. Hoffentlich nicht. Rhodan durfte nun nicht nachlassen, keine Schwäche zeigen. »Sie sehen, dass meine Machtmittel erheblich sind. Ich gebe Ihnen eine letzte Chance, einzulenken, Genkt-Tarm.«
Sein Gegner starrte ihn einen Augenblick lang an, die rötlichen Augen in der dunklen Schuppenhaut verschlossen sich mehrfach mit einem raschen Schnappen der Nickhäute. Kurz war die Zunge vor der vorgewölbten Schnauze zu sehen. Dann gab er ein lautes, rhythmisches, bellendes Geräusch von sich.
Was hatte das zu bedeuten?
Die gesamte Besatzung der Zentrale stimmte in das Geräusch ein, zuletzt sogar Trker-Hon. Genkt-Tarm bellte so laut, dass sein ganzer Körper erbebte und er sich zusammenkrümmte. Er schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können, und in diesem Moment begriff Perry Rhodan, was geschah.
Sie lachten ihn aus.
Er hatte verloren. Sein letzter, verzweifelter Bluff war grandios gescheitert.
Genkt-Tarm ging einen Schritt zur Seite und gab damit den Blick frei auf ein Hologramm, das der Topsider bis dahin fast völlig mit seinem Körper verdeckt hatte. »Nun, Rhodan, mächtiges Wesen aus der ferronischen Mythologie«, spottete er, »schauen wir uns doch einmal an, was Sie zu bieten haben.«
Das Hologramm zeigte offenbar eine schematische Darstellung der Außenbeobachtung des Schiffes. Er hatte Ähnliches bereits an Bord der GOOD HOPE gesehen und zu deuten gelernt. Ein zunächst unübersichtliches Gewimmel aus einer Unzahl an Symbolen in verschiedenen Farben breitete sich als dreidimensionales Lichtbild aus.
Zwischen den Planeten des Wega-Systems mit ihrer riesigen Sonne flogen Raumschiffe, insgesamt Hunderte – auf den ersten Blick nicht zu überschauen. Bei einem realistischen Größenverhältnis wären sie nicht zu sehen gewesen, doch in dem Hologramm stand jedes einzelne als kleines Symbol. Perry Rhodan erkannte ganz klar nicht nur zwei Schiffs-Grundtypen – sondern drei, dargestellt in drei verschiedenfarbigen Symbolgruppen.
Also hielten sich nicht mehr nur Ferronen und Topsider im Wega-System auf, sondern noch eine dritte, unbekannte Macht.
Weitere Arkonidenschiffe? Griff Thoras Volk in die Auseinandersetzung ein? Nein, das konnte nicht sein. Es hätte bei Genkt-Tarm nicht zu einem solchen Sturm aus Hohn und Spott geführt. Es musste eine andere Antwort geben. Eine, die zugunsten der Topsider ausfiel ...
Trker-Hon stand plötzlich neben ihm. »Hunderte von riesigen Schiffen sind in diesem Sonnensystem materialisiert«, erklärte er mit ruhiger Stimme, so leise, dass niemand außer ihnen es hören konnte. In den Worten lag nicht die Herablassung, die Genkt-Tarm ihm entgegenbrachte. »Sie, Rhodan, wollten allen Ernstes den Strukturschock, der die RUGR-KREHN erschütterte, als einen Beweis Ihrer Machtmittel deklarieren?« Und, noch leiser: »Sie enttäuschen mich.«
Ein Fehler. Aber was hätte er tun sollen? Er hatte in höchster Not und Verzweiflung nach diesem Strohhalm greifen müssen, der allzu schnell geknickt und abgerissen war. »Wer sind Sie, Trker-Hon?«, flüsterte er zurück, statt mit überflüssigen Rechtfertigungen lebenswichtige Zeit zu vergeuden. »Sie haben mich wiedererkannt! Wir sind uns schon einmal begegnet, und das wissen Sie.« Mehr erklärte er nicht. Es war nicht nötig.
Der Weise sah ihn nur wortlos an.
Der Moment, in dem Rhodan Hoffnung hegte, Trker-Hon könne ihm helfen, verstrich.
Genkt-Tarm wies erneut auf das Hologramm. »Das
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