Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
ausruhen. Und ganz sicher würde dieses Ausruhen wie in den letzten Tagen nicht länger dauern als ein paar Stunden. Auf der Suche nach Crest schenkte sich Thora nichts.
Sue Mirafiore
Sue Mirafiore blickte auf die faszinierende Welt, die die Positronik ihr holografisch offenbarte. Unter grünlich gestreutem Licht erhoben sich karge Felsen und Berge. Die Landschaft wirkte nicht nur echt, sie schien zu riechen und zu atmen. Von eisigen Flüssen stieg Dampf auf, grüne Wiesen wuchsen an ihren Flanken wie letzte Inseln in der Einöde des Mondes. Selbst da, wo nur Gestein lag, gab es Farben und Formen im Überfluss, immer neue Muster, die fremd und zauberhaft aussahen.
»Zardik ist so riesig«, flüsterte Sue in Reginald Bulls Richtung. Seitdem sie beide aus der Gewalt der Fantan entkommen waren, fühlte sie sich mit ihm besonders verbunden. Bull hatte alles für sie und Sid getan, damit sie wieder auf die Erde zurückkehren konnten.
»Er ist größer als der Mars.« Bull verzog das Gesicht. »Und so was nennt sich Mond. Ich dachte, Perry würde übertreiben, als er mir vor unserer Mission auf Gol vom Wega-System erzählt hat.« Er grinste verschmitzt. »Aber dann bin ich selbst mit ihm hingeflogen und konnte mir ein Bild machen. Beeindruckend, das muss ich schon sagen.«
»Sid hat es auch begeistert, obwohl er nur so kurz da war.« Sue dachte an den Teleporter Sid González, mit dem sie gemeinsam im Pain Shelter von John Marshall gelebt hatte, ehe die Dritte Macht ihre neue Heimat geworden war. Es ist verrückt. Sid war immer derjenige, der es kaum erwarten konnte, ins All zu kommen. Als ich ihn noch Spark nannte, hatte er nichts anderes im Sinn als den Weltraum. Nun fliege ich durch das Wega-System mit all seinen Wundern, und Sid ist in Terrania.
Sue hätte Sid gern mitgenommen, weil er kaum noch von etwas anderem sprach als dem Wega-System, doch Perry wollte die Anzahl der Expeditionsteilnehmer möglichst gering halten. »Ein kleiner, schlagkräftiger Trupp«, hatte er bei der Vorbesprechung in Terrania gesagt. Und Sue war dabei gewesen, schließlich besaß sie die Gabe, Crest zu heilen. Letztlich war es diese Fähigkeit, die ihr alle Türen öffnete. Sie spürte deutlich, dass ihre Kräfte durch die Erlebnisse als Besun der Fantan noch gewachsen waren. Umso sicherer fühlte sie sich, Crest retten zu können.
Im Zoom des Hologramms betrachtete Sue einen besonders auffälligen Berg und drehte ihn nach allen Seiten. Er ließ sie an den einzigen Tag mit Schneefall in Texas denken. Seine Konturen erinnerten sie an einen Schneemann, den sie mit den anderen Kindern vor dem Shelter im Garten nach einem ungewöhnlich heftigen Blizzard gebaut hatte. Damals noch einhändig. Sie drückte die Finger leicht zusammen, als könne sie selbst nicht fassen, nun zwei Hände zu besitzen. Das Nachwachsen der Hand erschien ihr nach wie vor wie ein Wunder.
Obwohl Sue Crest genauso wie die anderen finden wollte, fiel es ihr schwer, sich vom Zauber des fremden Mondes zu lösen und die zahlreichen Hinweise der Positronik zu überprüfen. Meistens genügten wenige Blicke, um auszuschließen, dass es sich um ein von Ferronen geschaffenes Bauwerk handelte. Zum Glück lief die Suche vollautomatisch. Es war Thoras Vorschlag gewesen, zusätzlich zur Positronik die Daten zu überprüfen. Obwohl die Schäden der NESBITT-BRECK mit Ersatzteilen der TOSOMA behoben waren, vertraute Thora der vollen Einsatzbereitschaft des Schiffes nicht. Der Vorfall mit den Galanés hatte sie in dieser Einschätzung sicher noch bestärkt. Auf der Suche nach Crest wollte sie keinen Fehler machen.
»Alles okay?«, fragte Bull nach.
Sue drehte sich zu ihm um. »Ja, alles klar. Ich dachte bloß gerade an Crest.« Sie senkte ihre Stimme. »Was ist, wenn wir zu spät kommen?«
»Mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, dass Crest noch lebt. So leicht lässt sich einer wie Crest nicht unterkriegen.«
Sie lächelte dankbar. Er meinte, was er sagte. Sue hatte ihn noch nie lügen oder Halbwahrheiten sagen hören wie andere Erwachsene.
»Hey!«, rief Bull in dem Moment laut aus. »Ich hab was! Zum ersten Mal seit drei Stunden endlich ein vielversprechender Anblick! Nummer 523g.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Wie Sue riefen sicher auch die anderen das entsprechende Bild auf und studierten es. Sie hatten bereits zwei Fehlschläge hinter sich. Doch die Ansicht, die vor Sue erschien, ließ ihr Herz höher schlagen. »Das sieht ja aus wie eine Kuppel!«
Bull
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