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Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort

Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort

Titel: Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Tschubai gebraucht. Trotzdem setzte Sue sich neben den Bewusstlosen und hielt die Finger zehn Zentimeter über seinem Auge in der Luft, als könne sie die Verletzung Gualls mit den Handflächen scannen. Wie in Zeitlupe legte sie die Hände ab. In Gualls Gesicht zuckte es. Vorsichtshalber hielt Rhodan einen Arm des Verletzten fest und Bull den zweiten, damit er Sue nicht vor Schreck schlagen konnte.
    Sue saß vollkommen reglos. In ihrem Gesicht rührte sich kein Muskel. Einige Minuten vergingen. Obwohl nichts Spektakuläres an ihrem Tun war, lief Rhodan ein Prickeln die Wirbelsäule hinunter. Er konnte deutlich sehen, wie die Schwellungen abklangen.
    Dann begann es, in Gualls Gesicht zu arbeiten. Die Muskeln spannten und lösten sich, das Lid des dritten Auges öffnete sich abrupt.
    Instinktiv wich Rhodan mit dem Oberkörper eine Handbreit zurück. Während die unteren beiden Augen geschlossen blieben, starrte ihn das dritte Auge an. Es besaß eine blaue Färbung wie der Schnee in den ferronischen Gebirgszügen und unterschied sich damit deutlich von den beiden kupferbraunen Augen darunter. Weiße Verästelungen durchzogen die Iriden.
    Auf Rhodan wirkte die Iris wie ausgebleichter Chalcedon. Er dachte daran, wie weit weg das irdische Quarzmineral in diesem Augenblick war und wie sehr es zugleich der Farbe von ferronischem Schnee ähnelte.
    Der Blick des Auges wirkte scharf und durchdringend, als könne er wie bei einem Mutanten durch Wände dringen. Gleichzeitig aber auch distanziert wie der Blick eines alten Weisen, der zu viel Leid gesehen hatte. Rhodan fiel es schwer, den Eindruck in Worte zu fassen. Als könne dieses dritte Auge überall hinsehen. Es sieht nicht nur mich, Sue, Thora, Bull, Chaktor, Lossoshér, Ras … es sieht diesen Raum und noch viel weiter, in die Ferne, oder … noch mehr?
    Rhodan blinzelte und schüttelte den Kopf. Die Legenden über den Thort beeinflussten ihn. Er konnte nicht wissen, ob dieses dritte Auge wirklich mehr sah als die unteren beiden.
    Sue sank vornüber.
    Bull ließ Guall los und hielt sie fest. »Sue, alles klar?«
    »Ja«, murmelte sie schwach. »Ich bin so müde.« Sie schloss die Augen, ihr Atem ging tief und gelöst. Sie schlief in Bulls Armen ein.
    Guall dagegen regte sich. Zögernd öffnete er die unteren Lider und sah um sich. »Was habt ihr mit mir gemacht?« Er berührte das chalcedonblaue Auge.
    »Wie fühlt Ihr Euch, Herr?«, fragte Lossoshér unterwürfig.
    »Ich will sterben.« Gualls Stimme klang leise. Er sah auf Tschubai. »Ich hasse diesen Krieg. Ich hasse alles in diesem Lager. Jeden Tag verrate ich mich mehr, sterbe ab wie eine Pflanze im Schnee, nur dass es kein Erwachen gibt …« Er verstummte und musterte Rhodan mit allen drei Augen.
    Rhodan erschauerte. »Sie sprechen sehr offen, Guall. Ich danke Ihnen dafür.«
    Guall lächelte. Es war das erste Mal, dass Rhodan diese Regung an einem Ferronen in diesem Zeitalter sah. »Ich bin nicht, wie ich immer tat, wisst ihr?« Er wies auf Tschubai. »Ich hätte auch die Schwarzhaut nicht erschossen. Wir alle spielen eine Rolle auf dieser düsteren Bühne. Aber meine hat sich gerade verändert. Sue Mirafiore hat den Text umgeschrieben.«
    Rhodan runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie, dass sie Sue Mirafiore heißt?«
    Gualls Lächeln wurde rätselhaft. »Vielleicht, weil Sie es mir eben gesagt haben.« Er setzte sich auf und blickte auf die schlafende Sue. »Meine Rolle unter Mördern endet in dieser Stunde, Perry Rhodan.«
    Bull öffnete den Mund. »Perry, er macht es schon wieder! Woher kennt er deinen Vornamen? Was ist das für eine Gabe? Liest er unsere Gedanken?«
    Rhodan zögerte kurz, dann grinste er. »Ich glaube, ich verstehe Sie, Guall.«
    »Ihr seid es wirklich«, flüsterte Lossoshér ergriffen. »Ihr seid der erste Thort. Ihr habt den Blick und werdet den Frieden bringen.«
    Rhodan sah Guall fest an. »Werden Sie uns helfen, Guall? Sich und Ihrem Volk?«
    Guall stand auf wie ein Mann, der nach langer Zeit der Krankheit seine ersten Schritte tat. Er wandte sich von Rhodan ab. »Ich sagte es schon. Ich will nur sterben. Ruhe haben. Aber ich werde nicht sterben. Ich helfe Ihnen, Perry Rhodan, und meinem Volk. Nicht weil ich es beabsichtige, sondern weil ich weiß, dass es geschehen wird.«

8.
    Gefangen
    18. September 2036, irgendwo in den USA
     
    Der Boden war kalt, es stank nach Verfaultem und Unrat. Gucky öffnete ein Auge. Unangenehmer Zugwind traf auf die Netzhaut. Er schloss das Lid rasch wieder

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