Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
seine glatt rasierte Brust unter den Schlüsselbeinen sehen. Dort prangte der Leidensmann, eingebrannt in wachsweiße Haut.
Monks Verhalten war Gucky unheimlich. Was sollte dieser Blick bedeuten? Wenn er die menschliche Mimik besser verstehen könnte, wüsste er es vielleicht. Normalerweise konnte Gucky bei Unsicherheiten in die Gedanken der Menschen eindringen. Dieses Mal gelang es ihm nicht.
Gucky wollte nur fort. Seine Nase juckte entsetzlich. Er versuchte erneut zu teleportieren und scheiterte. Jetzt reicht es aber. Langsam muss ich es doch wieder können. Verängstigt fühlte er in sich hinein. Noch nie hatte sein Körper ihn derart im Stich gelassen. Es kratzte an seiner Souveränität.
Monk blieb eine halbe Stunde vor dem Gitter stehen, aufrecht und starr wie ein Mahnmal. Dann drehte er sich um und verließ ohne ein Wort die Scheune. Sein Gesichtsausdruck blieb Gucky ein Rätsel.
Erneut spionierte Gucky die Umgebung telepathisch aus – mit demselben niederschmetternden Ergebnis. Sein Kopf schmerzte höllisch, es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich wieder auszuruhen. Dabei begann das Licht, ihm zuzusetzen. Im ersten Augenblick hatte Gucky es für einen Vorteil gehalten, Licht zu haben, und er war dankbar darüber gewesen. Inzwischen wurde das Licht zum Folterinstrument. Dadurch, dass um ihn niemals Nacht herrschte, kam sein Organismus durcheinander. Neue Kraft durch Regeneration zu schöpfen wurde unmöglich. Irgendwann fiel er in einen nervösen Schlaf, durchsetzt von Albträumen, in denen der schwarze Monk ihn durch eine unwirkliche Landschaft jagte, um ihn mit langen Nägeln an ein Kreuz zu schlagen.
Ein Klirren am Gitter weckte ihn. Vor den Stäben stand ein großes Menschenweibchen mit hellem Kopffell, einer löchrigen blauen Hose und einem rosafarbenen Oberteil. Eine Maus mit runden Ohren war auf dem Stoff abgebildet.
Das Weibchen lächelte ihn an. »Na, mein Kleiner? Du hast sicher großen Hunger, was?« Seine Stimme klang angenehm wie ein Singsang und zugleich wie die eines Kindes. Allerdings erschien Gucky die Menschenfrau vom Aussehen her erwachsen. Sie musste mindestens achtzehn Jahre alt sein, vielleicht auch älter. So genau wusste er es nicht. Es fiel ihm immer noch schwer, das Alter von Menschen zu schätzen. Die älteren Exemplare hatten ausgebleichte Kopfhaare und Knitter im Gesicht. Das felllose Gesicht vor ihm dagegen war ganz glatt.
Linkisch beugte sich das Weibchen vor, hellblaue Augen strahlten ihn an. »Betty gibt dir was, Betty ist gut zu dir.« Sie schob einen Metallnapf mit einer undefinierbaren braunen Masse durch das Gitter. Dafür benutzte sie sicherheitshalber nicht die Hand, sondern den Fuß, der in einem derben braunen Stiefel steckte.
Gucky hatte Hunger, aber dieser Fraß setzte der Fehlbarkeit der menschlichen Küche die Krone auf. Igitt, ist das widerlich. Das kriege ich nie runter. Er wandte den Kopf ab und blickte von Betty fort.
Bettys Stimme klang enttäuscht. »Willst du dein Fresschen nicht? Ist ein gutes Fresschen, ja.«
Dann friss es doch selbst, dachte Gucky zornig. Ich will Pommes frites. Viele Pommes frites. Und Ketchup. Und meine Freiheit.
Guckys Metallleine war zu kurz, um Betty oder den Ausgang zu erreichen. Stattdessen nutzte er die Chance, Bettys Gedanken zu erkunden. Aber wieder erlebte er einen Misserfolg. Er konnte Betty nicht ausspionieren. Seine Gedankenfinger prallten an einer Wand ab. Die Angst in ihm wuchs. Wieso gelang ihm nicht einmal mehr das?
Betty brachte ihm frisches Wasser und verschwand wieder.
In Gucky breitete sich Verzweiflung aus. Er fühlte sich noch immer nicht gestärkt. Dieses Mal dauerte es lange, bis er einschlafen konnte. In seinen Träumen schwebte er über blutverschmierten Kacheln und wurde von einem schwarzen Schatten gejagt.
Als er zitternd erwachte, stand Monk am Gitter und starrte ihn hasserfüllt an, ohne ein Wort zu sagen. Erwartete der Schwarzgekleidete etwas Bestimmtes von ihm, oder wollte er ihn nur quälen?
Gucky ignorierte ihn. Aber er dachte die ganze Zeit darüber nach, was Monk von ihm wollen könnte. War das wirklich Hass in seinem Blick? Schickte das Kleinohr ihm mit seinen Augen eine Botschaft, die er nicht verstand?
Nachdem Monk wieder verschwunden war, fühlte er intensiv in sich – und wusste, er würde immer noch nicht entkommen können. Das Teleportieren wurde zu einer Unmöglichkeit. Hoffnungslosigkeit überkam ihn und leistete der Verzweiflung unerwünschte Gesellschaft. Gucky begann
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