Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
»Schon ein wenig Orwell, aber wir wollten dich um jeden Preis finden. Das Anwesen von diesen religiösen Spinnern war natürlich besonders verdächtig, aber einer Erstkontrolle hielt es leider stand. Der Schusswechsel führte uns letztlich her. Frag nicht, was wir vorher noch alles erlebt haben. In diesem Landstrich ballert jeder Zweite rum oder redet verdächtiges Zeug.«
Gucky wusste, dass Tiff übertrieb, aber das kümmerte ihn nicht. Die Erleichterung, gerettet worden zu sein, überwog alles andere. Er hätte fliegen können vor Freude, wenn sein Körper nicht so ausgelaugt gewesen wäre. Erschöpft sah er zu Betty Toufry hin, die sich verunsichert an die Maispflanzen drückte und sich im Hintergrund hielt. Sie schien von der Situation und den vielen fremden Menschen überfordert zu sein. Ihr Blick war gesenkt, der Rücken runder als je zuvor.
»Es wird alles gut, Betty«, sagte Gucky leise. Er ging zu der jungen Menschenfrau und nahm ihre Hand in seine. »Du hast mir geholfen, die Gefangenschaft zu überstehen und zu entkommen – nun helfe ich dir. Du wirst ein neues Leben in Terrania kennenlernen, und ich bin für dich da.«
Betty hob den Kopf und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. Es machte sie schön.
Gucky sah Tiffs und Mildreds überraschte Blicke. Auch die umherstehenden Männer und Frauen unter Tiffs Kommando hatten sonderbare Gesichtsausdrücke, die Gucky nicht klar deuten konnte. Vielleicht war es unter Menschen nicht üblich, so offen miteinander zu sprechen? Gucky war es egal. Er vergaß niemanden, der Gutes für ihn tat.
Entschlossen hob er den Kopf und sah zu Tiff auf. Im Grunde wollte er nur noch schlafen, an Ort und Stelle zusammenbrechen. Das Gras roch herrlich, der Wind verhieß Freiheit. Zehn Stunden Ruhe unter freiem Himmel und danach eine Raumschiffsladung Karotten – das wünschte er sich von Herzen. Aber es gab noch etwas Wichtiges zu tun.
Erneut streckte er seine Gedankenfühler aus. Die Kopfschmerzen flammten unter der Anstrengung auf, ihm wurde schwindelig. In Guckys Ohren summte es, ein Hammer drosch unbarmherzig auf seine Schädeldecke ein.
»Julian …«, brachte er mühsam hervor, »… ich glaube, dein Vater ist hier. Unter dem Haus … dort sind …«
Gucky brach mitten im Satz ab, sein Gehirn krampfte, er wimmerte gepeinigt. Die mentale Belastung war zu groß. Schwärze umfing ihn.
12.
Abschied
Rofus, im Neuen Zeitalter
Rhodan ging in der Mitte zwischen Thora und Sue. Er wollte die beiden Frauen nicht mehr aus den Augen lassen. Von Sue hatte er in aller Kürze erfahren, was mit Nerlan geschehen war. Das umsichtige Mädchen hatte trotz der ganzen Aufregung daran gedacht, Rukaar davon zu überzeugen, die arkonidischen Kampfanzüge samt den Strahlern aus Nerlans Labor holen zu lassen. Ihr verdankte es Rhodan, den Anzug wieder tragen zu können, der ihm bereits gute Dienste geleistet hatte.
Leider hatten Nerlans Leute die Strahler zerlegt, um ihren Aufbau zu untersuchen. Sie ließen sich nicht mehr zusammensetzen. Auch die Anzüge wiesen Spuren einer stümperhaften Untersuchung auf. Die Sauerstofftanks waren leer, die Nährlösungen verschwunden. Um den Tarnmodus stand es schlecht. Die Farbwechsel kamen nicht mit den Umgebungswechseln mit.
Die kleine Gruppe nahm zusammen mit Rukaar und ihren Soldaten einen der Tunnel, die die Städter für ihren Ausfall genutzt hatten. Rhodan, Tschubai, Thora und Bull mussten über weite Teile gebückt laufen, um nicht an die Decke zu stoßen. Mehrere Soldaten mit Flammenwerfern gingen voran und erhellten die Kanalisationsgänge. Das Feuer brachte nicht nur Licht. Es würde entgegenkommende Ferronen treffen.
Guall ging voran. Bisher hatte er keine Warnung ausgesprochen. Sie schienen nicht in eine Falle zu laufen. Hinter Guall kamen Ras Tschubai, er, Bull und die Frauen.
Als sie aus dem Tunnel herauskamen, löste sich Rhodan von Thora und Sue und übernahm zusammen mit Tschubai die Führung. Rhodan orientierte sich an dem größten der Türme, da er anhand der Mosaiken sicher war, ihn aus der Zukunft zu kennen.
Wie anders es aussieht. Trotz des Dauerbeschusses der letzten Tage strahlte das Gebäude in unvergleichlicher Pracht. Wie durch ein Wunder war es kaum beschädigt. Rhodan fiel kein menschlicher Bau ein, der ihm je so imponiert hatte. Auf den Kacheln schienen Tausende von Geschichten abgebildet. Er sprach Guall darauf an.
»Es ist die Geschichte unseres Volkes vor dem Dunklen Zeitalter«, antwortete Guall
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