Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
scheinbar zufälligen Stellen des Körpers hervor. Kraftlos hingen sie herab.
»Ein Fantan«, sagte Scaramanca. »Ich nenne ihn Bob. Das Problem: Er verweigert die Nahrungsaufnahme. Wir haben ihm Wasser, Brot, Fleisch, verschiedene Gemüse und Früchte hingestellt, aber er ignoriert alles. Finde heraus, was er will!«
»Aber Señor ...«, sagte Paco erschrocken. »Wie ...«
»Lass dir etwas einfallen!« Scaramanca drehte sich um und überließ Paco seinem Schicksal.
Fassungslos blickte er auf das Wesen. »Hallo!«, sagte er nach einer Weile. »Du heißt nicht Bob, oder?«
13.
Tatana Michalowna
Vergangenheit, Ferrol, Wega-System
Es kostete Tatana Michalowna viel Kraft, mit ihren telepathischen Sinnen die Bewohner der einfachen Häuser zu erfassen. Sie hangelte sich von Gehirnmuster zu Gehirnmuster. Mit der Zeit erschien ihr eines wie das andere. Gedankenfetzen, Erinnerungsblumen, schwere Gedanken. Trauer, Wut, Glück, Erregung – alles in inneren Dialogen ausgedrückt.
Wie kleine Seelenfenster, die Tatana aufreißen durfte. Dann ein kurzes Hineinspähen. Möglichst rasch, möglichst einfach, ohne Kraftanstrengung. Nach bekannten Mustern Ausschau halten.
Worüber dachte dieser Nichtmensch nach? Welche Bilder, welche Worte? Welche Sprache? War die Person in ein Gespräch vertieft, in dem sich die Gedankenwelt automatisch strukturierte, um das Sprechen zu erleichtern? Oder lag die Person irgendwo auf einer dreckigen Pritsche, in Agonie über das Leid verfallen, in der sie sich täglich wiederfand?
Michalowna fühlte das kurze Gras in ihrem Rücken nicht. Auch nicht den grünen Wurm, der es geschafft hatte, via Stiefelsohle den Fuß hochzuklettern und sich nun via Stiefelverschlüsse und Schienbein Richtung Knie schlängelte.
Dafür fühlte sie, wie ihre Kräfte nachließen. Wie viele Köpfe hatte sie innerhalb weniger Minuten gescannt?
Gewaltsam riss sie sich zusammen. Konzentrierte sich.
Ihre Gedankenfinger strichen über vier Personen, die unweit voneinander saßen und sprachen. Und aßen.
Das war, was sie gesucht hatte! Wenn vier Personen miteinander sprachen, kam es immer wieder zu Überlagerungen von Gedankenbildern. Diese Bilder hatten für Tatana einen höheren Wert, weil sie den Wahrnehmungsfehler ausschloss, der unweigerlich kam, wenn zwei nicht synchronisierte Hirne oder deren Gedankenrezeptionen aufeinandertrafen.
Innerhalb weniger Sekunden erfasste sie die Geschichte dieser Familie, die in trauter Eintracht am Esstisch saß.
Eines der Kinder – es hieß Freya – feierte am darauffolgenden Tag sein Wiegenfest. Es hatte sich gewünscht, die »lustigen Leute zu schauen.« Dabei hatte es Bilder von Ferronen im Kopf, die sich gegenseitig jagten und immer wieder über Füße fielen.
Die beiden älteren Ferronen besprachen den Zirkusbesuch mit nüchternen Bildern im Kopf. Sie sprachen vom Geld, das ein Abend mit der Familie kostete und das sie eigentlich nicht besaßen.
Und sie sprachen von der Sicherheit. Man konnte nie wissen, wann die Straßen und Örtlichkeiten wieder gefährlich wurden.
Die mütterliche Gesprächsteilnehmerin argumentierte damit, dass der Zirkus mit einem eigenen Team unterwegs war, das sich um die Sicherheit der Besucher und der Zirkusleute kümmerte.
Es ist perfekt, hörte Michalowna die Gedanken nachhallen. Was für ein Zufall, dass der Zirkus genau dann bei uns haltmacht, wenn unsere Freya das Wiegenfest feiert.
Sie dachten an den Krieg. An den Krieg in ihren Köpfen. Es wäre schön, ihm für ein paar Stunden entkommen zu können.
Michalowna schlug die Augen auf. Sie wusste nun, was sie zu tun hatte.
»Sie scherzen«, sagte Trker-Hon. »Sie wollen, dass wir uns denen anschließen? Zur Tarnung?«
Crest sagte nichts. Er lag neben der Telepathin und blickte über die Felskante, hinunter auf den Heerwurm aus Fahrzeugen aller erdenklichen Größen und Beschaffenheiten.
»Es ist nur eine Idee«, verteidigte sich Michalowna. »Aber ihre Reise führt sie über verschiedene Städte geradewegs nach Thorta!«
Sie hatte die beiden Männer mit ihrem Flugaggregat auf den Felsengrat gebracht, von dem aus sie einen guten Blick auf die kilometerlange Kolonne haben würden, und ihnen ihren Plan erklärt.
»Es ist keine angemessene Idee!«, sagte Trker-Hon.
Crest sah auf. »Ich verstehe Ihre Vorbehalte, bin aber nicht mit Ihnen einig. Ich frage Sie: Welches sind die schönsten Jahre, die einem Topsider geschenkt werden?«
Trker-Hon zog sich von der Felskante zurück.
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