Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
meisten Meldungen über die Unruhen berichteten, die sich rund um den Globus abspielten. Sid fand es befremdlich, dass die Menschheit immer noch nicht zur Einsicht gelangt war, dass sie in ein neues Zeitalter eingetreten war, in dem sie die lokalen Konflikte ein für alle Mal beenden und zusammenstehen musste.
Das Bild eines Fantan wurde gezeigt. Dicke Ketten waren um seinen Leib gewickelt. Verzweifelt zog und zerrte er mit seinen Ärmchen daran.
Vor ihm stand ein Pod, auf dem die Schlagzeilen des 2. Oktober 2036 abgebildet waren. Der Beweis, dass es sich um eine aktuelle Aufnahme handelte. Der Fantan hatte es ganz offensichtlich versäumt, zusammen mit seinen Artgenossen die Erde zu verlassen.
Sid hob die Hand, zeigte auf die Bildschirmfolie und deutete zweimal auf sein Ohr. Der Mediensensor reagierte augenblicklich, und Sid hörte die Stimme der Nachrichtensprecherin.
... der bislang nicht öffentlich aufgetretenen Gruppierung weiß man nur, dass sie sich in den südamerikanischen Anden aufhält. Mit Spannung wird erwartet, wie die Terranische Union auf die Forderung reagieren wird, der Gruppe außerirdische Technologie zu überlassen. Die Meinung unter Experten ist geteilt: Die einen weisen darauf hin, dass sich eine Regierung grundsätzlich nicht erpressen lassen dürfe. Terrania habe mit den Fantan nicht gemeinsame Sache gemacht und sehe sich aus diesem Grund nicht für den Außerirdischen verantwortlich. Andere wiederum halten dagegen, indem sie das von Rhodan proklamierte »Zusammenstehen der Menschheit« als Zugeständnis an eine gemeinsame Verantwortung für unseren Planeten ansehen.
Sid fühlte, wie sich sein Magen verdrehte. Die Fantan hatten ihn zusammen mit Sue, Reginald Bull und Eric Manoli ins All entführt, als Besun, wie sie es nannten. Es war nur einer unwahrscheinlichen Portion Glück zu verdanken, dass ihnen die Flucht aus der Gefangenschaft der Fantan gelungen war. Sid hätte allen Grund gehabt, die Fantan zu hassen, tat es aber nicht. Sie hatten ihm nichts Böses gewollt. Sie hatten nichts Böses getan. Aber dieser auf der Erde zurückgebliebene, gekettete und benutzte Fantan ... Ihm wurde Böses angetan.
Sid presste sich eine Hand vor den Mund und eilte auf den Ausgang zu. Mit Müh und Not erreichte er die Straße, bevor er sich übergab, an die Barackenwand gestützt.
Sein Mageninhalt ergoss sich stoßweise auf den staubigen Plasphalt. Als sich die Magenkrämpfe langsam einstellten, blieb Sid zitternd und ächzend stehen, schloss die Augen und weinte leise.
Alles hatte so schön begonnen. Die Entfaltung seiner Teleportationsgabe. Rhodan, Bull und die anderen. Der Schritt der Erde in ein phantastisches Zeitalter. Sid hatte sich als wertvollen Teil eines Ganzen gefühlt. Dann war Goratschin aufgetaucht, und plötzlich war nichts mehr so wie zuvor. Sid spuckte auf den Boden, wischte die Reste der Magenflüssigkeit mit dem Handrücken vom Mund.
Und fällte eine Entscheidung.
15.
Tatana Michalowna
In der Vergangenheit, Ferrol
Der gesamte Zug stoppte. Zwei gepanzerte Fahrzeuge scherten aus der Formation aus und beschleunigten. Zehn Meter vor der Stelle, an der Crest und Tatana Michalowna standen, kamen die beiden Wagen zum Stehen. Ihre Verbrennungsmotoren knurrten und ratterten.
»Bitte geben Sie den Weg frei!«, erscholl eine Stimme aus einem versteckten Lautsprecher.
Crest trat zwei Schritte vor. Gemäß seiner Rolle hob er den improvisierten Hut vom Kopf und vollführte eine tiefe Verbeugung. »Wenn ich mich vorstellen darf: Man nennt mich den Großen Crestino!«, rief er mit lauter Stimme. »Ich ziehe von Welt zu Welt, um Ihnen eine der gefährlichsten Zirkusnummern überhaupt zu zeigen: die Beherrschung des wilden Hyvänders!«
»Das ist schön für Sie«, kam die Antwort aus dem Fahrzeug. »Treten Sie bitte zur Seite, damit unser Tross wieder Fahrt aufnehmen kann!«
»Ich verlange, den Herrn Zirkusdirektor zu sprechen!«, rief Crest und setzte sich den Hut wieder auf den Kopf.
Tatana Michalowna hatte Mühe, Fassung zu bewahren. So kniffelig die aktuelle Situation auch war – die Art, wie Crest den Künstler spielte, barg etwas zutiefst Komisches. Das lag an seiner Gestik, aber ebenso an seiner Kleidung.
Sie hatten ihre in Mitleidenschaft gezogenen Kampfanzüge zerschnitten, sodass ihnen nichts Militärisches oder Technisches mehr anhaftete. Die Schwerkraftneutralisatoren trugen sie als übergroße Anhänger an einer Kunststoffschnur um den Hals. Die Energieversorgung
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