Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
Landbewohner, aber nicht von hier.«
Die junge Frau seufzte. »Gut.«
Rhodan wollte im Moment nicht nachfragen, was diese Antwort zu bedeuten hatte. Sein Aufenthalt in ferronischen Kriegsgebieten hatte ihn gelehrt, dass es nicht klug war, sich sofort einer Seite zuzuordnen. »Also: Was sind denn Peitschenquallen?«
»Wenn Sie wirklich keine Ahnung haben, will ich Ihnen gerne weiterhelfen.« Sie holte Luft, um mit lauter Stimme die Fahrtgeräusche zu übertönen. »Die Peitschenquallen sind die größten Räuber auf ganz Reyan. Wir Reyaner sind die einzigen Ferronen, die sie jagen können.«
Rhodan fiel auf, dass sie einen feinen Unterschied zwischen Reyanern und Ferronen machte. Wahrscheinlich war dies eine Entwicklung, die bei der Besiedlung von Kolonien im Weltraum früher oder später eintrat. Die ersten Kolonisten würden sich als Bürger der Heimatwelt fühlen, aber die kommenden Generationen würden mehr und mehr ein Eigenleben entwickeln, bis sie darauf pochten, eine eigene Regierung zu erhalten. Eine Entwicklung, die ich aus Amerika nur zu gut kenne.
»Aha. Mein Name ist Perry Rhodan. Wie soll ich Sie anreden?«
»Mein Name ist Thiroki, werter Perrodan.«
Na ja, dafür dass die Umgebungsgeräusche so laut sind, leisten ihr Gehör und mein Translator vernünftige Arbeit. Perrodan ...
Sie drehte ihren Kopf ein wenig nach hinten, musterte ihn flüchtig und schaute dann wieder nach vorne, zu ihrem Zugtier. »Perrodan, Sie scheinen nicht von Reyan zu kommen. Und Sie sehen auch nicht wie ein normaler Ferrone aus. Ihre Hautfarbe ist zu hell, ihr Akzent ist mir fremd. Woher kommen Sie?«
Rhodan hüstelte, wie um das Salz aus seinem Hals zu bekommen. »Wir kommen nicht von Reyan, das ist richtig. Wir sind hier abgestürzt ...«
»Abgestürzt? Aber dann hätten wir einen Hinweis finden müssen – ein abstürzendes Raumschiff ist schwer zu übersehen.«
Rhodan wusste nicht, ob es klug war, seine Retterin mit einer klaren Lüge zufriedenzustellen. »Das ist eine längere Geschichte und nicht so einfach zu erklären ...«
»Für eine längere Geschichte hätte ich sowieso keine Zeit«, erklang es von vorne. »Schauen Sie – wir sind fast da!«
Rhodan streckte sich, um erneut einen Blick über ihre Schulter zu erlangen. Vor ihnen lag eine Insel, darauf eine Siedlung. Eigentlich war die Insel die Siedlung, denn von der Oberfläche der Insel war kein Stück zu sehen; alles war bebaut. Je weiter sich die Gebäude vom Ufer entfernten, desto höher waren sie offensichtlich. In der Mitte der Insel erhoben sich fast zwanzigstöckige Häuser – gigantisch im Vergleich zu den kleinen Hütten am Rand der Insel. Von dort ragten Ausleger hinaus in das Meer, an denen Schiffe der unterschiedlichsten Größen befestigt waren.
Das Meer um die Insel war zwar nicht mit Schiffen übersät, aber wohin Rhodan schaute, sah er entweder ein Fahrzeug oder ein verankertes Floß. Auf diesen Flößen standen Wohnhäuser, zum Teil zweistöckig.
»Wie heißt diese Siedlung?«, fragte Rhodan.
»Sie müssen wirklich von weit her kommen, wenn Sie das nicht wissen. Das ist Kimmon, die einzige Siedlung der Reyaner.« Auf einmal lehnte sie sich nach rechts. Durch seine gefesselten Hände um ihren Bauch wurde Rhodan mit in die Bewegung gezogen. Ihr Gefährt bog sich zur Seite, es wurde in eine enge Rechtskurve gezwungen. Wenig später richtete sich Thiroki wieder auf, Rhodan folgte der Bewegung wieder gezwungenermaßen.
»Verzeihen Sie! Wir waren vier Wochen auf Fischzug. Jetzt wollen alle nach Kimmon – einige schneller, als ihnen gut tut!« Sie wies nach vorne. An ihnen vorbei näherte sich ein Gefährt dem Ufer. Sein Reiter hatte keinen an ihn gefesselten Außenweltler dabei, sodass seine Geschwindigkeit deutlich höher war als die von Thiroki und Rhodan. Also war er der Grund, warum sie eben so hektisch ausweichen mussten.
Das Gefährt vor ihnen schoss auf das Ufer zu. Im letzten Moment richtete sich der Reiter auf, stemmte die Füße gegen den Boden seines Gefährts und zog mit voller Kraft an den Leinen. Sein Zugtier bäumte sich auf, aber es kam wenige Meter vor dem Ufer zum Stillstand. Das Gefährt dümpelte noch einige Meter auf den Steg zu, bevor es mit ruhigen Bewegungen dagegen stieß.
»Perfekt«, kommentierte Thiroki. Sie wandte sich Rhodan zu. »Aber keine Angst, wir werden ein ruhiges Manöver hinlegen.« Sie deutete auf den Anleger vor ihnen, wo der junge Reyaner gerade hektisch sein Schiff vertäute. »Das da ist etwas
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