Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
nach links. Es war unmöglich, einen weiteren kontrollierten Absturz zu gewährleisten.
Er versuchte trotzdem, den Flug zu stabilisieren. Jede Korrektur wurde sofort nichtig, als das Schiff zusätzlich zu seiner seitlichen Bewegung anfing, sich drastisch nach vorne zu neigen.
»Mist!«, entfuhr es ihm zum wiederholten Mal. Das Schiff überschlug sich über den Bug.
Er spürte, wie sich eine Pfote schwer auf seine Schulter legte. Im nächsten Moment war das Raumschiff um ihn verschwunden.
13.
Gebt mir Freiheit oder gebt mir den Tod?
Reyan, irgendwann
Die Straßen von Kimmon waren belebt wie immer. Telgar war es nicht gewohnt, dass so viele Fremde um ihn unterwegs waren. Er musste nachdenken. Das konnte er nicht, wenn er alle drei Schritte jemand begrüßen oder gar zu einem Gespräch stehen bleiben musste. Dies war ein Leben, das er nie führen wollte.
Seine Schritte führten ihn hinab zur Mole, hin in den Museumsbereich. Hier war das Leben so, wie er es normalerweise jeden Tag lebte. Nur hier kam er sich vor, als wäre er selbst ein Ausstellungsstück. Waren sie, die man als Fische bezeichnete, wirklich eine Erinnerung an eine untergegangene Ära, Ausstellungsstücke?
Er ging bis ans Ende des Stegs. Dann rollte er seine Hosenbeine hoch, zog die Schuhe aus und hängte die Füße ins Wasser.
Telgar war nicht zufrieden mit dem, was in den letzten Tagen geschehen war. Nach Kimmon zu kommen war nicht schwierig gewesen. Es machte ihn traurig, so weit von seiner Familie fort zu sein. Die beiden großen Kinder versuchten alles, um ihn aufzuheitern. Aber Telgar war ein Familienmensch, er brauchte seine Frauen und seine Kinder um sich, um ganz glücklich zu sein.
Hier war er von vielen umgeben, die er vielleicht gute Bekannte nennen würde, aber Freunde hatte er wenige. Es gab andere, die das jährliche Fest nutzten, um Bekanntschaften zu schließen, um Verträge auszuhandeln oder zu planen, welche familiäre Verbindung für die nächsten Jahre die besten Profite für ihre Familie versprach. Dies war nicht seine Art.
Er gehörte ebenso wenig zu jenen, für die der jährliche Besuch in Kimmon eine willkommene Gelegenheit war, um weitere Neuerungen an ihren Körpern auszuprobieren. Telgar wäre heute noch ein unveränderter Reyaner, wenn der Unfall ihn damals nicht gezwungen hätte, seinen Arm reparieren zu lassen. Tief in ihm gab es eine Stelle, ein Gefühl, das ihm gelegentlich sagte, dass er damals nicht das Richtige getan hatte. Er wollte nicht anders sein als die Ferronen.
Trotz der Entfernung zur Mutterwelt, trotz der vierhundert Jahre, welche die Kolonisten auf Reyan lebten, gab es eine tiefe Bindung zu den anderen ferronischen Kolonien. Sie teilten dieselbe Kultur; nach wie vor gab es einen schwunghaften Handel mit Büchern und Aufzeichnungen von Ferrol. Manchen Abend verbrachten seine Familienmitglieder damit, zu lesen oder Informationen aus Ferrol auszutauschen.
Keiner von ihnen war je auf Ferrol gewesen. Ihr Planet war Reyan, ihre Heimat. Aber der Ort, von dem ihre Vorfahren gekommen waren, war Ferrol.
Es gefiel ihm nicht, dass sie sich mehr und mehr zu Reyanern entwickelten. Nicht, dass er etwas dagegen hätte, ein Reyaner zu sein – aber für ihn waren alle Reyaner auch Ferronen, selbst wenn natürlich nicht alle Ferronen Reyaner waren.
In den letzten Tagen hatte er viele Gespräche geführt. Die von ihm einberufene außerplanmäßige Versammlung des Rates war nur der letzte Tropfen gewesen, der das Fass des Unmuts zum Überlaufen brachte. Viele andere Familien hatten dieselben Erfahrungen gemacht wie er. Man kann den Schlammkriechern nicht trauen , hieß es immer wieder. Wir müssen auf unsere eigene Stärke vertrauen , sagten sie.
Aber die Konsequenzen schien keiner wirklich zu durchdenken. Es war eine Sache, den Landbewohnern kein Umbra mehr zu verkaufen. Wenn sie kein Umbra hatten, das sie anbieten konnten, würden sie auch nicht dafür bezahlt. Das hieße, dass das nächste Jahr ein entbehrungsreiches Jahr würde. Zuerst würde man an den Dingen sparen, die Luxus waren. Die Bücher, die Bänder von Ferrol. Sicherlich würde der eine oder andere feststellen, dass die neue Lunge oder die trendfarbenen Schwimmflossen nicht bezahlbar waren.
Ihre Vorfahren hatten es viele Jahre auf Reyan ohne Hilfe von außen durchgehalten – und was waren die Landbewohner anderes als ihr Zugang zum Handel mit den anderen Planeten? Aber Telgar wusste, dass diese frühen Jahre nur in der Erinnerung schön
Weitere Kostenlose Bücher