Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
Rhodan einige Male erfolglos, mit Lossoshér ins Gespräch zu kommen. Dieser saß nur grübelnd da, das Journal in den Händen, das ihm Chaktor besorgt hatte. Mehrfach verschob Lossoshér das gewünschte Gespräch.
Rhodan fragte daher Chaktor direkt, ob er mit den Angaben im Journal etwas anfangen könne. »Geschichte war nie meine starke Seite«, entgegnete dieser kleinlaut.
Es vergingen 40 Minuten, bis Tschubai endlich zurückkehrte.
»Ich habe ein Schiff gefunden. Es ist ein Schnellboot, eine Art reyanischer Katamaran. Der Steg dahin ist zwar bewacht, aber das Schiff selbst nicht. Man kann von hier direkt dahin springen. Aber ich kann nur immer zwei Personen befördern – dann muss ich zurückspringen und mich ein wenig erholen. Vielleicht ein Sprung alle 10 oder 15 Minuten, mehr ist nicht drin.«
»Den Anfang machen Chaktor und Reginald«, ordnete Rhodan an. »Euch zwei traue ich zu, dass ihr euch mit den Gegebenheiten an Bord schon einmal vertraut macht. Dann Thora und Sue. Als Letztes Lossoshér und ich. Dann haben wir für alle Fälle an beiden Orten einen Ferronen, falls wir Hilfe von einem Einheimischen brauchen. Einverstanden?«
Es gab keinen Widerspruch.
Es ging alles reibungslos. Tschubai sprang mit den ersten beiden auf das Schnellboot. Wenig später war er wieder da – atemlos, doch zufrieden. Der zweite Sprung war deutlich anstrengender für den Mutanten. Dieses Mal dauerte es länger, bis er wiederkam, und noch länger, bis er erneut springen konnte.
Nach seinem zweiten Sprung waren Lossoshér und Rhodan allein im Appartement. Kaum war Tschubai verschwunden, wandte Rhodan sich dem Ferronen zu.
Dieser schaute auf und musterte Rhodan aus müden Augen. »Mir war klar, dass Sie diese Gelegenheit nutzen würden.«
»Ich bin neugierig.«
»Das ist nicht alles, Rhodan. Sie haben eine Art von Neugier, die faszinierend ist.«
»Danke! Bin ich jetzt wirklich nur neugierig?«
»Ich weiß es nicht. Setzen Sie sich!« Lossoshér deutete auf die Couch. »Mir fällt es schwer, länger stehen zu bleiben.«
»Gut.« Rhodan nahm neben ihm Platz.
Lossoshér hielt das Journal hoch. »Wissen Sie, was das ist?«
»Etwas, das Sie sehr erschreckt hat«, wich Rhodan diplomatisch aus.
»Was hat Chaktor gesagt?«
»Ich glaube, es ist ein Fünfjahresplan für die weitere Besiedelung von Reyan, richtig?«
»Es ist noch mehr. Da es die Grundlage für eine Art Volksabstimmung zu sein scheint, wurde es an alle Haushalte verteilt. Daher liegt es hier. Und es trägt ein Datum.«
»Und?«, hakte Rhodan nach.
Lossoshér schien ein Stück in sich zusammenzusacken. »Rhodan – unsere ferronischen Überlieferungen sind sich darüber uneins, was den interplanetarischen Krieg auslöste, der das Dunkle Zeitalter einleitete. Aber alle Texte sind sich über das Datum einig.« Er klopfte mit den Fingern auf das Journal. »Ich habe anhand der Angaben hier ein wenig gerechnet. Meiner Ansicht nach ist der Termin übermorgen.«
Rhodan zuckte zusammen. »Übermorgen ... Bis dahin sollten wir den Planeten längst verlassen haben. Sie sagten, dass es überall im System Transmitter gibt. So auch auf Reyan, oder?«
»Ja.« Der alte Mann überlegte kurz. »Es sollte zwei, wenn nicht sogar drei Transmitter geben, deren Standorte wir in der gegebenen Zeit erreichen können.«
»Gut. Das ist aber nicht das, was Ihnen Sorgen macht.«
»Ich fürchte nicht um unsere Sicherheit.« Dunkle Flecken traten ins Gesicht des alten Mannes. »Es geht um mein Volk. Unzählige werden sterben – und wir laufen davon!«
»Lossoshér, das ist Geschichte, Vergangenheit«, versuchte Rhodan ihn zu beruhigen. »es ist in Ihrer und meiner Gegenwart längst geschehen.«
»Trotzdem ...«
»Alles, was wir hier um uns sehen, existiert nicht mehr. Es ist längst vergangen. Diese Wesen sind wie ... Gespenster für uns. Sie wirken real, aber sie sind längst tot.«
»Rhodan, nein. Sie leben – jetzt und hier.« Lossoshér schlug auf die Armlehne seines Sessels. »Das hier ist alles real. Ihr Leben ist real. Jetzt. Hier. Das ist alles, was zählt.«
»Lossoshér, es ist Ihnen klar, dass wir nicht eingreifen dürfen . Denken Sie an die Folgen, die es hätte, wenn wir den Ferronen die Zukunft erklären.«
»Soll ich denn schweigen?« Lossoshér wurde laut. »Soll ich das alles mit ansehen – im Wissen, dass es in zwei Tagen vorbei ist?«
»Aber wir würden die ganze ferronische Geschichte verändern«, beschwor Rhodan den Ferronen. »Es gäbe
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