Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
dass jemand ihre Gefühle gegen sie verwendete. Und dann schwebte immer der Vorwurf der Vorteilsnahme im Raum, wenn man jemand etwas genehmigte, mit dem man befreundet oder gar verwandt war. Aber sie hatte sich nie entscheiden müssen, das Kind in ihrer Familie aufzunehmen, weil Thiroki tatsächlich einfach bei ihr abgeliefert worden war.
Es vergingen Monate, bis eine ständige Unterbringungsmöglichkeit für Thiroki gefunden worden war. Eine Familie, in der sie aufwachsen konnte. Aber das Band, das zwischen beiden entstanden war, hatte sich als fest genug erwiesen, um die beiden noch als erwachsene Frauen zu verbinden.
Sie ist die Tochter, die ich nie haben werde , erkannte Alrad zum wiederholten Male. In der Öffentlichkeit verhielt sie sich gegenüber Thiroki sehr amtlich und sehr distanziert, nur im Wasser und in sehr privatem Rahmen wechselten sie in die vertrauliche Anrede.
Niemand wusste davon, dass sie immer wieder nachts gemeinsam tauchen gingen. Das schuf beiden eine gemeinsame Welt, in der sie Stunden unter Wasser herumtollen, aber auch ernste Dinge besprechen und Tratsch austauschen konnten.
Sie tauchten gleichzeitig auf, spielten an der Wasseroberfläche miteinander.
Als sie müde waren, ließen sie sich treiben, nur von einigen Schwimmbewegungen über Wasser gehalten. Sie besprachen die Ereignisse der letzten Stunde. Alrad erzählte von ihrem Gespräch mit dem Gouverneur, gemeinsam diskutierten sie die Rolle Jebeshs in den Streitigkeiten – und den Eindruck, den die Fremden auf sie gemacht hatten.
Am Ende waren sie sich einig, dass der einzige Anknüpfungspunkt die Fremden waren. Sie waren zu einem dermaßen wichtigen Zeitpunkt »einfach so« auf der Bildfläche erschienen.
Sie trennten sich, nicht ohne sich für die übernächste Nacht wieder zu verabreden. Selbst jetzt traute sich Alrad nicht, ihrer Freundin zu sagen, dass sie den Termin wohl nicht würde einhalten können.
Alrad betrat ihr Haus wieder durch den Kanal. Kaum war sie aus dem Wasser gestiegen, hörte sie, dass sich Personen in ihrem Haus befanden. Sie warf sich schnell einen Bademantel um und eilte nach oben, in ihren Wohnbereich.
Jebesh schaute sie verdattert an, als sie im Wohnzimmer auftauchte, nur mit einem Bademantel bekleidet und ein eilig gegriffenes Messer in der Hand.
»Was erlauben Sie sich, einfach in meinem Haus aufzutauchen?«, herrschte sie ihn an.
»Oberin, wir hatten Sorge, Sie wären auch verschwunden, nachdem wir Sie nicht kontaktieren konnten.«
»Was heißt auch? «, fragte sie.
»Die Fremden sind nicht mehr da.«
Ausgerechnet jetzt! Als hätten sie geahnt, dass ich sie erneut befragen wollte. »Wecken Sie die ganze Stadt. Riegeln Sie alle Zugänge ab. Finden Sie die Fremden, Jebesh – egal wie!«
Jebesh wurde von etwas abgelenkt, was hinter ihr geschah. Sie drehte sich um. Vor ihr standen aus dem Nichts heraus drei der Fremden – Lossoshér, Perrodan und Ratschubai.
Es war Perrodan, der das Wort ergriff. »Oberin, das wird nicht nötig sein!«
Rhodan wusste nicht, was vor seiner Ankunft geschehen war. Alrad hatte feuchte Haare, als wäre sie gerade aus der Badewanne gestiegen. Dafür sprach der Bademantel, den sie sich offensichtlich hastig übergeworfen hatte, denn der Gürtel war nur mit einem Doppelknoten schnell, aber effektiv verschlossen. Aber was bedeutete das Messer in ihrer Hand? Und was machte Jebesh hier?
Jebesh stand wie vom Schlag gebannt hinter Alrad. Er war bewaffnet – aber ihr seltsames Auftauchen schien ihn völlig überrascht zu haben. Die Oberin hatte sich erstaunlich gut unter Kontrolle.
Aber wenn man in ihre Position aufsteigen will, muss man als Vorbedingung wahrscheinlich gute Reaktionen auf veränderte Umstände mitbringen , überlegte Rhodan.
Alrad schien sich zusammenzureißen. »Wie sind Sie hier hereingekommen? Und was wollen Sie von mir?«
»Ihnen die Wahrheit sagen«, antwortete Rhodan.
»Jetzt, auf einmal?«
»Werte Oberin, ich weiß, wir sind in Ihr Heim eingedrungen ...«
»Da sind Sie ja heute Nacht nicht die Einzigen«, kommentierte sie mit einem Seitenblick auf Jebesh, den Rhodan nicht zu deuten wusste.
»Aber wir müssen mit Ihnen reden – allein«, bat Rhodan die Oberin.
»Sie meinen: ich allein und Sie zu dritt?« Die Oberin hatte ihre Fassung anscheinend wiedergewonnen.
»Ich weiß«, lenkte Rhodan ein, »dass das alles sehr eigenartig klingen muss. Aber ich kann alles erklären – wenn wir mit Ihnen in kleinem Kreis reden dürfen. Bitte,
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