Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
ihm durch den Kopf.
Er schwebte langsam dem Boden zu. Aescunnar war ebenfalls gesprungen. Seine fehlende Raumerfahrung zeigte sich darin, dass er versuchte, den Fall mit den Armen zu korrigieren. Kein Wunder – als Astronaut geht einem so etwas in Mark und Bein über. Manolis zweiter Blick galt Gucky. Dieser flog mit dem Kampfanzug. Sicher und ungerührt bewegte er sich vorwärts; es wirkte, als wollte er einen optimalen Blick auf die Umgebung aus mehreren Positionen erhaschen.
An diesem Pelztier ist mehr dran, als man auf den ersten Blick vermutet , dachte Manoli. Also hat Aescunnar mit seinen Vorbehalten vielleicht nicht ganz unrecht ...
»Uff«, erklang es im Helmfunk.
»Aescunnar? Alles in Ordnung?« Manoli unternahm vorsichtig einen kleinen Hüpfer.
»Ja«, kam die gepresste Antwort. »Oder auch nicht. Wir sind ohne Raumschiff auf dem Titan, und unter uns bricht das Eis.« Aescunnar lachte dünn.
»Ganz ruhig, werter Freund.« Ein zweiter kleiner Hüpfer brachte ihn bis auf zwei Meter an Aescunnar heran. Manoli wusste nicht, wie er in diesem Moment zu der eher kumpelhaften Anrede werter Freund kam. Aber er vermutete, dass Gucky besser mit der Situation klarkam, als zu vermuten war. Er selbst hatte dem Weltraum und dem Tod schon so oft in die Augen geblickt, dass es ihn auch nicht erschreckte, dass es nicht die Oberfläche des irdischen Mondes war, sondern die Oberfläche eines Saturnmondes, auf dem er vielleicht sein Ende erwarten konnte.
Aber kommt Aescunnar mit der Situation klar? Vorsichtig, um nicht zu weit zu springen, trat er einen Schritt auf den Historiker zu.
Dann schaute er sich um. Die Verästelungen im Eis wurden feiner und kleiner, aber sie breiteten sich wie ein stets wachsendes Spinnennetz auf der Mondoberfläche aus.
»Was ... war das?«, fragte Aescunnar.
»Es ist der Mond«, antwortete Manoli. Ich muss dafür sorgen, dass er ruhig bleibt. »Der Mond hat einen Eispanzer. Das Schiff hat ihn durchschlagen. Wahrscheinlich ist es bei dem Aufschlag beschädigt worden, die Maschinen sind explodiert. Also ist es da unten ganz schön heiß, das Eis drum herum ist aber kalt. Jetzt trifft beides aufeinander ... Das ist nicht gut.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Aescunnar.
Manoli musste nicht lange überlegen. »Gucky, kannst du uns hören?«
Er war richtig erleichtert, als er Guckys Stimme in seinem Helm vernahm. »Selbstverständlich kann ich euch hören – und sehen. Warum?«
»Gucky, wir müssen hier weg.« Hoffentlich gerät Aescunnar nicht in Panik. »Das Eis unter uns wird bald zerbrechen. Unter dem Eis liegt wahrscheinlich ein riesiger Ozean. Das wäre wohl nicht gut, wenn wir da hineinfallen würden.«
Er erhielt keine Antwort. Aber einen Sekundenbruchteil später stand Gucky vor ihm. Auf den ersten Blick sah es aus, als hätte ein Junge versucht, den Schlafanzug seines großen Bruders überzuziehen. Gucky füllte den Anzug nicht ganz aus. Aber trotzdem gelingt es ihm, sich darin problemlos zu bewegen! Manoli war erneut von den Fähigkeiten Guckys überrascht.
»Wohin?«, war Guckys kurze Frage.
Manoli hatte sich vorher vergewissert, in welcher Richtung das Eis am sichersten erschien. Er deutete mit dem Arm. »Da hinüber – so weit du kannst! Wenn wir in Sicherheit sind, orientieren wir uns noch einmal.«
Der Mausbiber streckte die Arme aus, berührte Manoli und Aescunnar – und teleportierte.
Aescunnar, Gucky und Manoli schauten auf die Stelle zurück, an der sie eben noch gestanden hatten. Der Anblick war apokalyptisch. Wie ein Bild von Bosch ... eine Illustration zum Ende der Welt , überlegte Manoli. Oder Eis im Weltraum, gemalt von Caspar David Friedrich.
Der große Eissplitter war von hier gut zu erkennen. Er ragte kerzengerade nach oben; dabei stand er so, als hätte er immer dort seinen Platz gehabt. Um ihn stieg Dampf auf. Die Hitze des abgestürzten Aufklärers tobte immer noch im Eis des Titan. Eine Explosion. Der Aufklärer ist explodiert! Da ist nichts mehr zu retten ...
Das Licht war fahl. Der Nebel wurde durch den aufkommenden Wind völlig undurchsichtig. Das Licht verlieh allem einen seltsamen Glanz.
Es ist fremd. Es ist bedrohlich. Und doch ist es schön. Manoli gönnte sich den Luxus, den Anblick einen Atemzug lang ganz in sich aufzunehmen.
»Und nun?« Guckys Stimme riss Manoli aus seinen Gedanken.
16.
Unter Wasser
Reyan, irgendwann
Mit kräftigen Bewegungen zog er seinen Körper in die Tiefe. Über ihm versank die lärmende Welt.
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