Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit
wand sich durch den Raum, zum Inneren hin mit gläsernen Stufenscheiben besetzt.
»Erinnert mich ein wenig an das Modell eines DNS-Moleküls«, sagte Shim.
»Schön für dich«, sagte Garrean.
»Gehen wir hinauf oder hinunter?«
»Immer hinauf.« Garrean ging vorweg. Er testete die erste Glasfläche an. Sie war ohne scharfe Kanten, ein wenig trüb, fast wie Eis, aber ganz anders als Eis erlaubte sie einen festen Stand und federte ein bisschen nach, durchaus nicht unangenehm.
Garreans Gewicht trug sie mühelos.
Er nahm drei, vier Stufen, hielt kurz inne und blickte nach unten. Der Trübung wegen, die ins Bläuliche spielte, konnte er nicht erkennen, wie tief die Wendeltreppe hinabführte. Aber es hätte ihn nicht überrascht, wenn es zehn, zwölf Etagen gewesen wären.
Er nahm Stufe um Stufe. Shim folgte ihm.
Sie gelangten in den oberen Raum. Er war kreisrund. In einer Höhe von etwa drei Metern ging die bläuliche Wand allmählich in eine transparente Kuppel über, die den Raum überwölbte. Sie sahen einen Zug von hohen Wolken.
»Wieso sehen wir dort die Wolken?«, wunderte sich Shim. »Die Kuppel befindet sich doch kaum auf dem höchsten Punkt der Walze, sondern irgendwo seitlich.«
»Wollen wir mal sehen, was wir sonst so sehen«, sagte Garrean und bedeutete Shim, ihm behilflich zu sein. Shim seufzte. Er stellte sich mit dem Rücken an die Wand und verschränkte die Hände so ineinander, dass Garrean seinen Fuß hineinsetzen und von dort auf Shims Schulter steigen konnte.
»Sie sind schwer«, klagte Shim.
»Dafür bin ich klein«, tröstete Garrean. Er stand nun auf Shims Schultern, aber es genügte noch nicht. »Nimm die Brille ab!«
Shim seufzte wieder, nahm die Brille ab und verstaute sie. Dann half er Garrean, ihm auf den Kopf zu steigen. Garrean balancierte auf einem Fuß. Shim umfasste den Fußknöchel und versuchte ihn zu stabilisieren.
»Was sehen Sie?«
Garrean antwortete nicht. Shim seufzte. »Halt mich nur fest«, sagte Garrean leise. Shim hielt ihn fest.
So standen sie zwei Minuten oder drei.
»Lass mich herunter«, bat Garrean endlich. Beim Herunterklettern schaffte es Garrean irgendwie, Shim zweimal gegen die Nase zu treten, erst mit dem einen Knie, dann mit dem anderen.
»Was haben Sie gesehen?«
Statt einer Antwort begab sich Garrean zu der Wendeltreppe und schaute hinunter. »Die Schleuse ist geschlossen«, verkündete er.
Shim trat neben ihn. Tatsächlich war vom Schleusentor keine Spur mehr zu sehen. Auch aus der jetzt fugenlosen Außenwand stülpten sich in regelmäßigem Abstand Becken in den Raum.
Sie stiegen wieder hinab.
»Was haben Sie gesehen? Oder ist das ein großes Geheimnis?«
Garrean spitzte kurz die Lippen. »Es ist nur ein Hologramm«, sagte er. »Eine Planetenlandschaft. Eine Holografie. Das hätten wir uns übrigens denken können. Schließlich befindet sich der Raum nicht im oberen Segment der Walze.«
»Ja«, sagte Shim.
Sie untersuchten die rückwärtige Wand, durch die sie eingetreten waren, fanden von der Schleuse aber keine Spur mehr.
»Gefangen«, sagte Shim.
»In einem Gefängnis mit zwei Ausgängen«, sagte Garrean und wies mit dem Daumen die Wendeltreppe einmal nach oben, einmal nach unten.
»Von denen einer zu einem holografischen Planeten führt«, sagte Shim.
»Dann nehmen wir eben den anderen.«
Sie stiegen die Wendeltreppe immer weiter hinunter. Das Licht blieb gleich, auch als sie Wendung um Wendung die getönten Stufen über sich zurückließen. Die Treppe verlief durch einen kreisrunden Schacht. Ein Geländer gab es nicht. Garrean ließ die Fingerspitzen der linken Hand über die Wand gleiten. Sie war glatt und kühl und roch ganz schwach nach Wasser.
»Wie lange gehen wir jetzt schon?«, fragte Shim.
Garrean blieb stehen. Er zog die Kette mit der Uhr aus dem Hemd und schaute nach. »Eine Viertelstunde«, sagte er.
Shim sah ihn erstaunt an. Er suchte nach der eigenen Uhr, hielt sie Garrean vor das Gesicht. »Eine Stunde zehn Minuten.«
»Du bist deiner Zeit voraus«, witzelte Garrean. »Brauchst du eine Rast?«
»Ich frage mich, wohin die Treppe führt.«
»Nach unten«, antwortete Garrean.
»Hätten wir nicht längst die Basis der Walze erreichen müssen?«
Garrean dachte nach. »Was, wenn die Walze eine künstliche Schwerkraft besitzt? Die uns immer nach unten zieht, auch wenn der Schacht tatsächlich gekrümmt verläuft, zum Beispiel rings um die Wandung des Schiffes?«
»Wozu?«
»Wozu was?«
»Wozu sollte er das
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