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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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sein, die sich an Ambur klammerten, verborgen in einem Wrack auf einem der Autofriedhöfe der Stadt, in einem leer gezogenen Haus, in einem Sauerstoffzelt im Gebirge? Er meinte sich an eine Meldung zu erinnern, der zufolge eine ganze Ortschaft Widerstand leistete, eine utopisch-anarchistische Siedlung irgendwo im Outback, deren Name ihm entfallen war.
    Guall spürte keinen Zorn gegen diese Widerständler. Waren sie nicht geradezu liebenswürdig in ihrem Kampf um Ambur, wo sie das Gefühl hatten, intensiver Atem zu schöpfen, mehr riskieren zu müssen als auf Ferrol, Rofus oder Pigell und dafür leuchtkräftiger leben zu können?
    Nur dass sich das große Provisorium Ambur bald verflüchtigen würde.
    In diesen Gedanken versunken, behielt Guall das Wega-System im Auge.
    Deswegen erblickte er es sofort, nachdem es aufgetaucht war – ohne jeden Hinweis darauf, wie und von wo es gekommen war.
    Die Kontur des Gebildes erschien ihm wie seine Einzelheiten ein wenig unscharf. Aber es war zweifellos da, und es schwebte grandios und immun gegen alle Naturgesetze an der Flanke des Berges: ein gerade in der Luft liegender Zylinder mit kreisrunder Grundfläche – kobaltblau.
     
    Jede Reise birgt ein Geheimnis. Manche dieser Geheimnisse offenbaren sich unterwegs, manche erst lange, nachdem man das Ziel erreicht hatte oder wieder zurückgekehrt war nach daheim. Manche gar nicht.
    Oft waren es die Reisen mit den klarsten, nächstliegenden Bestimmungsorten, die sich als die rätselhaftesten entpuppten.
    Guall fragte sich, welches Geheimnis ihm diese Reise offenbaren würde oder ob sie ihr Mysterium vor ihm verborgen halten würde. Der Thort hatte in seinem langen Leben viel verloren, Weggefährten, ergebene Soldaten, kluge Beischläferinnen, darunter sogar einige, denen er hätte sagen können, dass er sie liebte, ohne sehr dabei zu lügen.
    Eine Weile lang hatte er geglaubt, die Geheimnisse könnten ihm diese Verluste ausgleichen, sie vermöchten sein Leben zu bereichern und wertvoller zu machen.
    Eine Weile lang hatte ihn diese Hoffnung am Balken gehalten, dann hatte er, er wusste nicht mehr, unter welchen Schlägen, aufgegeben und losgelassen. Er war gefallen und hatte gemeint, aus einer beinahe unendlichen Ferne ein Gelächter zu hören, das, so leise es war, alle Geräusche seiner Sorgen für einen Moment übertönte.
    Die Rotoren des Polykopters kämpften sich durch die dünne Luft voran; die prall gefüllten Heliumblasen an ihren Seiten ließen die Maschine sanft schaukeln. Vocotósh hatte sichergestellt, dass es wieder die bekannte Tekpash aus der CARESC CAO war.
    Kurz vor dem Start hatte sein Steward noch einen Frischhaltekoffer mit Proviant in die Kanzel gereicht. Guall hatte kurz hineingeschaut, geschmunzelt und gesagt: »Das müsste für mein Picknick reichen.«
    »Soll ich mitkommen?«
    So viel Fürsorge hatte Guall lachen lassen. »Ach, mein Alter. Lass gut sein. Wenn ich zurück bin, essen wir gemeinsam. Man ist ja nicht aus der Welt.«
    »Die Welt ist ein schmaler Steg«, hatte Guall einen Vers aus dem Götzenbeieinander zitiert. Guall hatte ihm aus einer Eingebung heraus über die Schläfe gestrichen. Dann hatte er das Kanzeldach geschlossen und den Polykopter gestartet.
    Nun flog er schon seit fast drei Stunden. Noch immer hatte er keinen Funkspruch empfangen, der ihn offiziell über die Anwesenheit der kobaltblauen Walze im Wega-System oder auf Ambur informiert hätte.
    Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er dieses Flugzeug – oder ein Fluggerät wie dieses – vor seinem dritten Auge gesehen hatte.
    In diesem Moment aber sah er es mit dem Augenpaar. Der Polykopter hielt auf die Walze zu. Aus der Ferne hatte es noch so ausgesehen, als würde sich an dieser Stelle nur das Blau des Himmels verdicken und verwirbeln. Nun hatte die Vision eine unbestreitbare Körperlichkeit angenommen.
    Er flog die Tekpash nah an die Walze heran. Die Walze hielt einen Abstand von deutlich unter einhundert Metern zum nackten Granit der aufragenden Gebirgswand. In der kobaltblauen Hülle entstanden Öffnungen, als ob sich Pupillen erweiterten. Zahllose Objekte, die Guall intuitiv für Maschinen hielt, schwebten aus den Schleusen den Gipfeln entgegen und verrichteten dort eine Arbeit, die Guall nicht begriff. Einige von ihnen tauchten in den Stein, als wäre er eine zähe Flüssigkeit; andere hoben diffuse, bloß zweidimensionale Flächen vom Felsen ab, als würden sie Schatten ernten.
    Der Vorgang dauerte nur wenige Minuten, dann

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