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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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hätte den Verlockungen der neuen Freiheit gerne nachgegeben. Allerdings gab es das Wega-System, das musste er, wie es schien, dem Kundschafter in Erinnerung rufen. Der Thort, das einzige Siegel des Friedens, durfte nicht gebrochen werden. »Thort«, brachte er kaum hörbar hervor.
    »Der Thort lebt«, sagte Carfesch. »Und er wird leben.«
    Guall spürte, wie die Schmerzwellen über ihn hinwegrollten, eine nach der anderen, aber seltsam: Sie berührten ihn nicht mehr. Als läge er am Grund eines tiefen, glasklaren Ozeans und betrachtete das Wüten eines Sturms an der Oberfläche, so war der Schmerz, fern und belanglos.
    »Ich schließe jetzt Ihre Augen«, kündigte Carfesch an. »Blicken Sie mit Ihrem dritten Auge. Es ist alles bereit.«
    Es wurde dunkel, und es wurde hell. Das Zimmer wäre vom Licht durchflutet gewesen, hätten es die Vorhänge nicht abgehalten und gemildert. Es war still im Raum und auch wieder nicht. Man atmete, man bewegte sich, Schritte.
    Auf dem Tisch stand ein kleiner Brunnen mit einer Statue. Die Statue stellte eine unverhüllte, schöne Ferronin dar, die aus einem Krug Wasser in eine Schale goss. Der Krug schien unerschöpflich, denn er war der Krug des Lebens, von dem das Götzenbeieinander sang, und die idealisierte Ferronin stand für die Allgebende Ve, von der das Götzenbeieinander sang. Guall hörte das leise Plätschern.
    Auf dem Bett lag eine wirkliche, junge Ferronin. Ihre Züge waren weniger ebenmäßig als die der Ve; sie war von der Anstrengung und den Schmerzen erschöpft, verwirrt, zufrieden, ratlos. Eine andere, ältere Ferronin hatte die Hand voll von blutigen Laken. Sie schaute von der Frau im Bett zu dem Mann, der, das neugeborene Kind im Arm, regungslos dastand, den kleinen Leib im linken Arm, die rechte Hand schützend um den weichen Hinterkopf gelegt. Auch auf seinem Gesicht zeichnete sich der Schatten einer gewissen Besorgnis ab, obwohl das Leben in seinen Armen längst Macht über ihn gewonnen hatte.
    Das Augenpaar im winzigen Gesicht des Neugeborenen war geschlossen; es atmete gleichmäßig. Wie Guall es ansah, schlug es für einen Moment sein drittes Auge auf, sah ihn an und – da hatte Guall keinen Zweifel – erkannte ihn.
    Guall begriff: Der Thort lebte. Und er würde leben.
    Dann ließ er das wenige los, das noch loszulassen war.
     
    Carfesch wartete, bis Guall tot war. Aus dem fahlen Himmel senkten sich mit Getöse drei ferronische Raumfahrzeuge.
    Das Schiff meldete sich und informierte ihn, dass es zwei Eindringlinge, Ferronen, in Verschränkung genommen hatte. Carfesch fragte, ob es noch möglich wäre, ihre Erinnerungen umzugestalten und sie auszusetzen.
    Das Schiff, patzig und selbstgefällig wie nur eh, erwiderte, dass die Verschränkung schon zu weit fortgeschritten und eine Freisetzung mit größeren Risiken verbunden sei.
    Carfesch ließ sich die Daten übermitteln, wertete sie aus und musste dem Schiff recht geben.
    Als die Ferronen, ausgerüstet mit allerlei medizinischem Gerät, auf den Polykopter zugeeilt kamen, entfernte Carfesch sich unauffällig.
    »Übrigens«, teilte er eine Weile später dem Schiff mit, »erwarte ich, dass bald weitere ungebetene Gäste an Bord kommen.«
    »Ich werde sie in Verschränkung nehmen«, kündigte das Schiff an.
    »Nein«, widersprach Carfesch. »Lass sie gewähren. Man will in diesem Fall beobachten, was sie tun.«

19.
    Rhodan in Aufruhr
     
    Rhodan war sich bewusst, dass etliche Wächter ihn im Visier hatten. Er streckte den Arm aus und zielte auf Bull. Allmählich trat Verständnis in Bulls Augen. Rhodan wog die Waffe in der Hand, studierte den Lauf, versuchte, das Kaliber zu schätzen.
    »Was genau hat er verraten?«, rief er dem Omenvater zu. »Die Lage der Siedlung? Die ist den Ferronen in Karbush doch seit Langem bekannt.«
    Rhodan spürte, wie sich die versammelten Ferronen dem Omenvater zuwandten, durchaus in Erwartung einer Antwort. Rhodan setzte nach: »Auch was die Medikerin verraten haben soll, ist mir unbegreiflich.«
    »Er hat versucht, sich ein Fluchtfahrzeug zu beschaffen«, sagte der Omenvater. »Und sie war leichtfertig.«
    »Freilich ein todeswürdiges Verbrechen«, höhnte Rhodan. »Und ein großes Spektakel. Warum haben Sie das nötig?«
    »Weil wir entschlossen sind.«
    »Einander zu töten? Und ein Wink von Ihnen genügt?«
    »Wir haben ein Recht, uns selbst zu verteidigen.«
    »Natürlich«, sagte Rhodan. »Falls Sie angegriffen werden.« Er hob den Arm und schwenkte die Waffe sehr

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