Perry Rhodan Neo 023 - Zuflucht Atlantis
schützen? Ein absurder Gedanke! Und hatte der Imperator seinen Sohn danach einfach vergessen, oder warum waren die dringend benötigten Versorgungsgüter seit Monaten überfällig?
Aber Cunor war klug genug, um nun zu schweigen. Zu weit durfte man nicht gehen; nicht, wenn man sich seines Gesprächspartners nicht absolut sicher war.
Tarts nippte an seinem Glas; das Wasser schmeckte schal und war zu kalt, aber es vertrieb wenigstens die Trockenheit des Gaumens.
Cunor hingegen ließ seinen Wein unangerührt, fuhr lediglich mit dem Zeigefinger rund um den oberen Rand des Glases, wieder und wieder, wobei manchmal ein singender Ton entstand. »Sie sind ein Veteran, Kommandant«, sagte er schließlich. »Sie haben Ihr Leben lang gegen die Methans gekämpft.«
»Erzählen Sie mir Dinge, die ich nicht schon längst weiß.«
»Sie haben einen sechsten Sinn für Gefahren entwickelt, der weitaus stärker ausgeprägt ist als der meine.«
Schmeichler.
»Glauben Sie nicht«, fuhr ter Pelgan fort, »dass die Ruhe trügerisch ist? Es gibt ... Gerüchte.«
Aha. Nun kommst du also endlich zum Punkt. Tarts trank wieder. »Sie wissen, dass Gerüchte per se von spekulativer Natur sind. Schneidend und gefährlich.«
»Und doch süß«, sagte sein Gegenüber. »Es heißt, dass Kerlon de Hozarius nach seiner Rückkehr von seiner letzten Erkundung ein ... seltsames Gerät nach Atlantis mitgebracht hat.«
Aus einem Impuls heraus wollte Tarts das Gespräch sofort beenden und seinen Waffenoffizier des Raums verweisen. Doch es galt, klug zu sein. Es würde die Gerüchte nur noch verstärken und der gesamten Mannschaft beweisen, dass er mehr darüber wusste – mehr, als ihm lieb war.
Also zeigte er mit keiner Miene, dass ihn dieses Thema durchaus interessierte. Ein Thema, über das kaum jemandem wirklich etwas bekannt war, außer Kerlon, Atlan und ihm selbst.
Ein seltsames Gerät. Der Transmitter ... Tarts unterdrückte mühsam ein Tränen der Augen, als er daran dachte. Dieser Technologie wohnte eine unfassbare Aura inne, als hätte kein sterbliches Volk sie entwickelt.
»Kommandant, eine Frage.« Cunor ter Pelgan richtete den Blick wie zufällig auf den Servoroboter; in Wahrheit ein Zeichen für seine Unsicherheit. Er fragte sich offenbar, ob er sich zu weit vorwagte. »Was hat es mit diesem Gerät auf sich? Was hat Kerlon de Hozarius entdeckt?«
Tarts konnte seine Wut nur mühsam unterdrücken. Mit welchem Recht nimmst du dir heraus, mir diese Frage auch nur zu stellen? Er glaubte nicht, dass der andere tatsächlich eine Antwort erwartete; vielmehr spielte er. Der Waffenoffizier wollte die Reaktion seines Kommandanten austesten.
Doch da war er an den Falschen geraten. Mit Politik, Intrigen und Ränken kannte sich kaum jemand besser aus als ausgerechnet Tarts. Er begleitete Atlan, den Sohn des Imperators, bereits sein ganzes Leben lang; er ging am Hof der Mächtigen auf Arkon ein und aus – zumindest hatte er das getan, ehe es sie beide in diesen entlegenen Teil der Galaxis geführt hatte. So war er schon lange ein Teil der allgegenwärtigen Machtspiele im Herzen des Imperiums, ob es ihm nun gefiel oder nicht.
Gerade deshalb besann sich Tarts immer wieder auf seine militärische Laufbahn, zog gerne hinaus in den Krieg – denn alles war besser als ... Politik, selbst die Methans. Nur bei tagelangem, sinnlosem Lauern und Verstecken war er sich nicht ganz so sicher.
»Es sind ... Gerüchte«, erwiderte Tarts in einem Tonfall, als wäre er selbst brennend daran interessiert, mehr zu erfahren. Was teilweise sogar stimmte, allerdings auf einem völlig anderen Niveau, als Cunor glauben mochte; ihn beschäftigten in diesem Zusammenhang Fragestellungen, die jemand wie dieser Waffenoffizier nicht einmal kannte. »Fakt hingegen ist, dass Atlan Kerlon zum Ort seiner Reise zurückgeschickt hat, in ein nahe gelegenes Sonnensystem.«
Ter Pelgan wartete ab, nahm jedes Wort begierig auf – und bekam doch nur das zu hören, was er ohnehin schon wusste. Tarts signalisierte auf diese Weise Gesprächsbereitschaft, ohne auch nur ein Quäntchen an echten Neuigkeiten weiterzugeben. Eine Fertigkeit, in der er es am Hof des Imperators zu wahrer Meisterschaft gebracht hatte.
»Nicht nur das«, fuhr er fort. »Etliche Kolonisten aus Atlantis begleiten Kerlon diesmal auf seinem Flug, und ihnen wurde ein Beiboot der TOSOMA zur Verfügung gestellt.«
Weitere Scheininformationen, die Cunor zweifellos längst kannte; und wenn nicht, konnte er sie auch
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