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Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit

Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit

Titel: Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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hatte, auf einer Folie, mit einem Stift. Auf grotesk primitive Weise, doch unabhängig von ES oder seinem Schiff, das ebenfalls seinem Herrn verpflichtet war. Die Liste war verloren gegangen, irgendwann, irgendwo, irgendwie. Nur noch das vage Wissen darum, dass sie einst existiert hatte, war ihm noch geblieben.
    Wie sein erstes Leben. Carfesch glaubte, nicht immer in den Diensten von ES gestanden zu haben. Einst war er ein gewöhnliches Individuum gewesen. Ein Sorgore unter Sorgoren, ein Sterblicher unter Sterblichen. Doch das war lange her. Seine Angehörigen waren vor langer Zeit zu Staub zerfallen, während er immer noch am Leben war, es noch eine lange Zeit sein würde. Ein gütiges Schicksal hatte es besser mit ihm gemeint.
    Das Brennen unter seinen Krallen brandete von Neuem auf. Hastig streckte er wieder die Hände aus, wartete auf den lindernden, kalten Wasserstrahl.
    Für den Moment half es gegen das Brennen unter seinen Krallen, aber nicht gegen die brennenden Fragen, die seinen Verstand quälten.
    War das Schicksal wirklich gütig zu ihm gewesen? Was nützte ein langes Leben, wenn man vergaß, was man erlebt hatte? Wenn man vergessen hatte, wer man selbst war? Wenn man dieses lange Leben in Einsamkeit verbrachte? Teil eines größeren Ganzen, ja, doch eines Ganzen, das schattenhaft blieb, ihm lediglich in Schlaglichtern erhellt wurde. Schlaglichtern, die weit mehr Fragen aufwarfen, als sie beantworteten.
    Ein stechender Schmerz fuhr in seinen linken Arm. Ein Muskelkrampf. Carfesch stieß einen überraschten Schrei aus, machte einen Schritt nach vorne, stützte die Hand flach gegen die Wand und legte sein ganzes Gewicht auf den ausgestreckten Arm. Nach einiger Zeit löste sich der Krampf, wenn auch widerwillig.
    Er war verbraucht. Er konnte nicht mehr. Er wollte nicht mehr.
    War das der Schlüssel für sein unerklärliches Verhalten? War er des Daseins derart müde, dass er sich unbewusst wünschte, ES würde ihm die Zellregeneration verweigern? Versuchte er mit Absicht, den Zorn seines Herrn auf sich zu lenken?
    Der Gedanke war ungeheuerlich, ja lächerlich. Aber welche andere Erklärung blieb noch, außer jener, dass er tatsächlich den Verstand zu verlieren begann? Und Letztere war noch ungeheuerlicher. Nur ...
    »Verzeih, Kundschafter, aber ich muss dich stören«, sagte das Schiff. Seine Stimme schien von überall her zu kommen. Das war nur folgerichtig: Das Schiff war überall.
    »Was fällt dir ein? Das Hygieneabteil ist privat!« Carfesch sprach lauter und härter als angebracht. Aber der Impuls, die Scham über seine eigene Schwäche durch die Wut auf einen anderen zu kompensieren, war übermächtig.
    »Das ist mir bewusst«, antwortete das Schiff, ohne auf seinen Tonfall einzugehen. »Aber da ist etwas, das du dir ansehen solltest, Kundschafter. Jetzt!«
    »Zeig her!«
    Ein Hologramm entstand. Es zeigte die Stadt aus der Vogelperspektive. Sie lag im Licht der Alpha-Sonne Wanderers und glänzte. Ihr Glitzern wies einen orangefarbenen Ton auf, der für die Alpha-Sonne charakteristisch war. Er verlieh ihr eine warme Note, die in Carfesch stets eine innere Wärme auslöste. Wieso, vermochte der Kundschafter nicht zu erklären. Ähnelte ihr Licht vielleicht jenem der Sonne, unter der er aufgewachsen war?
    Die Straßen der Stadt waren bis auf den einfachen Roboter verlassen, der mit der methodischen Gewissenhaftigkeit einer Maschine Instandhaltungsarbeiten nachging. ES legte großen Wert darauf, dass die Stadt bereit war.
    »Deshalb störst du mich?«, herrschte Carfesch das Schiff an. »Ich kenne die Stadt!«
    »Die Stadt ja ... aber das hier?«
    Es war, als stieße der Raubvogel, aus dessen Perspektive das Bild der Stadt aufgenommen war, auf Beute hinab. Beinahe schlagartig kam die Stadt näher, füllte eine einzige Straße das Holo aus – und in der Mitte der Straße ging ein Lebewesen.
    »Wer ist das?«, fragte Carfesch. Er holte so fest Atem, dass der Luftstrom das Gitter über der Öffnung in seinem Gesicht in einem hellen Ton vibrieren ließ.
    »Jemand, der von Interesse sein dürfte.«
    Der imaginäre Raubvogel näherte sich dem Lebewesen von hinten. Es war ein Humanoide. Dunkle Haut. Sein Gang war schwankend. Der Raubvogel raste über seinen Kopf hinweg und machte halt.
    Carfesch erkannte nun, dass es sich um eine Frau handelte. Die Brüste belegten es eindeutig. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Ihre Iriden waren silbern und kalt wie die Optik einer Maschine. Ihr Blick war leer. Aus ihrem

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