Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit
überlassen? Und sollte er es tun: Könnte er mit der Schuld weiterleben, nicht alles versucht zu haben, das Leben seines Gefährten zu retten? Könnte er ein ewiges Leben, das ewige Schuld bedeutete, ertragen?
Er spürte eine Hand, die sich um seinen Oberarm klammerte. Sie gehörte Tatjana Michalowna. »Nein!«, flüsterte die Telepathin. »Tun Sie es nicht, Crest!« Sie hatte seinen Gedankengang verfolgt, wusste, dass in seinem Innern eine Entscheidung gefallen war.
Er legte seine Hand auf die Michalownas, drückte sie fest und löste ihren Griff. Die Telepathin ließ es geschehen.
Crest da Zoltral trat zwischen Carfesch und Homunk. »Nein! Ich werde nicht zulassen, dass Sie Carfesch und Chaktor ermorden!«
»Treten Sie zur Seite, Ehrenwerter! Diese Angelegenheit ist unangenehm, aber sie ist für Sie von keinem weiteren Belang.«
Crest straffte sich. »Sie sind im Begriff, einen Mord zu begehen, Homunk. Das kann ich nicht zulassen. Kein intelligentes Wesen, ganz gleich, welcher Kultur es angehört, ganz gleich, an welchem Ort des Universums, darf einem Mord tatenlos zusehen.«
»Sie verspielen die Unsterblichkeit, Ehrenwerter.«
»Darüber entscheidet ES, nicht sein Diener.«
Crest hörte Schritte. Tatjana Michalowna und Trker-Hon stellten sich an seine Seite. Schweigend. Ihre Geste bedurfte keiner Worte.
Homunk musterte die drei einige Augenblicke lang. »Dann soll ES entscheiden«, sagte die Intotronik. »Sobald er eintrifft!«
Er gab Jymenah ein Zeichen. Die Zwergin zog ihre Waffe, zielte und drückte ab. Der Schlag einer unsichtbaren, riesigen Faust traf Crest und fällte ihn.
Dann war nur noch Schwärze.
17.
Perry Rhodan
Das blendende Licht packte Perry Rhodan und Thora und schleuderte sie dem Himmel entgegen.
Beide wurden von dem extrem schnellen Wasserstrahl aus der Öffnung gedrückt. Aus der Bahn des Tunnels befreit, fächerte der Strahl auf. Rhodan und Thora klammerten sich aneinander fest, aber ihre Kraft reichte nicht aus, um den Gewalten des Wassers mehr als einige Augenblicke zu widerstehen.
Thora wurde weggerissen und wie ein Spielball, der sich in die Fontäne eines Springbrunnens verirrt hatte, herumgewirbelt.
Im nächsten Moment drehte sich die Welt um Rhodan, als ihn dieselben Gewalten zum Spielball machten. Der ehemalige Testpilot reagierte instinktiv, streckte Arme und Beine weit aus, versteifte sich. Es half. Die Drehbewegung verlangsamte sich, kam schließlich zum Stillstand.
Seine Augen, nach Stunden der Bewusstlosigkeit und absoluten Schwärze von der plötzlichen Lichtflut überfordert, gewöhnten sich allmählich an die Helligkeit.
Er ritt auf einem Regenbogen. Nein, auf vielen Regenbogen.
Wasser hüllte ihn von allen Seiten ein. Wasser, das überall hinstrebte, das sich in immer kleiner werdende Tropfen zerteilte; unzählige Tropfen im Licht der Sonne. Das Licht brach sich in den Tropfen, schuf eine Vielzahl von Regenbogen, sorgte für Helligkeit.
Rhodan blickte auf eine unmögliche Welt. Eine Scheibe mit einem Hochplateau. Und in der Mitte des Plateaus ein gewaltiger Strahl aus Wasser. Er erinnerte an die Fontäne eines Geysirs. Es war die Fontäne, auf der Rhodan in den Himmel ritt. Er sah eine Stadt, die sich um den Wasserstrahl erstreckte. Er sah, wie das herabregnende Wasser sich in Teichen und Seen sammelte, Rinnsale bildete, die zu Bächen wurden, die wiederum zu Flüssen anschwollen. Schließlich ergossen sich die Ströme in gewaltigen Wasserfällen über die Kanten des Plateaus und nährten grüne, fruchtbare Ebenen.
Perry Rhodan war der Anblick vertraut.
Dies war die Welt aus seiner Vision. Die Welt, auf die man ihn gerufen hatte. Sie existierte, war kein bloßes Trugbild, das ihm eine unverstandene Sehnsucht in seinem Innern vorgegaukelt hatte.
Er blickte auf die Heimat von ES.
Eine Last hob sich von Rhodan, machte einer ungeahnten Leichtigkeit Platz. Ihm war, als habe er ein für alle Mal die Schwere des Daseins abgeschüttelt.
Rhodan registrierte eine Handvoll Punkte, die mit ihm den Regenbogen ritten. Es waren seine Kameraden. Der Anblick musste sie im selben Maß ergreifen wie ihn. Sie hatten die Welt der Unsterblichkeit erreicht! Nichts konnte ihnen jetzt noch etwas anhaben.
Einen gewissen Moment lang erfüllte Ekstase Rhodan, fühlte er sich unbesiegbar.
Dann zehrte die Schwerkraft Wanderers seine Fahrt auf. Kurz noch schwebte er hoch über der flachen Welt, dann begann der Sturz. Rhodan tastete an den Gürtel, um das Flugaggregat des
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