Perry Rhodan Neo 025 - Zielpunkt Arkon
davon, wie sich diverse historische Literaten den Mars vorgestellt hatten. Dass die Station zu Ehren Ray Bradburys benannt war, wusste Hetcher bereits. Er kannte auch den Inhalt einiger Kapitel der Mars-Chroniken, wenngleich sich ihm die stilistischen Feinheiten und Metaebenen nicht erschlossen.
Welchen prominenten Platz in der Mythologie verschiedenster irdischer Kulturen der Rote Planet eingenommen hatte, war Hetcher hingegen neu. Andererseits, meinte er, sei dies auch wieder logisch, nachdem das kleine Sonnensystem der Menschen nur über so wenige Welten verfügte, im Unterschied zu den 42 Planeten der Wega.
Cyr erlebte den Ferronen zum ersten Mal von Herzen lachend, nachdem er ihm eine Folge der Fernsehserie »Twilight Zone« nacherzählt hatte.
Darin ging es um zwei Astronauten, die mit einer Rakete zum Mars flogen. Der eine, Marcusson, war ein Anhänger des Positiven Denkens und überzeugt davon, intelligente Lebewesen seien im Prinzip überall gleich gutwillig. Der andere, Conrad, vertrat eine zynischere Auffassung; egal auf welchen Planeten, er traue dem Charakter von Humanoiden jegliche Bosheit zu.
Bei der Bruchlandung starb Marcusson. Allein und von Ängsten geplagt, hörte Conrad rhythmisches Klopfen an der Schiffshülle. Seine Furcht verwandelte sich in überraschte Freude, als er die Schleuse öffnete und Marsianer antraf, die menschenähnlich aussahen und ihm mit ausgesuchter Höflichkeit begegneten. Vor allem eine Schönheit namens Teenya brachte seine Phantasie in Wallung wie auch seine Hormone ... Die gastfreundlichen Einheimischen, denen die parapsychische Gabe der Telepathie zu eigen war, brachten Conrad in eine nachgerade fürstliche Residenz, eingerichtet wie die Suite eines irdischen Luxushotels. Er dachte schon, das Paradies gefunden zu haben, da fiel ihm auf, dass die Räume keine Fenster hatten und die Eingangstür versperrt war.
Gleich darauf fuhr eine komplette Längswand in die Höhe. Dahinter befanden sich Gitterstäbe, an denen ein Schild hing, welches Conrad abnahm und las. Es besagte: »Erdling in natürlichem Habitat« . Er war in einem marsianischen Zoo gelandet!
Am Ende der Episode kniete Conrad am Boden, hob die Arme gen Himmel und wehklagte: »Marcusson! Marcusson, du hattest recht! Die Leute sind wirklich überall gleich ...«
Diese Wendung erheiterte Hetcher sehr.
Ungleich bereitwilliger gab »Sheriff« Idris al-Sharif, der Bauingenieur und Sicherheitschef der Station, über sich Auskunft.
Obwohl er erst 34 Jahre alt war, hatte er bereits drei gescheiterte Ehen hinter sich und jede Scheidung noch teurer bezahlt als die vorherige. Von der wohlhabenden ägyptischen Unternehmerfamilie, aus der er stammte, hatte er sich schon während seines Studiums in England losgesagt. »Jetzt bin ich praktisch aufs Existenzminimum gepfändet. Aber das ist das Schöne am Mars: Hier oben gibt es keinen Gerichtsvollzieher. Privatbesitz spielt in Bradbury Base keine Rolle, und unter ›Vermögen‹ versteht man nicht Finanzkapital, sondern fachliches Können.«
»Neben dem Ruf des Weltraumabenteuers und der wissenschaftlichen Herausforderung scheint bei manchen Marskolonisten auch ein gewisser Abscheu vor den Widrigkeiten des Erdenlebens ausschlaggebend gewesen zu sein«, sagte Cyr Aescunnar.
»Da könnten Sie richtigliegen. Sicherlich verbindet viele von uns die eigenbrötlerische Hingabe an Forschung und Entwicklung, zuungunsten eines normalen Familienlebens. Ich bin überzeugt, dass in absehbarer Zeit Kinder auf dem Mars geboren werden. Aber einstweilen wäre es dafür zu früh. Wir sind nur die Vorhut der richtigen Siedler, und als Avantgarde ist unsere ›Kommune der Eremiten‹ ganz gut geeignet, finde ich.«
»Ein Kollektiv der Individualisten?«
»Paradox, jedoch zutreffend. Sie werden bald entdecken, dass manch schräge Vögel darunter sind. Das Klischee vom verrückten Wissenschaftler, der die Weltherrschaft anstrebt, erfüllt allerdings garantiert niemand von uns.«
»Sie sind der Sicherheitschef. Mussten Sie schon von Ihrer Sheriffsgewalt Gebrauch machen?«
»Sehr selten. Eine politische Diskussion zwischen zwei Hitzköpfen, die zu einer Schubserei ausartete. Ansätze von Mobbing. Streitereien darum, wer den größeren Schreibtisch bekommt ... Bis jetzt konnte ich mich darauf beschränken, Verwarnungen auszusprechen. Im Grunde sind wir ein kommoder Haufen.«
»Und die Kooperation mit den Ferronen?«
»Verläuft tadellos, völlig friktionsfrei. Ihre Dankbarkeit
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