Perry Rhodan Neo 025 - Zielpunkt Arkon
Hetcher die ins Ferronische übersetzten Sätze mitlas, und fuhr fort: »Mir ist aufgefallen, dass du häufig Selbstgespräche führst, nämlich in besagter Zeichensprache. Ich habe die vergangenen Tage genutzt, um sie zu analysieren. Videodokumente als Datengrundlage sind in Bradbury Base reichlich vorhanden. Mirjam Marakiç, die Software-Expertin, hat mir geholfen, ein Übersetzungsprogramm zu installieren. Jetzt musst du nicht mehr tippen, wenn du mir etwas sagen möchtest.«
Der Ferrone wirkte wie vom Donner gerührt. Er nickte langsam, ein-, zwei-, dreimal. Schließlich gestikulierte er: »Respekt. Derlei hätte ich dir nicht zugetraut. Du bist doch Historiker.«
»Ja. Und Geschichte ist die Wissenschaft vom Leben.« Cyr verkniff sich eine Bemerkung darüber, dass sogar Hetcher die allgemeinen Vorurteile gegen seine Profession teilte. »Je besser man das Leben und die Lebenden versteht, desto besser versteht man die Geschichte.«
»Nochmals: Ich bin beeindruckt. Es tut mir leid, dass ich jüngst so abweisend war.« Der Ferrone deutete in Richtung der versandeten Schleuse. »Wir müssen uns vordringlich um diese Misere kümmern.«
»Ich werde zurück zum Bubble gehen und Funkkontakt mit Bradbury Base aufnehmen.«
»Ein guter Vorschlag. Sag ihnen, ich suche inzwischen nach Hilfsmitteln. Meines Wissens gibt es in einem externen Depot eine starke Pumpe, mit der wir vielleicht den Sand absaugen können. Falls das nicht klappt, werden wir sehr lang schaufeln müssen.«
Nachdem er das Marsmobil wieder abgedeckt und aus der Furche gefahren hatte, erreichte Cyr bereits beim ersten Versuch Bradbury Base. Der diensthabende Funker verband ihn umgehend mit Wei Si Ping.
Cyr schilderte, in welchem Zustand sie die Versorgungsstation vorgefunden hatten. »Wer immer als Letzter dort war, hat ordentlich gepfuscht. Oder der Marsmission einen üblen Streich gespielt. Ich meine, wie kann man vergessen, die Schleuse zu versiegeln?«
»Mir ist das absolut unerklärlich. Einen Moment, ich rufe die Logs auf.« Nur wenige Atemzüge später sagte Wei: »Die letzten Besucher waren Kendix und Obermaier, eines der gemischten Explorationsduos. Verlässliche Leute, für die ich meine Hand ins Feuer legen würde. Außerdem haben sie ausdrücklich verzeichnet, die Schleuse in ordnungsgemäß geschlossenem Zustand hinterlassen zu haben. Es gibt sogar Aufnahmen der Helmkameras, die den Wahrheitsgehalt ihrer Aussage beweisen. Ich könnte sie Ihnen überspielen ...«
»Nicht nötig, ich glaube Ihnen. Seither war niemand sonst bei dieser Station?«
»Niemand von uns.«
»Hm. Oder jemand, der die Logs fälschen oder umgehen kann.«
»Ich werde die Abwesenheitslisten und Aufzeichnungen der Positionsdaten durchsehen. Kann mir aber nicht vorstellen, dass irgendwer sich eines Marsmobils bemächtigt und noch dazu eine solche Strecke damit zurückgelegt hat, ohne dass die Aktion bemerkt worden wäre.«
»Na ja, der Wind hat keine Finger. Und da es keinerlei Hinweise auf autochtones Leben auf dem Mars gibt, stehen wir vor einem Rätsel.«
»Nicht ganz ... Der Schleusenmechanismus kann von außen per Funk aktiviert werden. Nicht sehr wahrscheinlich, jedoch nicht völlig auszuschließen, dass ein quasi verirrter Impuls die unabsichtliche Öffnung bewirkt hat.«
»Sowohl der Außentür als auch der Bodenklappe? Dass müsste schon ein besonderer, ebenso fähiger wie fieser Impuls gewesen sein.«
»Unwahrscheinlich, wie gesagt, aber theoretisch im Bereich des Möglichen. Ich werde eine Überprüfung der Funk-Logs veranlassen.«
Cyr schluckte hinunter, was ihm auf der Zunge gelegen hatte. Wenn der Vertraute der Stationskommandantin nicht von sich aus auf potenzielle Sabotage zu sprechen kam, wollte er nicht Zwietracht säen, schon gar nicht aus einer Entfernung von rund 500 Kilometern. »Hetcher sucht gerade nach Werkzeugen. Wir werden uns bemühen, die Station wieder in Schuss zu bringen, aber ich kann nichts versprechen. Auf jeden Fall wird unser Aufenthalt länger dauern als geplant.«
»Schon klar. Bitte melden Sie sich in regelmäßigen Abständen von zwei Stunden und erstatten Sie Bericht, wie Sie beide vorankommen. Falls die Sache sich als zu schwierig für Sie erweisen sollte, schicken wir Ihnen Verstärkung. Mir wäre allerdings lieber, wenn ich darauf verzichten könnte. Sie wissen, die Personalknappheit ...«
»Wir tun unser Bestes.«
»Viel Glück, Cyr.«
»Das können wir brauchen. Grüßen Sie Louanne Riembau von mir.
Weitere Kostenlose Bücher