Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst
zu bleiben. Er musste mit Ras Tschubai einen Block gebildet haben, der seine Parakräfte stark verausgabt hatte. Ras ging es noch schlechter, er lag verkrümmt auf der Wiese, als würden ihn Darmkrämpfe plagen. Rhodan konnte überall einen dünnen Schweißfilm auf dessen dunkler Haut erkennen. Rasch ging er zu ihm. »Ras!«
»Ziehen Sie ihn tiefer unter die Bäume!«, ordnete Thora an. »Schnell! Es gibt überall Optiken.«
Sie waren ein Stück abseits von einem der Hauptwege gelandet. Ein träger Strom aus Mehandor und Besuchern wälzte sich keine vier Schritte an ihnen vorbei. Als sie die Gartenplattform das erste Mal betreten hatten, hatte sich Rhodans Herz vor Aufregung und Erstaunen über die zahlreichen Fremdwesen schmerzhaft zusammengezogen. Im Moment hatte er keinen Blick mehr für sie. Alles, was zählte, war die Gesundheit seiner Freunde.
Thora half ihm, Ras in den Sichtschutz eines baumähnlichen Gewächses zu ziehen. Marshall stand aus eigener Kraft auf und schleppte sich voran. Er wollte sich an den Stamm lehnen, doch Thora stieß seine Hand fort.
»Lassen Sie das lieber, Ratu-Bäume sondern Klebesekret ab.«
»Ras, hörst du mich?« Rhodan beugte sich über den Freund. Schuld breitete sich in ihm aus und nagte mit spitzen Zähnen an seinem Inneren. Ras Tschubai hatte sich erst vor wenigen Stunden vollkommen verausgabt, als der Atombrand an Bord der TOSOMA gewütet hatte. Durch seinen beherzten Einsatz hatte Ras viel geleistet, aber auch viel bezahlt. Vielleicht zu viel. Ganz sicher war er nicht in der Lage gewesen, von der TOSOMA zu springen, ohne an seine Grenzen zu gehen. »Du hättest das nicht tun sollen!«
Ras' Gesicht war bleich, die dunkle Haut wirkte wie ausgewaschen. Schweiß stand in Perlen auf der Stirn des Teleporters, die Augen lagen tief in den Höhlen. Sein Grinsen kam Rhodan verzerrt vor, sicher hatte er Schmerzen. »Eigentlich nicht. Aber Reg hätte mir die Hölle heißgemacht, wenn ich euch hätte hängen lassen ...«
Thora sah unruhig über die Schulter zum Weg hin. »Wir müssen verschwinden. Von unserem letzten Standort aus sind es keine achthundert Meter. Wenn wir nicht sofort aufbrechen, sind wir geliefert!«
»Ras, kannst du gehen?«
Er nickte. Marshall und Rhodan zogen Ras auf die Füße. Er schwankte wie ein Betrunkener. »Langsam«, bat er. Man sah ihm an, wie sehr er sich bemühte und was es ihn kostete. Ein trockenes Husten schüttelte ihn wie einen Grippekranken. Er stützte sich auf Rhodan ab, Schritt für Schritt gingen sie unter blütenförmigen Baumkronen weiter.
Thora starrte wütend zurück in die Richtung, aus der sie vor dem Sprung gekommen waren. »Diese Belinkhar! Diese verräterischen Raumdiebe! Das kommt davon, wenn man ihnen traut! Genau davor warnt mein Volk! Ich hätte auf die weisen Worte Geran da Mirtals hören sollen und sie mir eine Warnung sein lassen! Diese verdammten Rothaare haben kein Recht, uns zu ...«
»Doch, das haben sie«, widersprach Marshall.
Rhodan war vom Klang seiner Stimme irritiert. Marshall fiel Thora nicht einfach in den Satz, er schien ebenso wütend zu sein wie sie. Sein sonst ruhiges Gesicht hatte einen grimmigen Ausdruck angenommen. Die dunklen Augen und seine Körperhaltung waren eine einzige Maßregelung. Er baute sich vor Thora auf, als wäre sie eine Jugendliche, die ihre Zigarette leichtsinnig an der Herdplatte entzündet hatte und damit den gesamten Pain Shelter hätte abrennen lassen können. »Hören Sie lieber auf unser Volk, Thora. Bei uns heißt es: Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom. Vielleicht hätten sich Herr Mirtal und Herr Einstein auf einen Kaffee treffen sollen, um sich auszutauschen.«
Thora starrte Marshall verblüfft an. Auch wenn sie schon länger unter Menschen lebte, war sie selten derart schonungslos behandelt worden. »Erklären Sie das!« In ihren Augen lag ein Ausdruck, der Rhodan nicht gefiel.
Marshall seufzte, er hielt noch immer eine Hand gegen die Schläfe gepresst. »Entschuldigen Sie, Thora, aber mein Kopf fühlt sich an, als hätte ich beim Start unter der TOSOMA gestanden, und Ihre Vorurteile gegenüber den Mehandor sind mir unbegreiflich. Ich konnte vor dem Sprung in den Gedanken von Jeston lesen, dem Befehlshaber der Gespinstwache. Die TOSOMA ist repariert, sie ist überlichtfähig und der Handel damit abgeschlossen. Der Siebte wird somit fällig. Belinkhar hat jedes Recht des Universums, ihn einzufordern. Deswegen auf die Mehandor zu
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