Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst
trieb er die Freunde an.
»Folgen Sie mir!«, forderte Thora. Sie wies auf den überfüllten Weg. Nicht weit entfernt zeigte ein Schild auf Mehandor das Wort Ausgang. In einer angrenzenden Kuppel erkannte Rhodan einen Markt, der unter anderem weite Tücher, Kleidungsstücke und Kopfbedeckungen führte. Über die einzelnen Stände waren hellblaue Kunststoffplanen gespannt, die den Optiken die Sicht abschnitten.
»Ich verstehe.« Er rannte ihr nach. Wenn es ihnen gelang, sich schnell genug zu tarnen, hatten sie vielleicht eine Chance, unbemerkt in den Zugangstunnel zu kommen, der zur TOSOMA führte.
»Daslon umastik Lantanlon«
»Die Not enthüllt den Kern.«
Mehandor
17.
Tatjana Michalowna
In der Falle
Michalowna sprang in die Höhe und hetzte auf die Tür zu. Der Spalt wurde enger, das helle Licht zu einem Streifen, dann war es verschwunden. »Prakljat'je!«, fluchte sie. »So eine verdammte Scheiße!« Sie bekämpfte den Impuls, gegen die wie eine Felsenlandschaft wirkende Barriere zu treten.
»Was ist denn passiert?« Crest trat neben sie, er berührte ihre Schulter. »Tatjana, was haben Sie?«
Anne Sloane sah aus, als hätte ihr jemand unverhofft einen Wassereimer übergegossen. »Ich verstehe nicht ...«
Michalowna streifte Crests Hand ab, ihre Haut brannte. Sie hatte das Gefühl, den Freund im Stich gelassen zu haben, und ertrug seine Nähe nicht. Wenn sie schneller gewesen wäre, hätte sie Levtans Verrat verhindern können. »Er will uns an die arkonidische Flotte verraten!«
»Was?« In Crests Innerem schien etwas zu zerbrechen, Michalowna sah es an seinem Gesicht, doch es machte beim Gesicht nicht halt. Crest sackte zusammen, als wäre er eine Marionette, deren Fäden ein böser Mensch durchgeschnitten hatte. Er wich zurück und lehnte sich schwer an die Wand, sein Kopf senkte sich zur Brust. Die sonst so volltönende Stimme klang kläglich. »Das ... das ist nicht wahr.«
»Leider doch.« Die Bitterkeit in Michalowna weitete sich zu heftigen Selbstvorwürfen aus. »Ich hätte es vorher wissen müssen. In seinen Gedanken stand es deutlich zu lesen. Er glaubt, dass der Regent ihn fürstlich bezahlen wird, wenn er uns ausliefert. Damit will er Geld oder Zahlungsmittel für Drogen bekommen. Er ist von Anfang an auf Geld aus gewesen, damit er sich Kan'or kaufen kann.«
Sloanes Augen verengten sich. »Und warum hast du das erst so spät gemerkt, Tatjana? Du hattest die Verantwortung! Du hättest seine Gedanken viel früher lesen müssen! Warum hast du uns nicht gewarnt?«
Crest sagte gar nichts. Er wirkte schwach, als wäre der längst überstandene Krebs unvermutet von einer Sekunde auf die andere zurückgekommen, zum ersten Mal seit Erhalt des Aktivators war sein Gesicht eingefallen.
Michalowna fuhr sich über die Schläfen. »Ich weiß nicht, warum, Anne. Aber ich konnte nichts in seinen Gedanken erkennen. Es war, als wäre ein Vorhang vor seine Absichten gezogen. Erst in den letzten Momenten, bevor Levtan ging, zog sich der Stoff zur Seite, und ich bekam einen Einblick. Vielleicht hat es mit der nachlassenden Wirkung dieser Droge zu tun. Solange die Droge wirkt, kann ein Telepath nichts lesen.«
Ja , als sie es aussprach, kam es Michalowna logisch vor. Wenn ich Crest und Anne nur früher gesagt hätte, dass ich Levtans Gedanken nicht lesen kann. Aber es gab keine Möglichkeit. Wenn wir eins im Lakeside eingebläut bekommen haben, dann nie, nie, nie in der Gegenwart von Unbekannten über unsere Paragaben zu sprechen ...
Sloane stemmte die Hände in die Hüften. »Eine schöne Ausrede, wirklich! Und so praktisch. Die Droge ist also schuld.«
»Das ist das Ende«, murmelte Crest, ohne die beiden Frauen anzusehen. »Wenn wir auf diese Weise zum Regenten gelangen, wird er uns beseitigen lassen, bevor jemand davon erfährt, dass ich und Thora leben.«
Die Schuldgefühle saßen wie Stacheln in ihrer Haut, trotzdem wurde Michalowna wütend über Sloanes Anschuldigungen. »Eine Ausrede? Pass auf, wie du mit mir umgehst, Anne. Ich bin nicht dein Punchingball wie Tako Kakuta!«
Schweigen breitete sich aus, einzig das dumpfe Rauschen der Wasserfallsimulation war zu hören. Sloane sah sie aus großen Augen an, auf ihrem Gesicht lagen rote Flecken. Michalowna konnte ihre Angst spüren, dem Imperium ausgeliefert zu werden und die Erde nie wiederzusehen. Einen Moment stieg Mitleid in ihr auf, dann siegte der Trotz. Egal welche Scheißangst sie hat, sie hat nicht das Recht, mich so zu behandeln.
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