Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst
berührten sich, als sie hintereinander das Tor passierten. Sie hatten vielleicht fünf Meter zurückgelegt und die Mehandorfamilie hinter sich gelassen, als der heulende Alarm losging.
»Der gilt uns!« Thora zitterte. »Da kommen zwei Wachen! Gleich sehen sie uns!«
Rhodan sah sich hektisch um. Neben ihnen am Weg erstreckten sich mehrere riesige Wasserbecken im Garten. Eines davon wechselte beständig seine Farbe von Orange nach Violett. Eine gut anderthalb Meter hohe Wasserkugel sprühte aus einer langen Röhre in der Mitte und ragte wie eine aufgehende Sonne über die Wellen. Wie die Farbe des Wassers wechselte sie ihre Form mal in einen Stern, mal in eine Blüte, dann wieder in die Kugel. Tief sah der Teich nicht aus, vielleicht einen halben Meter. Es war schwer zu sehen, da die Farbe des Wassers den Grund nur als Umriss erkennen ließ.
Rhodan drängte Thora an den Teich heran und zeigte auf eine breitfächerige Pflanze an dessen Rand. »Erst hinter dieses Gewächs, dann springen Sie!«
Sie wichen zusammen vom Weg, glitten wie zwei Verliebte hinter ein Gewächs, das aus roten Blüten bestand und berauschend duftete. Kaum waren sie außer Sicht, stürzten sie sich in das Wasser. Es war warm, gut zwanzig Grad, trotzdem fühlte sich die Nässe unangenehm in der Kleidung an. Sie knieten dicht beieinander, im Zentrum des Beckens, damit ihre Körper von außen verdeckt wurden.
Vor den Wasserschleiern sah er den dunklen Umriss einer Wache auftauchen. Er hielt den Atem an. Die Wache blieb stehen, drehte sich vermutlich im Kreis – genau ließ es sich nicht erkennen – und ging weiter. Rhodan entspannte sich. »Das war verdammt knapp.«
Thora sprach leise, das Wasser übertönte die Worte beinahe. »Es tut mir leid, Sie in diese Situation gebracht zu haben, Rhodan.«
»Wirklich?« Rhodan hatte seine Zweifel. »Als Sie vor Wochen von mir forderten, dass ich Soldaten mit auf die Reise nehme und keine Künstler, haben Sie da schon gewusst, was passieren würde? Ich dachte, ich hätte dem Regenten etwas anzubieten: dynamische Terraner, ein Bündnis, von dem beide Seiten profitieren. Wir stellen Freiwillige, die nach Arkon kommen. Er akzeptiert unsere weitgehende Unabhängigkeit. Er hat so viele Kolonien, nicht? Warum sollte er Terra im Weg stehen, anstatt unser Potenzial zu nutzen?«
Rhodan schwieg kurz und dachte an seine Hoffnungen. Die Begegnung mit Thora und Crest hatte völlig neue Perspektiven eröffnet. Arkonidisches, ferronisches und auch topsidisches Wissen veränderte die Gesellschaft der Erde rasend, hatte die Gründung der Terranischen Union möglich gemacht. Doch Rhodan gab sich keinen Illusionen hin: Sie standen erst am Anfang ihres Weges in eine bessere Zukunft. Die Menschheit brauchte mehr als ein paar Brosamen des Wissens technisch überlegener Kulturen, um nicht zu straucheln. Arkon, das Große Imperium, hatte Rhodan gehofft, könnte zum Mentor der Menschheit werden, ihrem Beschützer. Deshalb hatte er den Vorstoß nach Arkon gewagt. Zu Recht?
»Sie waren von Anfang an nicht ehrlich zu mir, Thora. Sie haben mich im Stich gelassen.«
Thoras rote Augen sahen ihn zornig an. »Ach ja? Sie wussten im Vorfeld, dass mit meinem und Crests Aufenthalt etwas nicht stimmt, dass wir nicht ganz freiwillig auf der Erde gestrandet sind.«
»Ich hatte meine Vermutung«, gab Rhodan zu. »Aber ich dachte, mit dem Erlangen der Unsterblichkeit hätte Crest Ihre Verfehlungen gutgemacht. Schließlich hat er ein nicht zu überschätzendes Gut für die Arkoniden gewonnen.«
In Thoras Gesicht trat ein Ausdruck von Unverständnis. »Sie sind ein größerer Träumer, als ich dachte, Rhodan. Die Unsterblichkeit hat nichts mit dem Regenten zu tun.«
Rhodan war, als würde Thora auf den Scherben seiner Träume herumtreten. War ihr Vorwurf gerechtfertigt? Nein. Er hob den Kopf. »Leugnen Sie, mir Informationen absichtlich vorenthalten zu haben? Behaupten Sie, mich nicht bewusst getäuscht zu haben, damit Sie Ihren Willen bekommen und mit terranischer Unterstützung nach Arkon losfliegen konnten? Sie wollten die Mutanten.«
Langsam senkte Thora den Blick auf die Kräuselwellen an der Wasseroberfläche. Tropfen rannen von ihrem Kinn wie Tränen, fielen auf den Teich und bildeten kleine violette Kreise. »Nein. Sie haben recht. Ich habe Sie getäuscht, und Crest hat das auch. Wir wollten nach Hause. Wir haben befürchtet, Sie würden uns nicht unterstützen, wenn Sie das ganze Ausmaß unseres Hintergrunds und des Aufenthaltes
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