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Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Titel: Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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nüchterner. »Der Mars hat mich verrückt gemacht.«
    Hetcher blickte hinaus durch die getönte Kanzel. Auf der leicht ansteigenden Ebene stand ein breiter Felsen, nun so stumm wie alle anderen Steinbrocken. Er hatte scharfe Kanten, war nie vom Wasser weich gespült worden wie die Basalte auf den Planeten im Wega-System. Er sieht aus wie ein Würfel , dachte Hetcher. Ein Würfel mit gesplitterten Kanten ...
    Der Würfel lenkte seine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Hetcher sah einen Reflex, der über den Stein huschte. Inzwischen wurde es dunkel. Was er sah, durfte es nicht geben. Ein heller Schein mäanderte über die Oberfläche, dann zerbarst der Würfel vor seinen Augen.
    »Was ...!«, gestikulierte Hetcher fassungslos. Er wich zurück, presste den Oberkörper in den Sitz. Seine Speichelproduktion stieg schlagartig an, er spuckte mehrfach in den Schlauch. Vor ihm bewegte sich der Brocken, der nun kein Brocken mehr war! Er hatte seine Gestalt verändert und veränderte sie noch. Was im ersten Moment wie ein Bersten gewirkt hatte, war eine sekundenschnelle Metamorphose. Der Fels sprang auf ihn zu, verwandelte sich in ein vogelähnliches Tier mit langem Hals und breiten, vierzehigen Eidechsenfüßen. Cyr konnte einen dieser Füße von unten genau vor seinem Gesicht sehen. Die Zehenspitzen besaßen Saugnäpfe, die an der Kuppel klebten, als wäre das Geschöpf ein Reptil. Etwas Weiches, Bewegliches glitt über das Glas, tastete die Struktur ab. Es erschien wie ein Schnabel, doch es bog sich von einer Seite auf die andere, ähnlich einem Rüssel. Die Augen konnte Hetcher aus seiner Position nicht erkennen.
    Hetcher wusste nicht, wann er jemals in seinem Leben so erstaunt gewesen war. Einen Augenblick konnte er die Fußunterseite über seinem Gesicht nur anstarren. Mühsam gelang es ihm, die Arme zu heben. »Du ... Was ... was bist du?«, gebärdete er.
    Die Fassungslosigkeit mischte sich mit Ehrfurcht. Der Fels hatte sich gewandelt. Es gab Leben auf dem Mars! Leben, das vielleicht aus dem tiefsten Inneren der Vulkane kam und sich nach Jahrmillionen entwickelt hatte. Oder war das Wesen auf dem Mars fremd wie Hetcher? Stammte es vielleicht aus einem ganz anderen System?
    »Ich bin die, die dich gerufen haben«, hörte Hetcher die Antwort in seinem Kopf. Blassgoldenes Licht flammte um das Wesen auf. Das Geschöpf schwieg einen Augenblick. Hetchers Herz schlug bis zum Zerreißen. Er wagte kaum zu atmen. Ein leichter Druck lag auf seinem Gehirn, als würden unsichtbare Finger es abtasten. »Nenn mich ... Tweel«, sagte das Wesen. »Das ist ein guter Name.«
    »Tweel!«, gestikulierte Hetcher. Er lachte lautlos, fühlte das Zucken im Zwerchfell. Tweel war ein Wesen aus einer Geschichte, die Cyr ihm erzählt hatte. Ein Chemiker musste sich über den Mars zurück zu seiner Base durchschlagen und hatte ein Wesen namens Tweel gefunden und gerettet. Das Wesen auf der Kanzel sah genauso aus, wie Hetcher sich diesen Tweel vorstellte: nicht Vogel, nicht Reptil, kein Rüssel, kein Schnabel und gleichzeitig alles zusammen. Dinger mit vier Fingern, die man Hände nennen konnte, und federartige Anhänge um den Schnabelschaft rundeten das Bild des Geschöpfes ab.
    Plötzlich kam Hetcher der Verdacht, dass das Wesen Hilfe brauchte und sich deshalb Tweel nannte. Wenn das Erlebnis nicht eine Halluzination war, ausgelöst durch Wasser- und Schlafmangel. »Du lebst?«, fragte er. Die Gesten kamen zögernd. Er vertraute seiner Wahrnehmung nicht mehr.
    Tweels Stimme erklang klar und deutlich. »Ja, wir leben. Noch. Aber wir brauchen deine Hilfe, Hetcher. Du verstehst uns. Töte diesen Menschen! Du musst es tun!«
    Hetcher schloss die Augen, einige Sekunden überlegte er, dann berührte seine Hand die Notschaltfläche. Das Marsmobil bremste scharf ab, Tweel verlor an der Kanzel den Halt, flog von Hetcher fort, geschleudert wie ein Geschoss. Er verschwand aus Hetchers Sicht zwischen Staub und Dämmerung. Wieder schien das Wesen die Gestalt zu wandeln. Es passte sich der Umgebung an, ehe es in den Sand klatschte. War es blitzschnell roter Staub geworden? Mit offenem Mund starrte Hetcher auf die Stelle, an der er Tweel zuletzt gesehen hatte.
    Hetcher spürte Ratlosigkeit und zugleich die Gewissheit, handeln zu müssen. Er faltete über ein Schaltelement das Sonnensegel zusammen, öffnete die Kanzel und wartete in der Dämmerung auf Cyr Aescunnar.

20.
    Cyr Aescunnar
    Überraschungen
     
    Auf der Erde würden sich die Vulkane quer durch die USA

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