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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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früheren Dekaden nicht zu ganz ähnlichen Strapazen verurteilt?
    Lhundup stöhnte leise, als er sich zur Pause auf eine Bank sinken ließ. Jeder Muskel tat ihm weh. Bildete er sich das nur ein, oder hatte sich vor lauter Gerüttel einer seiner Zähne gelockert? Selten hatte er sich mehr nach den endlosen Weiten seiner tibetischen Heimat gesehnt als in diesem Moment.
    Die schäbigen Tische und Bänke, auf denen die Grubenarbeiter ihre ebenso wenigen wie kurzen Entspannungsphasen während der Schichten genossen – zu kurze, als dass sich der Rückweg zu den unterirdischen Schlafkojen gelohnt hätte –, standen nahe dem Personenlift, der die männlichen und weiblichen Kumpel zu Schichtbeginn unter Tage und nach Ende ihrer zumeist mehrtägigen Einsätze wieder zurück in die Wirklichkeit beförderte. Es kehrte niemals Ruhe ein, da die enge und mit stabilen, kleinmaschigen Gittern umgebene Fahrstuhlkabine ständig aus irgendwelchen Gründen in Bewegung war. Aber nach vier Stunden Gehämmer und Geklopfe an der »Front«, wie Lhundup die Stellen insgeheim nannte, an denen gegraben und gesprengt wurde, war selbst der quietschende und motorbrummende Fahrstuhl jeden Tag aufs Neue eine willkommene Abwechslung.
    »Ist hier noch frei?«
    Lhundup sah auf – und sein Herz kam ins Stolpern. Der trübe Schein der elektrischen Lampen fiel auf ein Gesicht, das er, da war er sich absolut sicher, in dieser Hölle noch nie gesehen hatte. An dieses hätte er sich erinnert.
    Sie hatte burschikos kurz geschnittene schwarze Haare und mandelförmige Augen, für die ein Mann sterben konnte. Ihr Mund war schmal, und ihr Lächeln erzeugte unfassbar bezaubernde Grübchen an seinen Winkeln. Ihre Haut war so rein und perfekt wie ...
    »Hallo? Verstehst du mich?«
    Erst als sie lachte, begriff Lhundup, dass er sie angestarrt hatte, statt ihr zu antworten. Konnte er es überhaupt? »Äh ...« Offenkundig nicht.
    Die schönste Frau Terranias sah sich kurz um. Die anderen Tische waren leer, da Lhundup sich angewöhnt hatte, den Kollegen zu entgehen, die regulären Pausenzeiten zu ignorieren und allein zu essen. Außer ihm – und ihr – war niemand da.
    »Dann nehm ich das mal als ›Ja‹«, sagte die schönste Frau der Welt. Sie sprach Mandarin, war offenkundig sogar eine Chinesin, und Lhundup dankte allen Göttern, die ihm einfielen, dafür, dass er die Sprache beherrschte, auch wenn er sich einst mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, sie zu erlernen
    »Du bist neu hier, oder?« Unter ihren dreckverschmierten Handschuhen kamen zarte Finger zum Vorschein. Diese durchwühlten den Inhalt eines silberfarbenen Rucksacks, den die Frau neben sich abgestellt hatte. »Zumindest hab ich dich früher nicht bemerkt. Magst du?« Dabei beförderte sie eine Thermoskanne aus der Tasche. Der Kaffee, den sie sich eingoss, roch stark und gut.
    Lhundup stutzte. Das Getränk passte nicht so recht zu ihr, fand er. Zwar war Terrania international bevölkert, doch hatte er noch keinen asiatischen Kollegen mit dem schwarzen Bohnengebräu gesehen.
    »Ich sollte nicht so viel davon trinken, aber was kann ich tun – es schmeckt mir.« Ihr Lächeln war strahlend und hätte sogar einen Fantan entwaffnet. Sie nippte am Kaffee. »Also, ja oder nein? Du redest nicht gern, oder?«
    Lhundup schüttelte den Kopf. Er redete sogar sehr gern, aber wie sprach man mit Göttinnen? Was stand es ihm, dem verdreckten, verschwitzten, selbst im Kreise der untersten Turmarbeiter als verschrobener Schwächling geltenden Hirtenjungen zu, das Wort an eine wie sie zu richten?
    Die schönste Frau dieser und aller anderen Welten lächelte wieder. Ihr Blick ging zu seinem Apfel, in den er vor lauter Schockstarre nicht mehr gebissen hatte, seit sie da war. »Du isst außerhalb der Pausen. Lass das mal nicht den alten Ai Guo hören.«
    Er weiß es. Es war sogar sein Vorschlag. Zur Deeskalation der Lage. Immer mehr Sätze formten sich in seinem Hirn und suchten den Weg zu einem Mund, der mit ihnen nichts anzufangen wusste. Würde sie ihn ablehnen wie der Rest des Bautrupps, wenn er ihr davon berichtete, wie er die anderen regelmäßig auf die Palme brachte? Wie oft er die Sprengungen und anderen Arbeiten unter dem Stardust Tower mit seiner ungewollt tollpatschigen Art schon gestört hatte, seit er hier war?
    »Ich wollte nur nett sein«, sagte die schönste Frau des Universums leise und sogar ein wenig enttäuscht. Sie leerte den Kaffee in einem Zug und verstaute die Kanne wieder. »Ich hab

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