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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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dich nämlich doch schon gesehen. Und ich kann mir denken, warum du deine Pausen verlegt hast, und ich find's unfair, wie die anderen hier mit dir umgehen. Deshalb ... Ach, vergiss es. Tut mir leid, falls ich dich gestört habe.« Sie stand auf, wandte sich zum Gehen.
    »Lhundup.«
    »Was?« Verwundert sah sie zurück.
    »Das ... das ist mein Name«, legte er schnell nach, bevor sein Mund erneut in Starre verfiel. Jedes Wort schien wie ein Kampf des Willens gegen ein Heer von Knoten und Komplexen. »Lhundup. Und ... ich hätte sehr gern einen Kaffee, danke!«
    Irgendwo hinter seiner Stirn wartete die tadelnde Stimme des Selbstzweifels darauf, dass ein Blitz auf ihn niederfuhr und ihn ob seiner blasphemischen Arroganz strafte. Doch keiner kam. Stattdessen kam die schönste Frau sämtlicher Dimensionen zurück zu seinem Tisch. Die Götter mussten verrückt sein.
    »Freut mich, Lhundup. Ich bin Zhuo Hui. Und ich bin ebenfalls neu hier. Milch und Zucker?«
    Sie setzte sich wieder, und sie tranken, während Zhuo Hui erzählte. Schon nach wenigen Worten war Lhundup, als gäbe es nur noch ihre Stimme, blendete sein Verstand den Lärm einfach aus.
    Zhuo Hui gehörte zu den Sprengern, erfuhr er. Sie machte die Grob-, Lhundup und seine Kollegen erledigten danach die Feinarbeit. Ursprünglich habe sie Diplomatin werden wollen und in Shenzen, dem Ort ihrer Herkunft, sogar ein Politikwissenschaftsstudium begonnen, doch dann sei Perry Rhodan geschehen, Terrania entstanden und eine neue Zeit angebrochen. Eine, in der neue Regeln gelten würden.
    »Ich schätze, auch das hier ist Diplomatie«, sagte sie und sah sich lachend um. »Interstellare statt internationale. Der Anfang von etwas Großem. Findest du nicht?«
    Lhundup stimmte ihr bereitwillig zu. Er verstand, was sie meinte, hätte ihr in diesem Moment aber vermutlich selbst dann überzeugt recht gegeben, wenn sie sich als Königin des Wega-Systems bezeichnet und eine Kopfsteuer für Streichhölzer verlangt hätte. Göttinnen waren unfehlbar und er, da biss die Maus keinen Faden ab, Hals über Kopf verliebt. Das begriff selbst die tadelnde Stimme des Selbstzweifels.
    Zhuo bedeutete hervorragend, Hui war ein chinesisches Wort für Intelligenz. Der Name passte, fand Lhundup beeindruckt.
    Irgendwo jenseits von allem rumpelte schweres Gestein in klobigen Antigravloren über ein Netz aus Magnetschienen, hallte der zornige Schrei von Sprengstoff durch enge, stickige Gänge, rieselte vom Fortschritt besiegtes Erdreich auf die Helme und Overalls derer, die schufteten, um dem höchsten Gebäude Terranias Raum für ein unterirdisches Fundament aus Stahl und Beton zu schaffen. Lhundup saß mittendrin in diesem Lärm, und doch war er ihm so fern, als erklänge er auf einem arkonidischen Mond.
    »Möch... möchtest du vielleicht ein Stück Apfel?«, fragte er, hielt ihr denselben hin – und riss entsetzt die Augen auf, als er begriff, dass er das Ding vor lauter Nervosität bereits so gut wie aufgegessen hatte und der schönsten Frau aller Zeiten, selbst der noch kommenden, gerade wenig mehr als Kerngehäuse und Stängel anbot.
    Zhuo Hui lachte. »Und wenn ich jetzt Ja sage? Fährst du dann hoch und pflückst mir einen? Mitten in der Wüste?«
    Lhundup errötete und versprach, genau das zu tun.
    »Das ist unmöglich.«
    »Macht nichts.«
    »Ai Guo würde schimpfen.«
    Und Bai Jun erst. »Macht nichts.«
    Einen Moment lang sah sie ihn schweigend an. Im Blick ihrer tiefblauen Augen flackerte etwas, das Lhundup lange nicht mehr gesehen hatte und ihm auf unfassbar wohlige Weise bis ins Mark fuhr. »Ich bin froh, dass ich mich zu dir gesetzt habe, Lhundup von den Hochlandsteppen«, sagte sie dann leise. »Und beim nächsten Mal esse ich gern ein Stück Apfel. Aber jetzt muss ich wieder zur Arbeit.«
    Die schönste Frau von allen, deren alleinige Existenz den Urknall rechtfertigte, stand auf, schulterte den Rucksack und ging an den leeren Tischen und Bänken entlang zurück in die Hölle.
    »W... warte!«, rief er ihr nach und staunte über seine Dreistigkeit. »Wo treffe ich dich? Fürs nächste Mal.«
    Die Grübchen kehrten zurück, als ein Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. Doch irrte er sich, oder lag plötzlich ein Anflug von Sorge in ihrem Blick? » Ich finde dich , Lhundup, einverstanden?«
    Hier unten? In diesem Chaos aus Halbdunkel, Staub und schwitzenden Hünen? »Das wird nicht funktionieren«, ahnte er und fragte sich gleichzeitig, woher er den Mut nahm, sie derart anzusprechen.

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