Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
hatte: Er zog sich den Helm vom Kopf, um besser atmen zu können.
Wo wäre ich nur ohne blutige Anfänger? , dachte Gihl-Khuan. »So ist es. Es war so ein blinkendes, klobiges Ding, und es zischte so eigenartig.«
Sie hatten die Straße mit ihren Passanten längst hinter sich gelassen. In dieser Seitengasse brauchte er keine unliebsamen Zeugen zu befürchten. Dennoch warf er einen schnellen Kontrollblick über die Schulter, bevor er den verborgenen Strahler aus der Innentasche seiner Dreimondrobe zog.
Der Uniformierte erbleichte. Begreifen schlich sich auf seine Züge. Die linke Hand hob den Helm wieder empor, in dem er den Funkempfänger wusste, die rechte fuhr zur Waffe an seiner Hüfte.
Doch Gihl-Khuan war schneller, nutzte das Überraschungsmoment. Sein Finger zuckte am Abzug. Aus der Mündung des Strahlers erwuchs ein rasend schneller Blitz und traf den Wachoffizier mitten auf der ungeschützten Stirn. Der breitschultrige Mann ächzte leise. Dann brach er zusammen und blieb reglos auf dem Straßenpflaster liegen.
Gihl-Khuan sah sich abermals um. Die Luft war nach wie vor rein. Schnell packte er den Betäubten unter den Armen und zog ihn tiefer in die Schatten der Hauswände. Bis er erwachte und Alarm schlagen konnte, würden Stunden vergehen. Wahrscheinlich fanden ihn seine Kollegen bereits früher.
Zwischen kahlen Mauern und parkenden Fahrzeugen begann Gihl-Khuan mit Phase zwei seines spontanen Plans: Er zog seinem Opfer den Kampfanzug aus und streifte ihn sich über.
Während er arbeitete, behielt er via Headset stets den Datenstream im Auge. Die Lage wurde allmählich brenzlig, denn Khatleen-Tarr und ihr Begleiter – worum sonst sollte es sich bei diesem wohl hässlichsten aller Rrakass handeln? – waren eindeutig unterwegs zum Raumhafen. Gihl-Khuan wusste zwar, dass sie bei dem dort herrschenden Chaos eine kleine Ewigkeit brauchen würden, um – wenn überhaupt – einen Transport zu ergattern, aber ebendieses Chaos bot ihnen ebenso eine hervorragende Deckung. Wenn er sie erwischen wollte, musste er sie vorher erwischen. Und er ahnte bereits, wie.
»... rät die Stadtgarde dringend, vom Besuch Khir-Teyals abzusehen. Dreimondgänger, so heißt es aus den oberen Etagen Sendschai-Karths, sollten sich ihrer eigenen Sicherheit zuliebe besser auf andere, zentralere Stadtviertel konzentrieren.
Inzwischen gehen die Feierlichkeiten im Sumpfpark Süd ihrem traditionellen Höhepunkt entgegen. Wir schalten live zu unserem Reporter vor Ort ...«
Die Straßensperre befand sich am Anfang einer langen Allee, von der rechts ein breiter Pfad zu einer der beliebten unterirdischen Sumpfhöhlen führte. Schon von Weitem sah Gihl-Khuan die Soldaten zwischen den teils am Boden, teils mehrere Handbreit über diesem schwebend verharrenden Fahrzeugen umhergehen. Die Uniformierten trugen Kampfanzüge wie er und hielten ebenso klobige wie beeindruckende Strahlen- und Partikelkanonen in den Händen. Gemeinschaftlich prüften sie die Personalien jedes Passanten, scannten Netzhäute, inspizierten Ladeflächen und glichen ihre Funde mittels ihrer Kommunikatoren mit den Angaben im Zentralrechner ab.
Insgesamt boten sie ein Bild emsiger Konzentration. Perfekt für Gihl-Khuans Zwecke.
»Folgen Sie mir!«, sagte er und trat selbstbewusst aus den Schatten. »Die Flüchtigen wurden nahe dem Raumhafen gesichtet, und die dortigen Sicherheitskräfte erbitten unsere umgehende Unterstützung.«
Die Angesprochene, eine junge Topsiderin von vielleicht vierzig Jahren, sah ihn perplex an. Durch das Visier konnte Gihl-Khuan die Ratlosigkeit in ihrem Blick erkennen – aber auch, dass ihr seine Rangabzeichen nicht entgingen. Er – beziehungsweise der Mann, dem er diese Kleidung gestohlen hatte – war ihr gegenüber ganz klar befehlsberechtigt.
»Ich verstehe nicht«, quäkte ihre Stimme aus Gihl-Khuans Helmlautsprecher. »Über Kom-Funk war nichts von derlei Bitten zu hör...«
»Was Ihnen über Funk entgeht, ist nicht mein Problem«, unterbrach er schroff. Auch das war eine Weisheit, die ihn die vielen Jahre im Exil auf Buntayn gelehrt hatten: Der direkte Weg ist meist der beste, und ein sicheres Auftreten vermag sogar die eigenen Zweifel zu vertreiben. »Ihre Anweisungen sind klar, Offizierin, oder? Führen Sie sie aus!«
Guter Junge , flüsterte die defekte Positronik in seiner Phantasie mit väterlichem Stolz.
Gihl-Khuan genoss das Lob. Diese Gabe, in Windeseile jede beliebige Rolle zu verkörpern, war sein wertvollstes
Weitere Kostenlose Bücher