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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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als lebten sie seit Tagen auf völlig verschiedenen Welten.
    »Weiter!«, drängte Bai Jun.
    »Es gibt kein Weiter, Jun. Hinrichs aus dem zweiten Schlafraum hat Heimweh und telefoniert jeden Abend heimlich mit seiner Ex in Deutschland. Die rabiate Be – keine Ahnung, wie sie wirklich heißt; so nennt man sie hier – hat von Ebling eine Abfuhr kassiert und schnauzt seitdem jeden an, der sie auch nur anguckt.« Er hatte diese Parade der Nichtigkeiten auswendig lernen müssen, um sie sich merken zu können, und zählte nun jeden einzelnen Posten an den Fingern seiner zerschundenen Hände ab. »Heute Mittag kam ein Neuzugang von oben, ein pickliger Bursche namens Jedich, dem ich keine zwei Tage zutraue ... Aber willst du das wirklich alles hören?« Traurig ließ er die freie Rechte wieder sinken.
    Dies wollte Jun selbstverständlich nicht, und er betonte es ausdrücklich. »Ich will eine Spur, eine wirklich relevante Information über Adams' geheime Absichten. Das Liebesleben deiner Maulwurfkollegen juckt mich nicht.«
    Die Ansprache ging noch weiter, aber Lhundup stellte sein Gehör auf Durchzug. Er kannte die Sätze zur Genüge, hörte sie Nacht für Nacht, und doch ...
    Er schluckte. Warum genau hatte er Jun eigentlich nie von Zhuo Hui erzählt? Weil nicht wahr war, was niemand wusste? Weil nicht wahr wurde, was er, Lhundup, nicht wahrhaben wollte? Zhuo Hui mit dem sorgenvollen Antlitz und Ai Guos entschiedene Warnung vor ihr mochten tatsächlich eine Spur sein, wie Jun sie ersehnte. Na ja, das vielleicht dann doch nicht, aber zumindest wären sie etwas anderes als die ständigen Meldungen völliger Normalität. Lhundup sperrte sich allerdings dagegen, die ebenso bezaubernde wie undurchdringlich scheinende Asiatin zu erwähnen, wenn er mit dem Bürgermeister sprach.
    »Lhundup? Kerl, hörst du mir überhaupt zu?«
    Blinzelnd kehrte er in die Gegenwart zurück. Bai Juns wütende Stimme plärrte aus dem Pod-Lautsprecher. »Was, äh, ja ... natürlich, Jun.«
    »Mhm«, grunzte der Bürgermeister, und es klang wie ein Nein. »Und was sagst du? Bist du dabei?«
    Dabei? Worum ging's? Verflixt, vor lauter Träumerei schien er eine Frage seines Auftraggebers verpasst zu haben. »Äh ...«, machte Lhundup. Sosehr er sich das Hirn auch zermarterte, er wusste nicht, was Bai Jun von ihm hören wollte. »J... ja?«, sagte er vorsichtig, und es war mehr Frage als Antwort.
    Mit einem Mal klang Jun hellwach – und höchst zufrieden. »Großartig. Dann wäre das also abgemacht. Gib mir ein paar Stunden, um die nötigen Schritte in die Wege zu leiten. Ich melde mich, sowie alles für dich bereit ist, und gebe dir die letzten Instruktionen. Ehrlich, Lhundup, das ist der richtige Schritt für dich. Ein dringend nötiger, wenn du mich fragst. Das hätte mir viel früher einfallen müssen.« Er war hörbar erleichtert. »Auf die Weise kommen wir bestimmt weiter.«
    Lhundup riss die Augen auf. Warum fühlte er sich, als habe er soeben sein eigenes Todesurteil unterzeichnet? Verflixt, er musste dringend lernen, sich besser zu konzentrieren!
    Bevor er sich die Blöße einer Rückfrage geben konnte, verabschiedete Jun sich von ihm und trennte die Verbindung. Lhundup blieb ratlos zurück, das kalte Erdreich am Rücken und die Dunkelheit vor den Augen. Sein Herz pochte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wagte er sich aus der Nische.
    Der Gang war so finster wie zuvor. Die Arbeiter, die in Lhundups Bereich der Grube beschäftigt waren, lagen auf ihren Pritschen und schliefen. Lhundup schlurfte in Richtung seiner eigenen zurück.
    Es musste auf drei Uhr morgens zugehen, und um die Zeit wurde aktuell nur in den östlichen Bereichen des unterirdischen Höhlensystems geschuftet. Während Lhundup sich zu seinen Kollegen begab, hörte er gelegentlich ein tiefes Grollen, das aus den nach Osten führenden Seitenarmen des Korridors hallte. Das waren die Geräusche der Nachtschicht, die im Osten zu Werke ging und, wenn er nicht irrte, kleinere Sprengungen vornahm. Doch obwohl er das wusste, konnte er nicht verhindern, dass sich seine Phantasie einen eigenen Reim auf die dumpfen Klänge machte. Vor seinem geistigen Auge sah er monströse, Feuer speiende Drachen die unterirdischen Wege beschreiten, riesige geschuppte Wesen mit qualmenden Nüstern, schwefligem Atem und Flügeln aus straff gespanntem Leder. Er sah Höllenflammen in ihren obsidianschwarzen Augen lodern und das vertrocknete Blut wehrloser Opfer an ihren rasiermesserscharfen Reißzähnen

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