Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Eric.
Gihl-Khuan züngelte echsenhaft, war für einen Moment merklich perplex. Dann zuckten seine Mundwinkel. »Diese Kreatur ... Kikerren ... sie ist beeindruckend. Eine Flugechse als Führer ...« Es klang bewundernd und amüsiert zugleich.
»Ich vermute, Sie kennen die Spezies gut?«, hakte Manoli sofort nach. Und verraten mir auch vorschnell, woher?
»Oh ja«, antwortete der angebliche Rebell. Es klang sehnsuchtsvoll, als denke er an einen alten Freund. Dann blinzelte er erneut, und Manoli konnte sehen, wie Gihl-Khuan wieder in die Rolle zurückglitt, die er ihnen vorspielte.
»Das heißt einigermaßen«, fuhr der Topsider deutlich nüchterner fort. »Es gibt ja so viele Tierarten ...«
Manoli witterte seine Chance. »Und wenn Kikerren gar keines ist? Kein Tier im herkömmlichen Sinne? Nicht so handelt und denkt, wie wir es von Wesen erwarten, die wir mit diesem Begriff und seinen Konnotationen verbinden?«
Aus dem Augenwinkel sah er Khatleen-Tarrs »Spinnst du jetzt völlig?«-Blick auf sich ruhen. Aber er glaubte zu wissen, was er tat. Das Ziel schien näher als je zuvor.
»Kein Tier?« Gihl-Khuan brach ab, stutzte. Die Rolle verschwand, und der echte Mann kehrte zurück – wenigstens für einen Moment. »Wie meinen Sie das?«
Das ist kein Small Talk mehr , fühlte Manoli sich in seinen Bemühungen bestätigt. Für dich ist es ... Etwas Persönliches? Deutete er Gihl-Khuans Miene wirklich richtig? Kikerren amüsierte und faszinierte ihn nicht nur, sie rührte ihn?
»Ob Sie's glauben oder nicht«, setzte Manoli nach und ahnte Khatleen-Tarrs entsetzten Blick im Nacken, »Kikerren führt uns nicht nur sicher durch die Kanäle, sie kennt auch den Weg zu Scharfauge, dem eigentlichen Ziel unserer Flucht.«
Gihl-Khuan blieb stehen und starrte ihn sichtlich fassungslos an.
Das war es. Der entscheidende Moment war gekommen. Manoli hielt den Atem an und sah, wie Khatleen-Tarrs Augen größer wurden als je zuvor. Sie hatte bestimmt nicht übel Lust, ihn auf der Stelle zu Klump zu schlagen, und das konnte er ihr nicht verdenken. Warte! , dachte er. Vertrau mir! Vertrau Kikerren.
Gihl-Khuan atmete tief aus. Dann schüttelte er den schuppigen Kopf und streckte die Hand aus. Manoli ergriff sie. »Ich glaube es«, raunte der Topsider, und es war kein Hauch von Schauspielerei mehr in seinem Gebaren. »Bei den Monden, ich glaube es. Und ich glaube, dass uns das Schicksal zusammengeführt hat, Erikk-Mahnoli und Khatleen-Tarr.«
Manoli staunte. Nie zuvor hatte er sie mit Namen angesprochen. Auch der jungen Echsenfrau schien dies nicht zu entgehen.
Plötzlich zischte Kikerren leise. Als sie sich der Aufmerksamkeit ihrer drei Begleiter sicher war, schwenkte sie in die linke Kanalöffnung ein – so zielsicher, als wäre ihre Unentschlossenheit nur Show gewesen. Als hätte sie Gihl-Khuan verstanden.
»Ihr nach!«, sagte der Topsider überzeugt und sprang beherzt in den Kanal.
11.
Albtraumbilder
Kikerren ...
Gihl-Khuan konnte den Blick kaum von dem kleinen Wesen abwenden. Trotz der Kälte in den engen Kanalröhren war ihm plötzlich heiß. Hinter seiner Stirn – dort, wo doch sonst immer alles klar, immer alles eindeutig war – herrschte ein heilloses Durcheinander, und die Schuld daran trugen eine unerklärlich faszinierende Hure und ein flügelbewehrtes Tier. Unfassbar.
Du irrst dich , erklang die Stimme der Positronik in seinem Kopf, ruhig und fest. Sie war immer schon seine Erdung gewesen, sein Fels in der Brandung. Du musst dich irren. Sei vernünftig. Sei der Jäger. Konzentriere dich auf deinen Auftrag, nicht auf diese Hirngespinste.
Logisch betrachtet konnte er ihr nur zustimmen. Doch obwohl er das wusste, es einsah, gelang es ihm nicht, Kikerren zu ignorieren. Besser gesagt das, wofür sie stand.
Du gefährdest deine Mission , sagte das Armband. Der Tadel in der Aussage war unverkennbar, aber der Tonfall blieb nüchtern. Gihl-Khuan hatte die inzwischen defekte Positronik nie anders als sachlich erlebt. Es war einer ihrer vielen Vorzüge gewesen. Die Beute ist direkt vor dir. Du brauchst sie dir nur zu nehmen. Mit jedem Augenblick, in dem du nicht handelst, setzt du Megh-Takarrs Preis aufs Spiel. Willst du das?
Selbstverständlich nicht. Allein der Gedanke daran schmerzte. Megh-Takarr war stets gut zu seinem treuen Jäger gewesen. Gihl-Khuan verdankte dem Despoten sein Leben, hatte ihn nie enttäuscht, und er würde ihn nie enttäuschen. Lieber starb er.
Und trotzdem stapfst du hier durch
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