Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Schlüpflingsgebiet , argumentierte die defekte Positronik, und träumst von Buntayn. Warum? Aus einem plötzlichen Anfall von Nostalgie heraus?
Nein. Wegen ihr.
Einer Flugechse? Junge, du argumentierst im Kreis. Dieses Tier ist nicht, wofür du es hältst. Weil es das gar nicht sein kann.
Gihl-Khuan nickte. Buntayn existierte nicht mehr. Niemand hatte den Tag überlebt, an dem die Flotte der Arkoniden die Welt, seine wahre Welt, vernichtete. Niemand außer ihm selbst.
Und Kikerren glitt durch die stickige Kanalluft wie ein fleischgewordenes Aber .
Gihl-Khuan schluckte. Er dachte an Megh-Takarr, und vor seinem geistigen Auge wurde die Vergangenheit lebendig.
Die Zentrale des Raumschiffes ist größer als der wandernde Wald und heller als die Sonnen. Zumindest wirkt sie so, als sich die Tür des Lifts öffnet und Gihl-Khuan sie zum ersten Mal sieht. Er spürt die Hand des Offiziers in seinem Rücken; sie schubst ihn, sanft und doch bestimmt. Gihl-Khuan wagt den Schritt.
Erst als er in der Mitte des Kontrollzentrums steht, sieht er nach oben – und statt dem vertrauten Blau des Himmels blickt er auf silbriges Metall und blinkende Lichter.
»Ruhig, ruhig«, sagt der Mann, als Gihl-Khuan in Panik losrennen will, zurück ins Freie, und hält ihn fest. Doch Gihl-Khuan darf nicht stehen bleiben! Das hier, das alles ... Es ist falsch! Es ist eng! Es ...
»Ich weiß«, sagt der Mann, als lese er in Gihl-Khuans Gedanken. Seine Stimme ist voller Wärme. Anders als die der Positronik. »Ich verstehe es. Aber Sie haben nichts zu befürchten, glauben Sie. Und Sie können nicht zurück. Niemand kann das.«
Bei den letzten Worten ist sein Tonfall tiefer geworden, und Gihl-Khuan begreift, dass es so klingt, wenn jemand etwas Trauriges sagt. Dann erst begreift er den Inhalt dieser Sätze. Er starrt den Offizier an und merkt kaum, wie seine Knie nachgeben. Wären da nicht die stützenden Hände des Mannes, Gihl-Khuan fiele zu Boden.
Niemand kann das.
Drei Worte nur, und doch verändern sie alles.
Abermals wallt Panik in Gihl-Khuan auf, und abermals ist der Mann da, sie abzufedern. »Es tut mir leid«, sagt er, und Gihl-Khuan glaubt es ihm. »Uns allen tut es sehr, sehr leid.«
Er setzt wieder zu der Erklärung an. Der Geschichte mit der arkonidischen Flotte und dem Zufallsglück, das ihn zum einzigen Überlebenden der GRAAN-TOHL geführt habe. Gihl-Khuan hat sie schon oft gehört, seitdem er erwacht ist, und kann sie immer noch kaum glauben. Das Letzte, an das er sich erinnert, ist, bei der Suche nach Insekten vom Fels des Fischbachs gefallen zu sein. Dann wurde alles schwarz, und als er wieder zu sich kam, war er nicht mehr auf seiner Welt.
Gihl-Khuan sieht den Mann, der ihn vor den Arkoniden rettet, an und schüttelt den Kopf. »Ich verstehe«, sagt er leise. Er sieht im Blick des Mannes, dass die Resignation, die in diesen zwei Worten mitschwang, noch größer wirken muss als der wandernde Wald und die Brücke.
»Möchten Sie sie noch einmal sehen?«, fragt der Mann.
Gihl-Khuan zögert. Wieder hinunter? Aber er hat doch gesagt, sie könnten nicht wieder zurück. Weil eine arkonidische Flotte im Anflug sei und alles zerstören wolle.
»Im Holo«, erklärt der Mann geduldig. »Ich kann Ihnen ganz Buntayn als dreidimensionale Aufnahme zeigen, den Blick aus dem All auf Ihre Welt. Wollen Sie das?«
Gihl-Khuan nickt stumm. Abschied, denkt er und entsinnt sich der Lektionen, die ihm die Positronik seines Datenarmbands zu diesem Thema beigebracht hat.
Dann ist Buntayn da, eine atemberaubend schöne Kugel aus Blau, Grün und Weiß. Sie schwebt mitten im Raum, gut und gern so breit wie ein Flussfels am Fischbach hinter der Höhle. Gihl-Khuan weiß zwar, was eine Holografie ist, kann aber nicht anders: Er streckt die Hand aus, berührt die Welt – und die Hand gleitet hindurch.
Vergängliches kann man nicht halten, erinnert er sich an einen Satz der Positronik.
Wieder spürt er die Hand des Mannes. Sie berührt ihn an der Schulter. Die Berührung gibt Kraft.
»Wir müssen aufbrechen«, raunt der Mann in seinem Rücken, sanft und mit Bedauern in der Stimme.
Gihl-Khuan sieht auf seine Welt. Hier ist hier. Jetzt ist jetzt, so heißt es in den elf Sätzen der Sozialen Weisung. Sie sind die Grundlage der topsidischen Kultur, hat die Positronik gesagt. Gihl-Khuan weiß: Wenn er ein echter Topsider sein will, muss er sich an die elf Sätze halten. Auch wenn es wehtut. Also nickt er.
»Triebwerke starten!«, befiehlt der
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