Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Wachen draußen im Gang von Macht. Vor den Fenstern neigt sich der Tag dem Ende zu und taucht den Himmel über Kerh-Onf in gelbrotes Licht.
Der Mann – Megh-Takarr; er muss sich angewöhnen, ihn beim Namen zu nennen, wenn er für ihn arbeiten soll – steht von seinem steinernen Hocker auf, streicht seine kostbare Robe glatt und tritt zu Gihl-Khuan.
»Warum?«, wiederholt Megh-Takarr leise, abfällig. »Es waren Arkoniden, was gibt es da sonst zu erklären? Rufen Sie die Dateien auf, lernen Sie mehr über dieses Volk. Dann werden Sie verstehen, dass es Wesen im All gibt, deren Machtgier und Arroganz die einzigen Motive sind, die sie brauchen.«
Aber eine ganze Welt? Gihl-Khuan schüttelt den Kopf. Wie er es auch dreht und wendet, er kann es schlicht nicht nachvollziehen.
»Sie fühlen sich fremd hier, mein Freund«, sagt Megh-Takarr und sieht ihn halb freundlich, halb mitleidig an. »Sechs Monate sind längst nicht genug, um sich an ein komplett neues Leben zu gewöhnen. Das ist nur verständlich. Unterbewusst verweigern Sie sich noch der Veränderung, die Ihnen widerfahren ist, und deswegen sucht Ihr Unterbewusstsein nach Wegen, sie rückgängig zu machen. Weil ihm – und somit auch Ihnen, ganz tief drin – das leichter erscheint als die Alternative, die Akzeptanz des Unveränderlichen. Aber es ist unveränderlich, Gihl-Khuan, sosehr es mich für Sie schmerzt. Buntayn, die Welt, nach der Sie sich sehnen, existiert nicht mehr. Ich habe Sie buchstäblich in letzter Sekunde dort gefunden und gerettet. Es gibt kein Zurück.«
Gihl-Khuan sieht nach draußen. Letzte Sonnenstrahlen fallen auf die Dächer der alten Gebäude und die riesigen Türme. Von hier oben glaubt er sogar die Ebene jenseits der Stadtgrenze sehen zu können, aber vielleicht irrt er sich da auch, denn die Stadt, so scheint es ihm, wann immer er durch ihre Straßen streift, nimmt kein Ende. Er denkt an Buntayn, wie so oft. An den Tag, als Megh-Takarr in sein Leben trat.
Manchmal – spätnachts, wenn die Sehnsucht wieder größer ist als die Vernunft und er sie mit billigem Fusel in billigen Schenkhöhlen zu betäuben versucht, obwohl er genau weiß, dass das nie gelingt – ist ihm, als sei seine Erinnerung an diesen Tag auch nicht mehr als eine Phantasie, ein weiterer wirrer Alkoholtrip. Die Zentrale mit ihren gleißenden Lichtern, die dreidimensionale Darstellung des Planeten ... In den schlimmsten Nächten kommen sie ihm fast wie Traumbilder vor, nicht wie Erinnerungen an reales Geschehen. Ist das alles wirklich passiert, oder ...?
Er schüttelt den Kopf. Es wird Zeit, die schlimmen Nächte hinter sich zu lassen, und das weiß er. Zeit für einen Neuanfang, einen klaren Schnitt. Wem nützen unerfüllbare Sehnsüchte? Die Lüge schmeichelt. Die Wahrheit schmerzt. So hat es ihm die Positronik beigebracht. Suche den Schmerz und gewinne die süße Frucht der Erkenntnis!
Ich habe dir lange genug Schande bereitet, alter Freund, denkt er und sieht zu dem Armband an seinem Handgelenk. Die Positronik funktioniert schon längst nicht mehr, aber genauso wie er nicht von Buntayn lassen will, hält er auch an dem Armband fest. Bis jetzt.
Suche den Schmerz.
Gihl-Khuan löst sich von dem Panorama vor Sendschai-Karth und sieht zu seinem Gastgeber. »Dieser Auftrag, von dem Sie sprachen«, beginnt er. »Wie sähe der aus?«
Megh-Takarrs Lächeln ist voller Güte.
Nichts und niemand hatte Buntayns Zerstörung überdauert. Nur er, der Mann aus dem Wrack der GRAAN-TOHL. So war es geschehen, so hatte Megh-Takarr es ihm berichtet, so stand es in den Datenbänken, so lauteten die Fakten. Ein topsidisches Schiff stürzte auf eine unbewohnte Welt, ein einzelner Überlebender, kaum dem Schlüpflingsalter entwachsen, schlug sich daraufhin allein in der Wildnis durch, und ein Offizier der Flotte der fernen Heimat fand und rettete ihn Jahre später – kurz bevor die Arkoniden kamen.
Es war die Geschichte seines Lebens, und Gihl-Khuan kannte sie gut. Er kannte sie aus seinen Erinnerungen, aus den langen Gesprächen mit Megh-Takarr und aus seinem Studium der Flugpläne und historischen Unterlagen Topsids.
Warum also zweifelte er plötzlich an ihr?
Und warum zog es seine Blicke immer wieder zu Megh-Takarrs schöner Deserteurin?
Du hast es doch selbst gesagt , erinnerte ihn die Stimme der defekten Positronik geduldig. Es gibt Unmengen von Tierarten. Kikerrens Art mag mit Buntayns Flugechsentypus verwandt sein, weiter nichts.
Er nickte. Das war durchaus
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