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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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Mann, und sofort beginnt der Boden unter Gihl-Khuans Füßen zu vibrieren. »Kurs auf Topsid. Wir fliegen nach Hause.«
    Die Bordpositronik bestätigt die Anweisung. Das Holo verschwindet. Und zum ersten Mal seit mehr Jahren, als er zählen kann, fühlt sich Gihl-Khuan wirklich allein.
     
    Der Kadaver des Schlüpflings lag mitten auf dem Steg. Der schuppige Brustkorb war offen, das albinoweiße Fleisch schon halb verwest. Ganze Heerscharen an Nagern schienen sich daran gütlich zu tun, wann immer sie diese Stelle des Kanals passierten. Gihl-Khuan sah kaum hin und überquerte den Toten mit einem großen Schritt.
    »Das sind also Schlüpflinge«, murmelte der Arkonide an seiner Seite leise. Er war noch blasser geworden. Der Anblick des toten Wesens schien ihm einigen Wind aus den Segeln zu nehmen.
    »Das waren welche«, sagte Khatleen-Tarr. Sie bildete die Spitze ihrer Gruppe, sah man einmal von der Flugechse ab, und deutete mit dem Lichtkegel der Lampe vor sich, wo der Gang abermals in einen großen Raum mündete. Der Boden dieses Verteilerpunktes war übersät mit Schlüpflingsleichen. Die schmalen, aber muskulösen Leiber waren blasser als die ausgewachsener Arkoniden. Gihl-Khuan wusste von der Stärke dieser Wesen, wusste, wie wenig sie noch bremsen konnte, wenn sie einmal in Rage gerieten. Nicht umsonst rekrutierte Megh-Takarr insgeheim einen Großteil seiner Leibwache aus ihren Rängen – einer der Gründe, weshalb Sendschai-Karth die Aufzucht-Flüchtlinge überhaupt hier unten duldete.
    Eric Manoli umfasste den Lauf des Strahlergewehres, das er trug, fester und trat zu Khatleen-Tarr. Gemeinsam starrten sie auf das Leichenfeld. Einen Moment lang sagte niemand ein Wort, selbst Kikerren verharrte im Flug.
    »Wie auf einem Elefantenfriedhof«, flüsterte der Arkonide schließlich. »Und da müssen wir wirklich durch?«
    Kikerren zischte. Das bedeutete offenbar ja.
    Der Raum, auf dessen glitschiger Schwelle sie standen, durchmaß vielleicht zehn Meter und war deutlich industrieller gehalten als die vorherigen. In gemauerten Einfassungen, die die Ecken rechts und links von den Gefährten dominierten, summten und surrten große Generatoren, und durch das engmaschige Eisengitter, das knapp ein Drittel des Bodens ausmachte, konnte Gihl-Khuan gleich drei zischende und dampfende Servopumpen arbeiten sehen, stoisch und gleichmäßig. Heißer Dampf stieg durch das Gitter nach oben, bahnte sich seinen Weg zwischen den Leichen hindurch und verteilte sich im Raum wie der berühmte topsidische Dauernebel. Die Luft roch nach Öl, Fäkalien und Salz. Letzteres, so ahnte er, lag an dem vertrocknenden Blut der Schlüpflinge, das an den Wänden klebte.
    »Das muss einer ihrer Kampfplätze sein«, raunte die Deserteurin. Etwas – war es Schmerz? Gihl-Khuan glaubte, den Ausdruck zu kennen – lag in ihrem Blick. Auch sie schien sich mehr zu fürchten, als ihre Miene verriet. »Siehst du die Wunden, Erikk? Ich hatte dir ja gesagt, wie gewalttätig diese Biester werden können ...«
    Nicht nur sie , dachte Gihl-Khuan. Wieder spürte er eine Erinnerung nahen. Was war nur los mit ihm? So nostalgisch kannte er sich gar nicht.
    Du stehst neben einem Arkoniden und denkst an Gewalt , wusste die defekte Positronik. Kein Wunder, dass das zu Assoziationen führt. Die Frage ist eher, wie du gedenkst, mit ihnen umzugehen.
    Er schluckte. Normalerweise schüttelte er Erinnerungen ab wie Staub. Normalerweise stand er über dem Gestern. Normalerweise konzentrierte er sich bei allem, was er tat, auf das Ziel, nicht den bereits zurückgelegten Weg und ließ sich auch von schönen Schuppen und einen vertrauten Schmerz suggerierenden Augen nicht ablenken. Doch sosehr er sich innerlich dagegen sträubte: Normal war das hier längst nicht mehr.
    In der hinteren Wand des Verteilerzimmers prangte eine pechschwarze Öffnung, der Durchgang in den nächsten Kanal. Khatleen-Tarr nickte in ihre Richtung. »Lasst uns weitergehen«, flüsterte sie. »Und kein Wort mehr, verstanden? Was immer hier auch geschehen ist, es ist noch nicht lange her. Sollte jemand dieses Gemetzel überlebt haben, treibt er sich vielleicht noch in der Nähe herum.«
    Kikerren, die auf ihrer Schulter gelandet war, zischte kurz und flatterte wieder los. Eric Manoli atmete tief durch. Und Gihl-Khuan setzte sich in Bewegung.
     
    »Warum?«, fragt Gihl-Khuan und sieht den Mann an. Sie stehen in einem luxuriösen Raum. Die erdfarbenen Wände und das edle Mobiliar zeugen von Reichtum, die

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