Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Antworten von ihm verlangt, ohne welche zu erhalten. Doch Adams ist klug. Ich kann ihm nicht noch dichter auf die Pelle rücken, nicht persönlich, ohne mir selbst zu schaden. Adams ist kein Idiot: Wenn er Dreck am Stecken hat, wie ich vermute, behält er mich garantiert längst genau im Auge. Sollte ich unmittelbar zu Werke gehen und dabei erwischt werden, wäre ich politisch geliefert – und das darf nicht geschehen, Terranias wegen. Nicht, solange Adams' Machenschaften nicht publik sind. Und ich fürchte, nur wir beide können sie publik machen, Lhundup. Du und ich, du vor Ort und ich in den Schatten. Für Terrania.«
Für Terrania. Zwei kleine Worte, und doch waren sie Lhundup in diesen Momenten in der dunklen Kabine ein gewaltiger Trost. Tat er das Richtige? Selbstverständlich tat er das. Wenn Jun sagte, dass es zum Wohle Terranias war, wie konnte es dann falsch sein?
Plötzlich wurde es heller. Der Lift näherte sich der Erdoberfläche. Lhundup stöhnte leise, als auf einmal frische Luft in seine Nase strömte. Er hatte ganz vergessen, wie gut das roch, so herrlich klar und gesund. Welcher Teufel hatte ihn nur geritten, dieser Wohltat zu entsagen und in Ai Guos staubiger Finsternis zu leben?
Mit einem neuen Ruck, bei dem der junge Tibeter entsetzt zusammenzuckte, kam der Fahrstuhl zum Stehen. Schon als sich die Gittertür öffnete, sah Lhundup sich um. Hatte er auch tatsächlich keine unliebsamen Beobachter zu fürchten?
Zu seiner großen Erleichterung schien Jun mit seiner Einschätzung einmal mehr genau ins Schwarze getroffen zu haben. »Wir nutzen das Zeitfenster zwischen zwei und zwei Uhr fünfzehn morgens«, hatte der Bürgermeister ihm während ihres Gesprächs erklärt. »Da ist Schichtwechsel in der oberen Station. Ich habe entsprechende Informationen eingeholt, Lhundup: Die Station ist zu dieser Zeit meist menschenleer. Einen perfekteren Moment werden wir nicht finden.«
Lhundup entspannte sich ein wenig. Ai Guo, bei dem er Juns Angaben vielleicht ein wenig ungeschickt, aber doch unauffällig auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft hatte, hatte jedes von Juns Worten bestätigt. Dennoch war Lhundup erstaunt, sich in einem verlassenen Bereich der Großbaustelle Stardust wiederzufinden. Die Liftfahrt endete in einem vielleicht dreißig Quadratmeter großen schuppenähnlichen Zweckgebäude aus Wellblech, Aluminium und dunkler Plane. Die rechte Wand des aus einem einzigen Raum bestehenden rechteckigen Kastens, sah man mal von dem winzigen Büro des Stationsaufsehers ab, wurde von einer breiten Schiebetür dominiert, durch die, war sie komplett geöffnet, Lhundups fachfremder Einschätzung nach mühelos eine ganze Pyramide aus Yaks passen würde. Die linke Wand war mit Regalen voller technischer Geräte zugestellt, von denen manche arkonidischen, andere ferronischen Ursprungs zu sein schienen. Wand Nummer drei setzte die Regale fort, ergänzt um die visuelle Ablenkung namens Büro. Wand Nummer vier ...
Lhundup stockte der Atem! Stand da nicht jemand?
Fahles Mondlicht fiel durch ein Loch in der Plane, die anstatt eines richtigen Daches über der Halle prangte, und auf eine klobige Gestalt. Eine mit Schusswaffe! Lhundup brauchte keine Sekunde, um sie zu erkennen: Rogen. Der Skandinavier trug einen schlichten Overall. Sein Gesicht lag im Schatten, einzig sein Haar strahlte nahezu im Mondschein. Er hielt eine Art Gewehr in Händen, dessen Lauf sich just in diesem Moment in Lhundups Richtung senkte!
»I... ich kann das erklären«, keuchte der junge Tibeter und hob die zitternden Hände. Seine Stimme war mit einem Mal schwächer als seine Knie. »Ehrlich, Rogen, es ist ganz anders, als es aussieht. Wenn Sie nur ...«
Der Gewehrlauf zielte nun direkt auf ihn. Rogen hob den Kopf ein wenig, seufzte laut, und ... der Lauf sank weiter, bis er mit der Spitze den Boden berührte. Erst jetzt begriff Lhundup, dass der Skandinavier schlief .
Unfassbar. Im Stehen?
Lhundups Herzschlag normalisierte sich nur zögerlich. Der ehemalige Hirte wusste nicht, was ihn mehr faszinierte: die Tatsache, dass er wider Erwarten noch lebte oder dass dieser Koloss von einem Ingenieur dort vorn im Stehen schlafen konnte – vor allem bei dem Lärm, den der Lift gemacht hatte. Rogen, das sah er nun genau, lehnte rücklings an der vierten Schuppenwand, den Kopf in Lhundups Richtung gedreht. Die Waffe wies ihn wohl als Nachtwächter aus. Das erklärte einiges, fand Lhundup – allerdings zudem, warum dieser Nachtwächter bei der
Weitere Kostenlose Bücher