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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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Arbeit schlief.
    Würde ich ja auch liebend gern, wenn ich dürfte. Nur mit Mühe konnte er die Augen noch offen halten. Die Schufterei unter Tage forderte ihren Tribut, und wer kein Doppelleben als Geheimagent führte, erholte sich bestimmt gern von den elenden Strapazen. Labache, Coletti, selbst Zhuo Hui – sie alle lagen zweifellos längst im Bett. Nur James Bond fehlte dazu die Erlaubnis. Lhundup fühlte sich mieser denn je zuvor. Warum hatte er diesem Wahnsinn noch einmal zugestimmt?
    Andererseits: Hätte er wirklich schlafen können? Ein schlechtes Gewissen ist kein gutes Ruhekissen, hat Onkel Dalaimoc immer gesagt. Wie wahr, wie wahr.
    Leise und vorsichtig trat er aus der Kabine des Liftes. Kaum hatte er sie verlassen, schloss sich die Gittertür wieder – laut und rumpelnd. Lhundup wäre fast gestorben. Verzweifelt blickte er zwischen dem Fahrstuhl und Rogen hin und her, suchte nach einem Versteck. Doch seine Sorgen waren unnötig. Der Lärm verklang, ohne dass der Ingenieur auch nur mit dem Kopf gezuckt hätte. Seine Brust hob und senkte sich im Rhythmus seiner flachen, gleichmäßigen Atemzüge. Er schnarchte leise und zufrieden.
    Juns Plan bestand darin, die Kabine gleich wieder zurück nach unten zu schicken – »Je weniger wir von der Normalität abweichen, desto geringer ist das Risiko einer Entdeckung.« –, doch Lhundup wollte sein Glück mit Rogen nicht überreizen und entschied sich spontan dagegen. »Ich war einfach nie hier, okay?«, hauchte er in Richtung des schnarchenden Mannes, als er die Schiebetür erreicht hatte. Dann öffnete er sie einen Spalt weit, zwängte sich hindurch und stand endlich im Freien, zum ersten Mal seit Tagen.
    Es war totenstill im Zentrum Terranias. Einzig der Wind, der mit sanfter Stärke um die Giebel, Türme und Ecken pfiff und dabei ein Lied über Freiheit und Weite sang, drang an Lhundups Ohren.
    Der Sternenhimmel über der Gobi wirkte so unverändert, als habe er auf Lhundup gewartet. Der Tibeter sah die vertrauten Gestirnsformationen, die käsige Scheibe des Mondes und die Fassaden der Häuser rings um den Stardust Tower. Bei dem Anblick empfand er so etwas wie Heimweh, aber er durfte ihn nicht genießen. Es mochte tiefste Nacht sein und die Bevölkerung der Hauptstadt der Terranischen Union zum Großteil in den Betten liegen, dennoch durfte er kein unnötiges Risiko eingehen. Schnell huschte er aus den Schatten des Fahrstuhlschuppens und zum Turm selbst. Dort, in einer für Zulieferer gedachten Ladeschneise, kauerte er sich hin, schloss die Augen und gönnte sich einen kurzen Moment des Triumphes.
    Lhundup spürte die eisige Nachtluft im Gesicht und auf den Händen. Erstaunlich, wie schnell man sich an Wärme gewöhnte, sobald das dauerkalte Changthang erst einmal hinter einem lag. Die Gobi konnte bitterkalt werden, wenn sie es darauf anlegte. Trotzdem empfand er ihre Temperatur nun nicht als Strafe, sondern als Geschenk. Er schluckte und schwor sich einmal mehr, seine Agentenkarriere nach diesem Auftrag an den Nagel zu hängen.
    Also gut, Phase zwei beginnt. Lhundup öffnete die Augen wieder, lugte aus seinem provisorischen Versteck hervor und sah sich um. Nun zahlte sich seine Ortskenntnis aus: Knapp ein Dutzend Meter trennten ihn noch vom Eingang des Turmes, an dem er sich vor einigen Tagen mit Mack und Rogen getroffen hatte. Lhundup sah, dass die Tür geschlossen war, hatte aber nichts anderes erwartet. Erst nach Sonnenaufgang kehrten die Angestellten des Stardust Towers zurück an ihren Arbeitsplatz, von den Bautrupps der Tagschichten ganz zu schweigen.
    Lhundup schluckte, nahm seinen Mut zusammen und lief los, immer dicht an der Hauswand entlang. Er erreichte den Eingang ungehindert und – so hoffte er – unbemerkt von der Tower-Sicherheit oder anderen wachsamen Mitbürgern. Zumindest waren bislang keinerlei Alarmsirenen erklungen, keine wütenden Rufe durch die Nacht gehallt.
    Wieder sah er sich um und fand nichts, was seine Sorgen vergrößert hätte. Dann hob er die Hand, berührte das flache Tastenfeld neben der Tür mit den Fingerspitzen – und begriff voller Entsetzen, dass er den ersten der beiden Kodes vergessen hatte!
    Verdammt! Die neunstellige Zahl hatte Jun ihm genannt. Mit ihr sollte er Zugang zum Erdgeschoss bekommen, ohne dass dies in den elektronischen Logbüchern verzeichnet würde, die das gebäudeinterne Computersystem automatisch erstellte. Lhundup werde mit dieser Zahl ein digitaler Geist sein, hatte Jun versprochen, unsichtbar

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