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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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ermöglichte sie den Wechsel auf eine schmale, mit Geländern gesicherte Brüstung, die rings um den Turm reichte.
    Das könnte funktionieren. Es wird nicht angenehm, aber garantiert angenehmer als die Konfrontation mit Jun. Falls ich Adams' Fenster finde und sich dieses mit dem zweiten Kode öffnen lässt, bin ich wieder im Spiel.
    Oder war diese Konstruktion nur ein Provisorium? Egal, sie existierte, allein darauf kam es in diesem Moment an. Sie war seine Chance. Er wusste den zweiten Kode noch, den für Adams' Büro. Hundertprozentig. Und ein Fenster konnte auch ein Eingang sein, oder? Lhundup lief auf die Gondel zu. Mühelos stieg er über das etwa hüfthohe Geländer, über dem die Kabine offen war. Dann sah er sich einer rechteckigen Touchscreen-Konsole gegenüber. Nach wenigen Augenblicken hatte er heraus, wie man das Ding in Bewegung setzte.
    Lhundup fuhr schon am vierten Stockwerk vorbei, als er endlich begriff, was er da eigentlich tat. Vor allem: in welcher Höhe.
    Er erstarrte. Der ganze innere Antrieb, der ihn bis hierher getragen hatte, verpuffte. Unangenehme Erinnerungen an Macks Stahlträger kamen auf. Mit einem Mal erschien ihm Juns Zorn wie ein Segen.
    Nicht nach unten schauen! Er schluckte. Einfach weiterfahren und nicht nach unten schauen. Jede Etage ist nur eine Etage. Konzentriere dich auf die Wand und das Ziel, nicht auf den Weg.
    Wenn das mal so einfach gewesen wäre .... Lhundups Knie schienen aus Stein zu sein, seine Füße Bleigewichte. Die zitternden Hände wollten das Geländer der Gondel gar nicht mehr loslassen. Er wusste, dass ihm nichts geschehen konnte – dieser Wartungsfahrstuhl mochte vielleicht ein Provisorium sein, aber seine Halterungen waren fest an der Außenwand des Stardust Towers verankert –, doch dieses Wissen konnte die Angst nicht vertreiben. Lhundup mochte keine Höhen. Oh nein, die mochte er nicht.
    »Ich fürchte, Adams ist die Macht zu Kopf gestiegen«, erklang Bai Juns Stimme plötzlich wieder in seinem Geist. Sätze, die während ihres Gespräches vor fünf Stunden gesprochen worden und in seiner Erinnerung haften geblieben waren. Sätze voller Besorgnis und Trauer. »Rhodan ist unterwegs nach Arkon, wie du weißt. Pounder ist ... na ja, eben Pounder. Und Tifflor und Mercant habe ich inzwischen so oft durch die Blume auf Adams angesprochen, dass es mir allmählich selbst peinlich wird. Nein, niemand ist mehr hier, der dem buckligen alten Administrator der Terranischen Union auf die Finger schauen, seine Anweisungen hinterfragen würde. Niemand außer mir – und mir gibt er keinerlei relevante Auskünfte. Du siehst also, Lhundup, es muss sein! Wir schulden es Rhodan und allen, die seine Vision teilen, Adams' eigenartigem Verhalten auf den Grund zu gehen. Zuerst war es die Energie von Guanghui . Wer weiß, was Adams dieser Stadt als Nächstes vorenthält? Wir müssen ihn stoppen, bevor er Terrania noch mehr schadet.«
    Lhundup schluckte trocken. Bai Jun hatte recht, daran bestand kein Zweifel. Es musste geschehen, die Zukunft des gesamten Projektes Terrania mochte davon abhängen. Was machten ein Hirte und seine Höhenangst schon aus verglichen mit der Zukunft?
    »Stell dich nicht so an, du feiger Yak!«, murmelte er sich den Tadel zu, den er zu verdienen glaubte. »Beiß die Zähne zusammen und mach, was nötig ist.«
    Seine Stimme zitterte mindestens so sehr wie seine Hände. Doch dann wallte Stolz in ihm auf. Sein Magen und sein Nervenkostüm mochten dabei zwar rebellieren, aber Lhundup, der Geheimagent, setzte seinen Weg fort!
     
    ... und fünfzig. Lhundup keuchte, als er den Touchscreen erneut berührte und die Gondel zum Stehen brachte. Sterne spiegelten sich auf den Panoramafenstern des Towers. Lhundup brauchte zwei Versuche, bis er genügend Mut zusammenhatte, die Gondel zu verlassen und die Brüstung zu betreten. Dann sackte er in die Knie und lehnte sich mit dem Rücken an die ebenso kühle wie glatte Außenmauer des Turms. Sturzbäche aus Schweiß liefen ihm über das Gesicht, und seine Atemzüge klangen, als brauchte er dringend eine neue Lunge.
    Zum einen lag das an der Höhe. Zum anderen an den elend vielen Malen, die die Gondel während der Fahrt verdächtig gewackelt und eigenartige Geräusche von sich gegeben hatte. Er wusste nicht, wie lange er für diese entsetzliche Reise an der Fassade des höchsten Bauwerks der Erde gebraucht hatte. Der Horizont, das sah er von seinem Logenplatz allerdings sehr genau, bereitete sich jedenfalls schon auf den

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