Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung
Schwester ist gestorben, die falsche Schwester herrscht über die Nham, der falschen Schwester muss ich dienen, gefesselt durch Blut und Eide.
Glaubte er, sie könne es nicht sehen? Glaubte er, der Einzige zu sein, der Gyrikh vermisste? Jeder dritte Nham tat das – mindestens. Und sie selbst mehr als alle anderen. Ja, mochten ihre Schwester und sie auch noch so unterschiedlich gewesen sein, sie einten das Blut, die Tradition, die Verantwortung. Dieses Band durchtrennte nicht einmal der Tod.
Oh Schwester ...
Etztak seufzte schwer und hievte seinen breiten Körper wieder auf beide Beine. Den Kopf hielt er gesenkt.
Als Belinkhar immer noch nicht weitersprach, hielt er es nicht länger aus. »Matriarchin, ich ... ich habe nur getan, was im vitalen Interesse der Sippe lag. Dem Imperium zu trotzen ist selbstmörderisch. Uns blieb keine andere ...«
Sie hob eine Hand. »Ich habe Sie nicht kritisiert. Wie ist der Bordstatus?«
Er stutzte. Sehr gut. Überrasche ihn.
»Der ... Bordstatus ... ja.« Er zog eine Holopyramide aus seiner Jackentasche. Merkwürdig, dass er immer die gleichen Sachen trug. Immer einfach geschnittene, weite Jacken und Hosen, stets gerade Nähte, keine Verzierungen, keinen modischen Schnickschnack. Immer dunkel, fast schwarz. Er nahm seine Funktion offenbar sehr ernst. Egal, was sie von ihm und er von ihr halten mochte, sie hatten beide das gleiche Ziel: den Erhalt und die Prosperität von KE-MATLON, dem Gespinst im Orbit um Gedt-Kemar. »Ich habe hier die Berichte der einzelnen Stationen.«
Belinkhar klopfte auf die Lehne ihres Kommandosessels. »Kommen Sie her, direkt an meine Seite, wir sehen sie gemeinsam durch.«
Er stutzte erneut, zögerte kurz, dann kam er zu ihr.
Ja, tu nur wie ein folgsamer Lamanog. Komm her, bring her, sitz, dreh dich. Braver Lamanog. Braver Etztak.
»Zuerst das Gesamtbild!«, forderte sie.
Etztak nickte. Es war dieses ganz spezielle, kaum merkliche Nicken, das seine Zustimmung verriet; wenn er hingegen betonter nickte, fand er die jeweilige Entscheidung heikel, und je nach der Ruckartigkeit seiner Bewegung konnte sie das Ausmaß des unweigerlich kommenden Widerspruchs vorhersehen.
Belinkhar war sich nicht sicher, inwiefern Etztak dies bewusst kultivierte und sie dadurch unterschwellig zu beeinflussen versuchte; sie hoffte, er möge nicht so gerissen sein, denn in diesem Fall müsste sie das alte Spiel Wenn er denkt, dass ich denke, dass er denkt ... spielen. Aber für solche komplizierten strategischen Winkelzüge wie im Garrabo, einem alten arkonidischen Brettspiel, hatte sie nie eine Begabung gezeigt. Langweilig, hatte sie Gyrikh immer gesagt und die Figuren vom Brett gefegt, wenn sie gemerkt hatte, dass wieder einmal eine solche von langer Hand vorbereitete Falle zuschnappte und ihr eine wichtige Figur nahm.
»KE-MATLON ist weder in der internen Konstruktion noch in seiner geostationären Position beeinträchtigt worden«, stellte sie fest, nachdem sie durch etliche Listen und Scans gescrollt war. Die Autodiagnostik der Zentralpositronik war erst vor einer Stunde durchgeführt worden, und auch dort waren keine substanziellen Fehler in der Informationsübermittlung aufgetreten. Lediglich die Kommunikation zu Observatorium 29, Hangarschleuse 102 und Lager 26 war ausgefallen. Nebensächlich. KE-MATLON war also voll leistungsfähig.
»Schäden für geschlossene Kontrakte«, forderte sie.
Etztak nickte entschlossen.
»Oder haben Sie einen anderen Vorschlag?«
Er zögerte, unsicher, ob sie ihm eine Falle stellte, indem sie ihn dazu verführte, seine Meinung zu sagen. Der Schatten in ihm gewann aber die Oberhand. »Wir sollten uns mit der psychologischen und sozialen Situation an Bord auseinandersetzen. Nach einem Vorfall wie ...« Er verstummte kurz unter dem starren Blick seiner Vorgesetzten. »Eine Analyse dieser Daten ist erst sinnvoll, wenn wir die Ursachen dafür kennen und einzuschätzen in der Lage sind, inwiefern wir künstlich eingreifen müssen, um die Situation entsprechend unseren Wünschen zu verändern.«
»Sie haben recht.«
»Also?«
Etztak rief eine Liste aller unterzeichneten, aber noch nicht abgeschlossenen Kontrakte auf, die derzeit für KE-MATLON galten. Sie war nicht besonders lang, aber das war sie nie.
Es gab andere Mehandor-Sippen in dichter erschlossenen Bereichen des Imperiums, die selbst über das zehnfache Umsatzvolumen nur gelacht hätten. Aber das war nicht wichtig; KE-MATLON verfügte als einzige unabhängige Etappenstation
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