Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
dass nicht einmal Khatleen an seiner Seite ihn hören konnte, »und dies ist mein neues Leben.«
Kikerren keckerte.
Verbissen schleppte sich der einsame, verlorene Mensch weiter, Schritt für Schritt dem Gebirge, dem Hort der Weisen und seiner Zukunft entgegen.
»Erikk-Mahnoli?«
Manoli drehte sich zu Gihl-Khuan um, der seinen Namen leise, aber bestimmt gerufen hatte. »Ja?«
»Wieso vertraust du mir?«
Weil mir keine andere Wahl bleibt. Manoli wüsste auch gern mehr über ihren rätselhaften Begleiter. War er nur ein harmloser, mehr oder weniger stark wunderlicher Mann, der in ein defektes Armband gesprochen hatte? Oder steckte mehr in ihm? »Die Umstände schmieden uns zusammen.«
»Ist das eine arkonidische Weisheit? Wir sind Topsider, du ein Arkonide. Normalerweise würdest du spöttisch auf uns herabschauen, unerträglich arrogant wie alle deiner Art.«
Manoli erinnerte sich an das, was ihm noch vor wenigen Augenblicken durch den Sinn gegangen war. Normalerweise würde ich jetzt eine Zehnstundenschicht absolvieren, ein Nickerchen halten oder vielleicht gut essen gehen. Wenn ich Glück hätte, sogar mit einer Frau. Sein Blick wanderte unwillkürlich zu Khatleen-Tarr. Mit einer menschlichen Frau.
»Lass ihn!«, forderte die Topsiderin. »Erikk ist kein Arkonide wie alle anderen.«
»Weil ihn die eben beschworenen Umstände dazu zwingen! Säße er in einem Raumschiff und hätte den Finger auf den Kontrollen ...«
»Du irrst dich!«, unterbrach sie ihn.
Manoli zuckte vor Schreck zusammen, als Kikerren von hinten auf seiner Schulter landete. Er musste diese elende Schreckhaftigkeit ablegen! Aber wie, wenn Müdigkeit und Anstrengung ihn immer stärker körperlich und seelisch auslaugten? »Ich habe gelernt, euer Volk mit ganz anderen Augen zu sehen. Topsider haben mir geholfen zu überleben, nachdem ich auf eurer Welt aufgewacht bin. Khatleen zum Beispiel. Und ihr Chef. Sie ...«
»Ihr Chef«, höhnte Gihl-Khuan. Seine Zunge zischelte vor dem Echsenmund. »Ein Puffvater.«
»Ein anständiger Mann! Auf seine Weise hat er das Richtige tun wollen. Ohne ihn und seine Hilfe hätte ich wahrscheinlich keinen einzigen Tag im Getto der Hauptstadt überlebt.«
»Er gehört zu den Kaltblütigen«, sagte Gihl-Khuan, der damit erneut bewies, dass er sich besser auskannte, als er zunächst den Anschein erweckt hatte. »Zu den Rebellen, die die Auffassung vertreten, dass die Topsider sich nicht zu sehr auf kriegerische Expansion verlassen dürfen. Dass militärische Stärke ein trügerischer Garant für Sicherheit ist.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Khatleen-Tarr.
»Darauf, dass er seine Überzeugung mit Waffengewalt vertritt und den Despoten mit ebenso militärischen Mitteln bekämpft.«
»Trotz deiner Kritik hast du dich uns angeschlossen«, sagte Manoli, »und suchst den Hort der Weisen, um dort bei Scharfauge Zuflucht zu finden.«
»Was mich zurück zu meiner ersten Frage bringt.« Gihl-Khuan blinzelte mehrfach; Nickhäute schnappten zu. »Warum vertraust du mir?«
»Du hast keine Alternative dazu, dich uns anzuschließen«, behauptete Khatleen-Tarr. »Und du wirst deinen einzigen Begleitern, ohne die du allein dastehst, nicht hinterrücks auf den Schwanz treten.«
Eric Manoli ging in Gedanken sogar noch einen Schritt weiter, sprach seine Überlegung aber nicht aus. Seiner Auffassung nach war Gihl-Khuan ebenso vom Krieg und den Kämpfen traumatisiert wie Khatleen, die als Raumsoldatin schreckliche Dinge gesehen und getan hatte – eine verwirrte Seele, die Halt und Heilung suchte. Gihl-Khuan erhoffte sich vom Hort der Weisen nicht nur eine vorübergehende Zuflucht. Die Art, wie der ehemalige Jäger die kleine, grün schillernde Flugechse ansah, verriet es Manoli immer wieder.
Der Topsider hatte ihnen während ihres gemeinsamen Marsches über die Ebene ein wenig aus seinem Leben erzählt. Man hatte ihm gesagt, dass seine Heimatwelt zerstört worden sei – doch Kikerrens Art war dort heimisch gewesen, die Flugechse stammte eindeutig von dort. Seitdem hegte Gihl-Khuan einen Schimmer von Hoffnung, dass sein Heimatplanet doch noch existierte. Dass man ihn belogen hatte.
Manoli fragte sich, welche Gefühle in dem Topsider wüten mussten. Und ob er die Art dieser Empfindungen tatsächlich richtig einschätzen konnte. Die topsidische Mentalität unterschied sich in vielen Dingen von den Denkweisen der Menschen. Manoli hatte in den vergangenen Wochen zwar etwas Einblick erlangt, aber er war weit davon
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