Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
Reisende über unfassbar weite Strecken zeitverlustfrei in eine Gegenstation zu transportieren. Zumindest vermutete er das. Die wenigen Erfahrungen sprachen dafür.
»Man hat mehrere dieser Transmitter im Wega-System gefunden«, sagte er. »Ich weiß weder, wer sie dorthin gebracht hat, noch wer sie gebaut hat. Aber nach dem Friedensschluss ist mindestens eines dieser Geräte nach Topsid gelangt – das war Teil der Verhandlungen, die den Frieden ermöglichten.«
»Der Krieg gegen die Ferronen im Wega-System war ein Fehler«, sagte Thersa-Khrur zu seiner Überraschung. »Ein Missgriff des Despoten, der die Expansion um jeden Preis betreibt. Es war verrückt, in dieses Sonnensystem vorzustoßen. Aber du bist ebenso verrückt, Erikk-Mahnoli. Warum bist du deinen Freunden durch diesen ... Transmitter gefolgt, den weder sie noch du begreifen können? Du bist damit ein unberechenbares Risiko eingegangen. Was haben sie gesucht, das so wichtig war?«
Manoli lächelte, ahnte bereits, welche Reaktion seine nächsten Worte auslösen würden. »Meine Freunde suchten einen verschollenen Freund.«
Das schien der Topsiderin die Sprache zu verschlagen. Sie sah aus, als wäre ihr nie zuvor so viel Dummheit begegnet. »Einer nach dem anderen begebt ihr euch in ein ungewisses Schicksal. Du gehörst einer seltsamen Kultur an, Fremder. Aber lass mich eine weitere Frage stellen.«
Jetzt kommt's.
»Was trieb die ersten deiner Freunde dazu, sich diesem Transmitter anzuvertrauen?«
Es gab kein Zurück mehr. »Die Unsterblichkeit«, sagte er.
Thersa-Khrur packte mit zwei Fingern sanft den Stiel einer der Blumen, die ihr offenbar so viel bedeuteten, und pflückte sie. Sie hob die blau und rot gemusterte Blüte vor ihr Gesicht und schnupperte daran. »Die Unsterblichkeit«, wiederholte sie nachdenklich und zupfte mit einer raschen Bewegung der Zunge eins der Blütenblätter ab. Sie kaute. »Was weißt du darüber?«
»Wollen Sie die Wahrheit hören?«
»Was sonst?« Nun biss sie die ganze Blüte vom Stiel und drehte diesen zwischen den Fingern. Ein weißlicher Tropfen rann aus seinem abgetrennten Ende, und eine Wolke aromatischen Duftes drang zu Manoli herüber.
»Dann halte ich mich an den Achten Satz Ihrer Sozialen Weisung. Die Lüge schmeichelt. Die Wahrheit schmerzt. Suche den Schmerz und gewinne die süße Frucht der Erkenntnis! Hören Sie gut zu, Thersa-Khrur: Ich weiß nichts über die Unsterblichkeit. Nichts.«
»Und deine Freunde? Wussten sie mehr als du?«
»Sie mussten es tun. Es waren drei Individuen, die verschiedenen Arten angehören. Sogar ein Topsider war darunter.«
»Und diesen Topsider nennst du einen ... Freund?«
»Der Arkonide trug den Namen Crest da Zoltral. Die Menschenfrau hieß Tatjana Michalowna. Und ja, ein Topsider begleitete sie, hatte sich ihnen aus freien Stücken angeschlossen – ein gewisser Trker-Hon.«
»Trker-Hon?« Sie zerquetschte den Stiel ruckartig. Weißlicher Saft rann ihr über die Hand und quoll in die Zwischenräume der Schuppen. »Du redest von dem Weisen? Dem Trogh, der in diesem Hort zu dem wurde, der er ist?«
»Ich vermute es.«
»Was weißt du über ihn, Erikk? Wo hält sich Trker-Hon jetzt auf?«
»Sie kennen die Antwort, Weise. Meine Freunde suchten ihn. Ich suchte sie. Es verschlug mich nach Topsid. Trker-Hon stiftete den Frieden im Wega-System, ehe er auf der Suche nach der Unsterblichkeit durch den Transmitter ging. Seitdem ist er verschollen.«
Beide schwiegen eine Zeit, während der aus den Hütten unterhalb der Plattform klopfende Geräusche zu ihnen drangen.
»Was suchst du jetzt, Erikk-Mahnoli?«, fragte Thersa-Khrur schließlich. »Ebenfalls die Unsterblichkeit?«
»Nein.« Das war ebenso ehrlich wie alles andere zuvor. »Ich will nach Hause. Einfach nur nach Hause.«
»Du kannst zurück zu deinen Freunden, die auf deinem Planeten verblieben sind.«
»Sie werden mir helfen, Weise?«
»Nimm dich in Acht vor Gihl-Khuan«, sagte sie, ohne eine Antwort zu geben. »Er ist nicht echt, nicht der, der er zu sein scheint. Und jetzt verschwinde!«
Manoli fand den Weg zurück über das verwirrende Geflecht von Lianen, Brücken und Stegen. Vereinzelt sah er Bewohner des Horts, doch sie wichen ihm aus, hielten stets den größtmöglichen Abstand.
Manche arbeiteten, andere schauten einfach nur in die Ferne.
Als er die Hütte erreichte, die ihnen zugewiesen worden war, fand er Khatleen-Tarr und Gihl-Khuan nicht nur wach, sondern auch äußert aktiv vor. Sie lagen
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