Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
röhrend an, der Rotor begann sich zu drehen, entfachte einen beißend kalten künstlichen Sturm; bei dieser Kälte noch unangenehmer.
Adams beeilte sich, in die Kabine zu kommen. Sie vibrierte heftig, das Dröhnen und Knattern schmerzte in den Ohren. Der Hubschrauber wirkte auf ihn wie ein vom Aussterben bedrohter Dinosaurier. Dergleichen würde in einigen Monaten nur noch in Museen zu sehen sein. Als Perry Rhodan den Kontakt zu den Arkoniden hergestellt hatte, löste er damit den größten und umfassendsten Wissenstransfer in der Geschichte der Menschheit aus. Der Schatz des arkonidischen und bald darauf des ferronischen Wissens hatte sich eröffnet. Und nun, mit der Datenbank SCENTIA, war er für jeden Menschen der Erde frei zugänglich. Eine Revolution ganz anderer Art. Eine weitere Tür in die Zukunft.
Adams war zu erfahren und zu klug, um sich einzubilden, er könne absehen, was die Menschheit aus diesem Wissen machen würde. Nur in einem war er sich sicher: Innerhalb weniger Jahre würde die Erde nicht wiederzuerkennen sein. Auf die eine oder andere Art ...
Warme Luft strömte aus unsichtbaren Schlitzen in die Kabine, während sich der Hubschrauber vom Boden löste. Adams zog die klobigen Handschuhe aus und rieb sich die Hände in dem angenehmen Strom. Leben kehrte in die steifen Finger zurück.
Der Administrator sah auf Terrania hinab.
Die Hauptstadt der Menschheit war zur Geisterstadt geworden.
Es wäre bedrückend gewesen, wenn er nicht genau wüsste, warum es geschehen war. Bai Jun hatte die Evakuierung persönlich geleitet. Und das mit einer Effizienz, die Adams Respekt abnötigte. Der Bürgermeister hatte sein Lob mit einem verlegenen Achselzucken abgetan: »Ich war General. Generäle schieben große Menschenmassen hin und her. Das ist unsere eigentliche Aufgabe. Ich bin froh, dass es diesmal nicht mit Tod und Vernichtung in Zusammenhang stand.«
Der teilweise ausgetrocknete Goshun-Salzsee kam in Sicht. An seinem jenseitigen Ufer erstreckte sich ein Komplex von einem Dutzend Gebäuden. Das Lakeside Institute, der Ort, an dem Wissenschaftler versuchten, die parapsychischen Gaben der Mutanten zu ergründen. Auch das Institut war geräumt. Es stand zu nahe. Der Administrator war nicht gewillt, das geringste Risiko einzugehen.
Der Hubschrauber stieg höher. Im Süden erstreckte sich die Sandwüste der Westlichen Mongolei. Adams glaubte, am Horizont eine der Zeltstädte zu erkennen, die Bai Jun für die Unterbringung der Bevölkerung Terranias hatte errichten lassen. Im Norden begrenzten die verschneiten Ausläufer des Yinshan-Gebirges den Blick. Das also war es – das neue Zentrum der Welt, unverhofft zu Ruhm und Ehre gekommen.
Hoffentlich würde es so bleiben.
Die Weite war Ehrfurcht gebietend. Doch Adams' eigentliche Aufmerksamkeit galt einem Gebilde, das von Menschenhand geschaffen worden war.
Der Stardust Tower war die höchste Struktur, die Menschen je errichtet hatten. Der Turm, so schien es, war aus der Stadt Terrania herausgewachsen, die den Turm wie ein Teller umgab, wie die Wurzel, die das Gebäude verankerte und festhielt. Exakt 2207 Meter ragte der Turm inzwischen in die Höhe – und seine Fundamente reichten mehrere hundert Meter in die Tiefe.
Ein unterdrücktes Ächzen ließ Adams den Kopf wenden. Neben ihm saß Lhundup, starrte mit schreckgeweiteten Augen nach draußen. Seine Finger klammerten sich um die Sitzlehnen. Die dicken Hände zitterten.
Der Anblick des Turms rührte an Erinnerungen, die der Junge wohl lieber vergessen hätte. Bai Jun hatte seinen Assistenten als einfachen Arbeiter am Tower anheuern lassen, um über Lhundup herauszufinden, weshalb Adams einen so unverhältnismäßig hohen Teil der knappen Ressourcen Terranias für seinen Bau aufwandte. Lhundup hatte unter Tage die Fundamente in den Boden getrieben – und er hatte seine Höhenangst überwunden, um das zu vereiteln, was er für einen Anschlag auf den Turm gehalten hatte. Der junge Mann war über sich hinausgewachsen, doch offenbar nur für den Augenblick. Seine Höhenangst war zurückgekehrt.
Der Hubschrauber kletterte höher, stets in der Nähe des Turms. Der Tower wurde zunehmend schlanker, die Stockwerke waren nur mehr Rohbauten, die sich um eine zentrale Röhre gruppierten.
Schließlich erreichte das Fluggerät die Spitze des Gebäudes; eine Plattform schloss ihn ab, groß genug, um gleich mehreren Hubschraubern als Landeplatz zu dienen. In ihrer Mitte führte ein rundes Loch in die Tiefe, das Ende
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