Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott
um. Die Leuchten waren perfekt in die Wandungen integriert. Er konnte keine von ihnen einzeln ausmachen. Trotzdem lag das Bootsinnere samt der Pneumositze und Konsolen in einem warmen, weichen Licht.
Ralv stand an einem Pult und bewegte die Hand darüber. Die Holografie des Bootes baute sich auf. Daneben flackerte ein Schriftzug. Interessiert trat Hisab-Benkh näher. »Ein Startbefehl. Wenn du das Bild erneut berührst, Ralv, fahren wir los.«
»Ralv weiß. Anfassen und los.« Er sah Hisab-Benkh fragend an. »Wollen wir?«
Die Zwillinge starrten zu ihm hinüber. Hisab-Benkh nahm seinen Stützschwanz aus dem Weg und setzte sich in den Schalensitz, der unbequem schmal für ihn war. »Also gut. Aktiviere das Element.«
Ralv senkte ehrfürchtig die Hand. Die Geste hatte etwas Feierliches an sich. Hisab-Benkh konnte sich gut vorstellen, wie dem Gorrer das erste Mal eine Aktivierung gelungen war. Die arkonidische Technik ließ sich so einfach bedienen, dass selbst ein Schlüpfling damit zurechtkam. Zumindest, wenn Programmierungen vorlagen. Sollte es allerdings da draußen im offenen Gewässer ein Problem geben ...
Ralvs Finger berührten das Hologramm. Es veränderte die Farbe. Eine zweite Bestätigung wurde verlangt, dann eine dritte. Fast liebevoll stupste Ralv gegen das dargestellte Boot, als wollte er es aus dem Hafenbecken hinausschieben.
Ein kaum wahrnehmbares Vibrieren fuhr durch Hisab-Benkhs Körper, begleitet von einem hellen Summen. Winzige Käfer schienen unter seinen Schuppen entlangzukriechen. Dann sah er auf dem Hologramm, wie das Schiff abtauchte.
»Wahnsinn!« Emkhar-Tuur sah sich mit großen Augen um. »Ist es ein weiter Weg, Ralv?«
Der Gorrer schüttelte den Kopf. Inzwischen war Hisab-Benkh die Geste vertraut.
Tisla-Lehergh inspizierte die Konsole und das Hologramm. »Der Energiestand des Holos ist niedrig, aber mehr als ausreichend. Falls alles an diesem Boot so gut funktioniert wie dieses Holo, werden wir keine Probleme bekommen.«
Hisab-Benkh fuhr mit dem Handschuh über den Schutzanzug. Wenn sie nicht zu tief tauchten, konnten sie selbst im Fall einer Havarie ohne Schaden nach oben gelangen.
»Schaut!« Emkhar-Tuur hatte die Hand gegen die Wandung gepresst. Unter ihrer Berührung verfärbte sich das arkonidische Material. Es wurde durchsichtig und gab den Blick ins offene Meer frei. Weißes Plankton trieb vorüber. Schwimmende Lichtpflanzen woben einen Teppich voll exotischer Muster. Sie dümpelten neben hellen Unterwasserpflanzen, die ihre Blätter wie die überdimensionierten Beine von Spinnentieren sinnverwirrend in der Strömung wiegten. Hisab-Benkh erkannte in einiger Entfernung einen Schwarm Knollenfische.
Während es in den Höhlen immerzu geraschelt und gehallt hatte, herrschte um sie kobaltblaue Stille. Selbst das Triebwerkssummen wurde leiser und ebbte ganz ab. Ein Gefühl von Unwirklichkeit beschlich Hisab-Benkh. Er war losgelöst von der Welt, wie er sie kannte, glitt in einem fremden Boot dem Abenteuer entgegen. Gab es etwas Schöneres? Hatte es sich nicht allein für diesen einen Moment gelohnt, das Leben beim Militär hinter sich zu lassen und das Risiko dieser Fahrt auf sich zu nehmen?
Mehrere Minuten starrten sie staunend wie Schlüpflinge hinaus in das fremde Meer. Ralv hatte beide Handflächen gegen das durchsichtige Material gepresst. »Gleich kommt Götterheim. Wunderschön«, flüsterte er. »Die Götter sind groß.«
Aus dem Licht der Scheinwerfer schälte sich eine künstliche Struktur aus flüssigem Weiß, die aus dem Meeresboden ragte. Sie unterschied sich deutlich von allem, was Hisab-Benkh bisher gesehen hatte.
»Eine Kuppel!«, rief Emkhar-Tuur. »Sie ist überwuchert mit ...«
»... weißen Wasserpflanzen«, vollendete Tisla-Lehergh und verstummte andächtig.
Hisab-Benkh brachte kein Wort hervor. Seine Herzvorhöfe schmerzten, doch es war ein angenehmer Schmerz, den er nur dann fühlte, wenn sich große Schönheit offenbarte.
Eine Schutzstation der Arkoniden. Jahrtausende lag sie im Meer. Was würden ihre Wände erzählen, wenn sie sprechen könnten? Ob die Positronik noch funktioniert? Wenn ich erfahren könnte, was sich dort abgespielt hat ... Der Gedanke machte ihn schwindelig.
Was er in diesem Augenblick entdeckte, war sein größter bisheriger Fund, und Ralv war bereits in dieser Anlage gewesen! Er hatte von einem Schrein gesprochen, aber nichts davon erwähnt, dass der Raum mit dem Schrein unter Wasser stand. Also musste irgendetwas in dieser
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