Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott
dass die Abflugstunde bereits vorüber war. Sie konnten nicht umkehren, ohne das Gesicht zu verlieren. Ganz davon abgesehen, dass der Weg hinter ihnen verschüttet war. Er sah Ralv an.
»Gibt es noch einen anderen Weg hinaus?«
Ralv nickte. »Gibt. Ist länger, aber es geht.«
»Gut. Wie weit ist es bis zu dem Gott?«
»Nicht weit.«
»Dann vorwärts.« Schwerfällig setzte er sich den Helm wieder auf und kämpfte sich durch das Geröll. »Ich will ihn endlich mit eigenen Augen sehen.«
Die Zwillinge schlossen dicht auf. Ralv brachte sie aus der Kaverne, hinein in einen engen Tunnel. Gerade als Hisab-Benkh glaubte, sie würden nicht weiterkommen, vergrößerte sich der Durchmesser des Gangs, und er konnte wieder aufrecht gehen. Sie kamen durch ein Loch in einen Raum, der künstlich angelegt war. Blau schimmernde Wände rahmten ihn ein. In seiner Mitte erstreckte sich ein langes Becken. Die Helmscheinwerfer warfen zuckend ihr Licht durch die Leere. Sie fingen sich über dem Wasserbecken in etwas Silbernem.
»Ein Hafen unter der Erde«, staunte Tisla-Lehergh und deutete auf ein metallisch blitzendes Boot, das dank seiner Verschalung dafür geeignet schien, unter Wasser zu fahren. Es schwamm allein am Ende des Beckens.
»Faszinierend!« Emkhar-Tuurs Schwanz schlug auf den Boden. Von der Zerknirschung, die sie vor wenigen Minuten an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu sehen. Ihre Augen glänzten. »Was ist das für ein Boot? Fährt es?«
»Fährt!«, bestätigte Ralv mit einem Stolz, als hätte er das Boot eigenhändig aus Weißholz gebaut. »Maschine. Verschluckt einen wie ein Fisch. Ralv hat es gemacht. Es bringt uns zu dem schlafenden Gott.«
Hisab-Benkh blieb stehen. Seine inneren Organe fühlten sich kalt an. Der Fund des Bootes war beeindruckend, aber damit zu fahren erschien ihm riskant. Er hatte solche Konstruktionen in Aufzeichnungen gesehen. »Dieses Boot ist jahrtausendealt, Ralv. Ich weiß nicht, ob wir es benutzen sollten. Es könnte untergehen.«
Tisla-Lehergh betrachtete Ralv eingehend. »Und du bist schon damit gefahren?« Ihre ätzende Stimme zeigte deutlich, dass sie dem Gorrer nicht glaubte. »Ein Primat mit einem Arkonidenboot?«
Ralv sog Luft in die Lungen, als wolle er sich zur doppelten Breite aufplustern. »Bin gefahren! Weiß, wo es hineingeht und wo Knopf ist!«
»Vermutlich ist die Strecke vorprogrammiert.« Hisab-Benkh bewegte sich keinen Schuppenbreit. »Aber das Risiko ist zu groß. Wenn mich mein Ortsgefühl nicht täuscht, können wir über das Becken ins offene Meer gelangen. Alles andere würde auch keinen Sinn haben. Wir sollten ...«
»Wir sind so weit gegangen«, unterbrach Emkhar-Tuur ihn bittend. »Können wir die Chance wirklich ungenutzt lassen?«
Die Schwestern sahen ihn mit flehenden Augen an. Ihre gemeinsame Duftnote breitete sich beunruhigend schnell aus. Hisab-Benkh stieß ein Zischen aus. »Sehen wir es uns an.«
Ralv ging eilig vor, sprang auf einen Metallsteg und berührte das Boot an der Außenverschalung. Mit einem unheimlichen Quietschen, das so widerwillig klang, dass sich Hisab-Benkh am liebsten die Ohren zugehalten hätte, fuhr eine Treppe aus.
Hisab-Benkh betrachtete das silberne Material. »Der ursprüngliche Mechanismus muss kaputt sein.« Dieser Anachronismus wunderte ihn nicht. »Das Primitive überdauert die Zeit.«
Die Zwillinge hörten ihm nicht zu. Sie hüpften bereits über den Steg. Als sie das Boot erreichten und sich anschickten, einzusteigen, flammten im Inneren helle Lichter auf, die ihren Schein hinauswarfen. Hisab-Benkh folgte Emkhar-Tuur und Tisla-Lehergh und sah dabei unbehaglich auf das schwarze Wasser neben dem Steg, das alles, was sich darunter befinden mochte, verbarg. Unwillkürlich wurde er immer langsamer. Ertrinken war ein furchtbarer Tod.
Ralv hat das Boot benutzt und lebt noch. Sicher schaffen wir es auch. Die Arkoniden bauen und konstruieren für die Ewigkeit. Wenn die Wartungsmaschinen es lang genug gemacht haben ...
»Komm schon!«, rief Emkhar-Tuur unternehmungslustig. Ihr Kopf ragte aus einer ovalen Zugangsöffnung, die recht schmal für einen Topsider war. »Ist alles in Ordnung da drin!«
Hisab-Benkh fragte sich, ob Emkhar-Tuur bereits vergessen hatte, dass sie ihretwegen fast gestorben wären. Oder war ihr Enthusiasmus ihre Art, den schweren Fehler wiedergutmachen zu wollen? Wahrscheinlich verdrängt sie den Vorfall einfach, das würde zu ihr passen. Er betrat das Unterwasserboot und sah sich neugierig
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