Perry Rhodan Neo 033 - Dämmerung über Gorr
dieses Kraahmak kannst!«
»Was ist nur los mit euch jungen Leuten? Kein Vertrauen mehr in die Alten und noch weniger Geduld, was? Strengt euren Grips an! Was habe ich wohl mein ganzes Leben lang gemacht? Ich will es euch sagen: gelernt.«
»Und?« Tisla-Lehergh spreizte die Halsschuppen.
»Kannst du nicht deutlicher werden?«, bat Emkhar-Tuur leise und – wie sie hoffte – beherrscht genug, um als höfliche Fragerin wahrgenommen zu werden.
»Als Archäologe habe ich mich intensiv mit der Geschichte der Galaxis beschäftigt, soweit wir sie von Topsid und den von uns besuchten Welten aus erforschen konnten. Nicht nur mit topsidischer Geschichte, ha! Das hätte das Despotat gern!« Er trank einen Schluck dieses furchtbar bitteren Safts, den er so liebte. »Und endlich zahlt es sich aus.«
»Komm zum Punkt! Schließlich bin ich verletzt«, forderte Emkhar-Tuur ärgerlich. So viel zur leisen Höflichkeit.
»Daran bist du Trampel selbst schuld!«, konnte sich ihre Gelegeschwester nicht verkneifen. »Ungeschickt, wie du bist. Wie war das noch mal mit dem Holo da oben?«
»Könnt ihr denn nicht einfach mal zuhören?«, fragte Ralv und klang dabei genervt.
»Tun wir doch ...«, beteuerte Emkhar-Tuur.
»... die ganze Zeit«, schob Tisla-Lehergh hinterher. Sie verstanden einander auch ohne Worte, und wo so viel Vertrauen und Vertrautheit herrschte, musste man manchmal nach außen hin Klauen zeigen. Vertrauen galt unter dem Despoten als kostbares und meistgefälschtes Gut, in dessen Besitz zu sein man nicht gern zugab; selbst unter engen Freunden nicht. Wahrscheinlich sogar besonders dann nicht.
Hisab-Benkh hob die rechte Hand, drei Klauen zeigten nach oben, drei nach unten. Aufgepasst!
»Wie ich bereits erwähnte, wird die Sprache dieses Wesens Kraahmak genannt. Ich kann ein paar Worte verstehen und sprechen, aber viel ist nicht überliefert. Hauptsächlich das, was die Arkoniden herausfanden, und wenn ihr mich fragt, haben sie sich nicht viel Mühe gegeben, ihren Feind zu verstehen. Sie wollten ihn lediglich vernichten.«
»Kommt mir bekannt vor«, sagte Emkhar-Tuur. Sie fühlte sich erschöpfter, als sie zugeben wollte.
Er winkte ab. »Ich schätze, unser Freund hier ist kein besonders bedeutender Vertreter seiner Kultur, sonst hätte er nicht so reagiert, wie er es getan hat.«
»Uns angegriffen?«
Emkhar-Tuur seufzte. Tisla-Lehergh verstand es noch nicht. »Nicht uns. Ihn!« Sie deutete auf den Gorrer, der sich zwei Schritte zurückgezogen hatte und sie aus schattigen Augen betrachtete. Was in seinem winzigen Schädel wohl vorging?
»Es gab ein paar Schlüsselbegriffe, die ich verstand oder jedenfalls ableiten konnte. Das Wichtigste war Narr-warra. Es ist ein für den Methankrieg besonders wichtiges Schimpfwort und bedeutet so viel wie ›Stickstoffer‹ oder ›Stickstoffatmer‹. So nannten die Methans die Arkoniden. Merkwürdig, nicht?«
»Wussten die Methans nicht, dass die Arkoniden Sauerstoff atmen?«, fragte Tisla-Lehergh. Sie dachte offenbar im Moment nicht richtig nach! Emkhar-Tuur kannte das. Ihr ging es manchmal genauso – es gab Gelegenheiten, zu denen sah sie das Ei im Gelege nicht.
Ihr Meister schloss die Augen. »Die Lösung liegt genau in dieser Frage, die ganz und gar nicht so dumm ist, wie sie sich anhört: Sie müssen es gewusst haben. So, wie die Arkoniden wussten, dass die Methans kein Methan atmeten. Und dennoch haben sie sie so genannt. Fragt mich nicht, wer mit dieser Atmungsverunglimpfung angefangen hat. Es ist wahrscheinlich ohnehin egal. Aber was viel wichtiger war an der Beschimpfung: In diesem Moment war mir klar, dass er nicht uns gemeint haben konnte. Wir waren eine Unbekannte in seiner Rechnung.«
»Dieser Methan, er atmet nicht dieselbe Luft wie wir, nicht?«, fragte Ralv, dem die Unterhaltung offenbar zu schnell ging.
Hisab-Benkh antwortete: »Er atmet Wasserstoff, dazu kommen Spurenelemente von Ammoniak und Methan. Das Gasgemisch, das Topsider oder Arkoniden atmen, ist pures Gift für ihn.«
»Ah. Also verrät Name, wie wenig sie ihre Feinde verstanden haben«, folgerte Ralv.
Emkhar-Tuur betrachtete Ralv, und gerade als sie den Kopf wieder abwenden wollte, fiel es ihr auf. Da war etwas, dem sie bisher nicht das richtige Augenmerk geschenkt hatte. Dabei hätte es ihr auffallen müssen. Ralv war kein Topsider, aber auch kein beliebiger Einwohner einer Primitivwelt. Er lebte auf einem ehemaligen arkonidischen Kolonialplaneten.
»Ralv ...«, sagte sie versonnen, und
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