Perry Rhodan Neo 033 - Dämmerung über Gorr
Meister Hisab-Benkh vorerst außer Gefecht gesetzt. Wie er das angestellt hat, brauchst du mich allerdings nicht zu fragen. Ich bin genauso neugierig auf die Lösung dieses Rätsels wie du.«
Alle drei sahen Hisab-Benkh auffordernd an.
»Es war nichts Besonderes«, wiegelte er ab.
Das war seine Art, wie sie wusste, und sie hatte genug davon, hingehalten zu werden. Sie kam sich vor, als nähme er sie nicht ernst. Als schotte er sich in einigen Punkten systematisch von ihr und ihrer Schwester ab, die sie ihm doch näher stehen sollten als alle anderen Topsider.
»Komm uns nicht so! Du hast mit ihm in seiner eigenen Sprache gesprochen, und unmittelbar darauf ist er zusammengebrochen!«
»Nur ein paar Brocken Kraahmak.«
Ralv trat von Tisla-Lehergh weg und auf den Methan zu.
»Alter Echserich ... hat mich gerettet. Mit mächtigem Zauberspruch. Vor ... Gott.« Verwirrt starrte er auf den Methan. Wahrscheinlich wollte er sich vergewissern, dass er nicht halluziniert hatte.
Die massige Gestalt lag ruhig, Emkhar-Tuur sah kein Heben und Senken der Brust. Falls das Geschöpf überhaupt auf diese Weise arbeitete.
Der weiße Anzug verbarg den größten Teil der Kreatur, aber allein er genügte, um sie fremdartig erscheinen zu lassen. Der massige Leib, die Tentakelarme, die unproportional kurzen Beine ... und ebenfalls kein Stützschwanz, dieser überaus lobenswerte Einfall der Natur, die Topsider den meisten anderen Völkern überlegen machte.
Ob der ganze Körper des Methans mit den gleichen, feinen blassgrauen Schuppen bedeckt war wie das, was er anstelle eines Kopfes trug?
Sie versuchte, in dem Helm etwas zu erkennen. Vier Augen auf dem Kamm einer Art sichelförmiger Aufwerfung, die auf den Schultern begann und zur Körpermitte hin höher wurde. Wie der Methan damit wohl sah?
»Er hat ... keinen Kopf«, sagte Ralv, als habe er ihre Gedanken gelesen. Emkhar-Tuur konnte nur ahnen, was in ihm vorgehen mochte: Dort lag sein »Gott« am Boden ...
»Unsinn!«, wies sie ihn etwas schärfer zurecht als notwendig. »Das dort ist sein Kopf! Siehst du nicht die Augen oben auf dem Kopf und den Mund unten, direkt am Übergang zum Körper?«
»Ist kein Kopf«, beharrte Ralv. »Und sind keine Augen. Kein Sterblicher hat viermal zwei Augen.«
»Viermal zwei?« Emkhar-Tuur war verwirrt.
»Siehst du nicht Augen von Gott?« Ralv deutete auf die Augen.
Emkhar-Tuur ging einen Schritt näher an den Methan heran. Was meinte der Gorrer bloß? Schließlich begriff sie: Jedes Auge verfügte über zwei schlitzförmige Pupillen – die eine wies nach vorn, die andere nach hinten. Dadurch genoss der Krieger wahrscheinlich eine besonders gute Sicht.
»Er ... ist ... kein ... Gott«, sagte sie nochmals.
Ralv murmelte etwas in der primitiven Sprache seiner Un-Kultur.
»Lass es!«, befahl Hisab-Benkh scharf. Sein Tonfall verbot jeden Widerspruch. »Ich schulde dir eine Erklärung, dir vor allen anderen, Ralv.«
Wie konnte ihr Meister diesen Primitiven nur so ... höflich behandeln? Die Sozialen Weisungen in allen Ehren, aber das war zu viel.
Tisla-Lehergh stellte sich neben sie. »Scht!«
Ralv zitterte. »Nein.«
Er schlug die Augen nieder, um Hisab-Benkhs Blick nicht begegnen zu müssen.
»Sieh mich an, Gorrer Ralv!«, befahl Hisab-Benkh streng.
Der Mann schüttelte wortlos den Kopf. Und hob ihn dann doch.
Es war schwierig, sich dem Meister zu widersetzen, das wusste Emkhar-Tuur selbst nur zu genau. Wie gern hätte sie in den weichen Zügen des Gorrers gelesen. Aber da war nichts. Kein Schuppenspreizen. Kein Anhaltspunkt, was die wenigen Synapsen des Primitiven transportierten.
Hisab-Benkh seufzte leicht.
»Du musst wissen, Ralv, dass vor vielen, vielen Generationen deine Vorfahren gegen Wesen wie diesen Gott kämpften – und schließlich gewannen.«
Ralv streckte abwehrend eine Hand gegen den Topsider aus. »Kann nicht kämpfen gegen Götter!«
»Ganz richtig«, bestätigte Hisab-Benkh. »Und daher wirst du begreifen, dass es sich bei diesem Wesen dort nicht um einen Gott handeln kann.«
»Vielleicht.« Ralvs Tonfall blieb störrisch.
Emkhar-Tuur warf ihm einen warnenden Blick zu, den er jedoch ignorierte, soweit sie es beurteilen konnte. Sie griff nach seinem Oberarm und drückte fest zu.
»Au!«
»Du erweist dem ehrwürdigen Hisab-Benkh gefälligst mehr Respekt!«, ermahnte sie ihn.
»Schon gut, meine eifrige Assistentin ...«, sagte der Archäologe.
Tisla-Lehergh unterbrach ihn. »Du wolltest uns erklären, woher du
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