Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
Und er hat es mir erlaubt. In vier Tagen, kurz vor Sonnenuntergang.«
»Wie, bitte schön, hast du das geschafft? Der alte Knochen verdirbt einem doch sonst auch jeden Spaß!«
»Du hast noch immer nicht verstanden, wie Goratschin tickt. Er ist ein ernsthafter Mann, dem seine Arbeit über alles geht. Und er schätzt Ernsthaftigkeit, wenn er sie bei seinen Kindern sieht. Er möchte, dass wir Interesse am Leben ringsum zeigen und etwas aus uns machen.«
»Wir sollen also allesamt kleine Goratschins werden? Eierköpfe, die an nichts anderes als an ihre Arbeit denken?«
»Du kannst dich ruhig weiterhin mit den anderen Jungs herumprügeln. Umso besser stehe ich da. Umso mehr Möglichkeiten bekomme ich zur Verfügung gestellt.«
Sid betrachtete das Teil, mit dem sich Elmer eben beschäftigte: Es maß etwa 20 Zentimeter im Durchmesser und war mit elektronischem Zeugs vollgestopft. Auf zwei Bildschirmen, die über mehrere dünne Kabellitzen mit dem Objekt verbunden waren, zeigten sich Reihen von Zahlen, die sich stetig veränderten.
»Was ist das?«, fragte er.
»Stufe drei meiner Rakete.« Elmer deutete achtlos hinter sich, zu zwei weitaus größeren Elementen, die zusammen fast zwei Meter maßen. »Eins und zwei werden kurz vor dem Start mit Treibstoff gefüllt und treiben Stufe drei hoch hinauf in die Luft. Mit ein wenig Glück auf tausend Meter Höhe.«
» Tausend Meter? Meinst du wirklich?« Sid konnte es nicht fassen. Woher hatte sein Freund all das Wissen, um ein derartiges Teufelswerk zu erschaffen?
»Wahrscheinlicher ist es, dass es in einer Höhe von ein paar hundert Metern abschmiert. Die Winde über der hügeligen Wüstenlandschaft sind unberechenbar, die telemetrische Ausgewogenheit kaum in den Griff zu bekommen und die Antriebsmischung bei Weitem nicht so gut, um die notwendige stabilisierende Geschwindigkeit zu erreichen ...« Elmer redete wie ein Erwachsener.
»Kann ich dir helfen?«
Elmer blickte ihn überrascht an. »Helfen? Aber du ...«
»Ich lerne schnell. Ich kann mit Lötkolben und mit Schweißgerät umgehen. Ich habe flinke Finger.«
»Ja, die hast du wirklich«, sagte Elmer gedankenverloren. »Ich habe selten jemanden gesehen, der ein derartiges handwerkliches Geschick besitzt.«
»Bitte!«
»Ich könnte jemanden brauchen, der mir hilft. Aber ich kenne dich, Sid: Du verlierst das Interesse so rasch wieder, wie es gekommen ist.«
»Diesmal nicht, Elmer! Ich versprech's dir!« Er betrachtete all die Teile und Komponenten, die weit im Raum verteilt umherlagen. Sid hatte eine vage Ahnung, wie sie zusammengehörten und was für einem Zweck sie dienten. Aufregung packte ihn. »Du kannst die Rakete niemals rechtzeitig fertigstellen. Du brauchst mich!«
»KARL I ist bloß ein erster Versuch. Ivanhoe wird mir die Erlaubnis für weitere Starts geben.«
»Nicht, wenn das Ding auf dem Boden kleben bleibt oder in einer Höhe von vier Metern verreckt.«
»Ich weiß nicht recht ...«
»Komm schon! Bitte! Bittebitte!«
»Lass meinen Arbeitskittel los, du lästige, kleine Kröte! Und hör auf, mich zu kitzeln!« Elmer bemühte sich redlich, sein ernstes Gesicht beizubehalten, doch letztlich musste er klein beigeben. »Also gut«, sagte er und lachte. »Du darfst mitmachen. Du bist ab jetzt Erster Ingenieur in meinem Team. Auf Probe. Wenn du deine Sache gut machst, bekommst du eine Fixanstellung. Wenn du versagst, tunke ich dich in die Kloschüssel und spüle runter.«
»Dankedankedanke!« Sid umarmte den Freund und setzte ihm einen Schmatz auf die Wange, wissend, dass dies Elmer ganz besonders ärgerte. Geschickt wich er dem nachlässig geführten Faustschlag aus und ging auf Distanz, rasch wieder ernst werdend. »Warum soll die Rakete eigentlich KARL heißen?«, fragte er.
»Mein Vater hieß Karl«, antwortete Elmer leise und drückte ihm den Lötkolben in die Hand.
KARL I schoss unter ohrenbetäubendem Lärm hoch in die Luft. Die Wächter blickten der Rakete misstrauisch und mit verkrampft gehaltenen Waffen hinterdrein, wie auch Iwanowitsch Goratschin alles andere als glücklich über den Raketenstart auf dem nicht sonderlich großen Gelände von Camp Specter wirkte.
Sid fürchtete sich. Er hätte niemals geglaubt, dass etwas derart laut sein und derart viel Staub aufwirbeln konnte. Eine Wolke aus Sand hüllte sie ein. Es stank nach Kerosin, seine Augen waren geblendet.
Er konzentrierte sich, so gut es ging, auf die Kontrollen, die über drei Bildschirme liefen. Elmer blieb ruhig, fast
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