Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
besser als zuvor! Er besaß eine Legitimationskarte, die ihn als Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika auswies. Er war seinem Elend entkommen, lag in einem sauberen Bett, durfte lernen, durfte spielen, bekam mehr als genug zu essen ...
»Homeland Security verwaltet mehrere Einrichtungen, in denen in aller Stille Waffen entwickelt werden. Camp Specter ist einer dieser Komplexe! In der Sprache der Militärs und der Geheimdienstler zählen wir als Waffen, Sid!«
»Das ist doch lächerlich!«
Elmer deutete mit einem spitzen Finger auf ihn. »Wir sind Waffen! Zumindest glauben das Ivanhoe und Monterny. Die beiden wollen sich diese besonderen Fähigkeiten zunutze machen, die in uns stecken. Das ist der Grund, warum wir immer wieder zu Doktor Goratschin gerufen und getestet werden. Warum diese Julie Ledge uns beharkt. Warum Clifford Monterny immer wieder neue Kinder anschleppt. – Oder meinst du, dass Roster hier gelandet ist, weil man ihn so sympathisch findet?«
Sid schwieg und überlegte. Elmer brachte Dinge miteinander in Verbindung, über die er bislang nicht nachgedacht hatte. Es war alles so verwirrend ...
»Ich bin keine Waffe!«, sagte er trotzig.
»Ivanhoe wollte dich zwingen, deine ganz besondere Fähigkeit zu aktivieren. – Du hast mir doch mal erzählt, dass du aus diesem Keller in Managua entkommen bist, ohne zu wissen, wie du es geschafft hast?«
Hatte er das? Sid konnte sich nicht erinnern. »Na und?«
»Man glaubt wohl, dass du in der Lage bist, durch Wände zu gehen. Oder dich von einem Ort zum anderen zu versetzen.«
»Hör auf mit diesem Unsinn!«
»Man nennt das eine Psi-Kraft.« Elmer lächelte. »Hättest du dir wie ich mehr Kindles runtergeladen, wüsstest du, was das bedeutet.«
»Du meinst also, dass alle Kinder in Camp Specter durch Wände gehen können?«
»Wir alle besitzen verschiedene Fähigkeiten. Doch wir reden nicht darüber. Denk an Roster ...«
Roster. Der Kerl, der Dinge bewegen konnte, ohne sie anzugreifen. Sid hatte sich stets geweigert, darüber nachzudenken.
Über Ralph, der Menschen so leicht durchschaute. Über Shanta, die manchmal einfach verschwand, als würde sie Teil der Umgebung. Über Ariane, die je nach Laune gut oder schlecht duftete ...
»Was kannst du, Elmer?«, fragte Sid ratlos.
Der Freund sah ihn an und dann wieder nicht. Sein Blick ging ins Leere. »Ich zeig's dir«, sagte er und schlug dem liegenden Sid mit aller Kraft in den Magen.
Er zuckte zusammen, schrie unterdrückt auf, spannte die Bauchmuskeln an – und fühlte doch nur den Hauch einer Berührung.
Elmers Faust steckte in seinem Körper! Die Finger dehnten und streckten sich, und Sid meinte, ein Kribbeln dort zu spüren, wo es kein Kribbeln geben durfte.
Elmer zog die Hand zurück. Er taumelte. Sein Gesicht war mit einem Mal schweißbedeckt. »Jetzt weißt du's«, sagte er tonlos. »Jetzt weißt du, was ich kann. Und wie ich Dad umgebracht habe.«
Sid fühlte sich hilflos wie selten zuvor, als sein Freund zu weinen begann. Die Tränen kamen wie aus einem Sturzbach; er schluchzte so laut, dass Sid meinte, die Schwester würde jeden Augenblick ins Zimmer stürmen und sie beide trennen.
Womöglich ahnte sie, was hier vor sich ging, vielleicht hatte sie auch gelauscht. Doch sie ließ sich nicht blicken. Sid entschuldigte sich in Gedanken für viele böse Dinge, die er über Annunciatas feisten Hintern gesagt hatte.
»Warum sind wir so, wie wir sind?«, fragte er, nachdem sich Elmer ein wenig beruhigt hatte.
»Keine Ahnung. Zufall. Spontanmutationen. Umwelteinflüsse wie radioaktive Einstrahlung oder der Eintrag chemischer Substanzen, mit denen der Boden in manchen Teilen der Erde verseucht ist. Genetische Defekte. – Ich habe darüber recherchiert, aber bloß ein paar seltsame Theorien und viel Unsinn gefunden.«
»Ivanhoe glaubt, dass ich etwas Besonderes bin. Weil ich aus einem Keller verschwinden konnte?«
»So ist es.«
»Warum hat er mir dann das angetan?« Sid betrachtete seine Hände und Füße.
»Weil er ungeduldig wird. Er wollte deine Begabung aus dir rauskitzeln.«
»Und wenn ich in seinem Büro gestorben wäre?«
»Dann wärst du eben gestorben. Es wäre ihm wohl egal gewesen. Ohne Psi-Fähigkeit bist du für ihn und Camp Specter nichts wert.«
»Clifford hat mir geholfen, nicht wahr? Er hat mich aufgefangen, bevor ich in Ohnmacht fiel.«
»So sagt man.« Elmer nickte. »Er brachte dich ins Freie und hat dich ins Lazarett getragen.« Elmer wischte sich letzte
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